Die Notenbankgeldmenge ist auch in der Schweiz im Sog der weltweiten Finanzkrise stark angestiegen. Trotz Unkenrufen aus allen Ecken und Ende ist es aber nicht zu einem kräftigen Anstieg der Inflation gekommen. Die Renditen der Staatsanleihen sind nicht durch die Decke geschossen.
Ganz im Gegenteil bestand sogar die Gefahr der Deflation. Die Kerninflation lag im Vorjahr im Juni, Juli und August auf Null Prozent, um dann in den folgenden Monaten (September, Oktober und November) unter die Null-Marke (siehe Abbildung) zu fallen. Auch im Dezember und folglich im Januar 2011 belief sich die Kerninflation auf Null Prozent.
Das Geldmengenwachstum hat in der Schweiz keine Inflation ausgelöst, weil der Geldmultiplikator eingebrochen ist. Warum? Weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zum Erliegen gekommen ist. Woran erkennt man den Einbruch der Nachfrage? An der Produktionslücke, die sich öffnet. Die sog. Output Gap zeigt die prozentuale Abweichung des BIP vom geschätzten Produktionspotenzial. Die Produktionslücke besagt m.a.W., wie gut die Produktionsfaktoren in einer Volkswirtschaft ausgelastet sind.
Schweiz Produktionslücke (output gap), Graph: SNB, Quartalsheft II, 2011.
Die Produktionslücke gilt als Indikator für den Inflationsdruck. Fällt das BIP während einer längeren Zeit unter das Produktionspotenzial, signalisiert dies einen Angebotsüberhang und damit einen fallenden Inflationsdruck.
Schweiz Notenbankgeldmenge, Juni 2011 (Entstehung), Graph: SNB, July 21, 2011.
Die aktuell durchgeführten Schätzungen des Produktionspotenzials deuten darauf hin, dass das BIP im ersten Quartal noch geringfügig unter dem Potenzial lag, wie die SNB im Quartalsheft II, 2011 hervorhebt.
Je nach Schätzmethode betrug die Produktionslücke
-0,8% (Produktionsfunktionsansatz),
-0,3% (Hodrik-Prescott Filter) oder
-0,2% (multivariater Filter).
Die auf dem Produktionsansatz beruhende Schätzung der Produktionslücke impliziert laut SNB, dass das Arbeitskräftepotenzial noch nicht vollständig ausgelastet war.
Die Entwicklung der Notenbankgeldmenge auf der Seite der Entstehung:
(In Millionen Franken)
2007: 44’198
2008: 49‘562
2009: 99‘087
2010: 90‘208
2010 (Juni): 107’478
2011 (Jan.): 78‘620
2011 (Mai): 73‘296
2011 (Juni): 74‘396
Die Notenbankgeldmenge setzt sich zusammen aus: Währungsreserven + Wertschriften + Devisenswaps + Geldmarktgeschäfte - Sonstiges.
Währungsreserven beinhalten Gold und Forderungen aus Goldgeschäften + Devisenanlagen (ohne Devisen-Swaps) + Reservepositionen beim IWF + internationale Zahlungsmittel + Währungskredite.
Geldmarktgeschäfte umfassen Forderungen aus Repo-Geschäften in CHF + inländische Geldmarktforderungen + Lombardvorschüsse.
Sonstiges bedeutet Saldo der verbleibenden Bilanzpositionen (ab April 1998 inkl. Girokonten ausländischer Banken und Institutionen).
Auf der Seite der Verwendung sieht die Entwicklung so aus:
(In Millionen Franken)
Notenumlauf:
2007: 38’943
2008: 41‘306
2009: 45‘346
2010: 47’070
2010 (Juni): 47’212
2011 (Jan.): 49’319
2011 (Juni): 48’566
Girokonten inländischer Banken:
2007: 5’255
2008: 8’256
2009: 53‘741
2010: 43’138
2011 (Jan.): 29’301
2011 (Juni): 25’830
Notenumlauf + Girokonten inländischer Banken = Notenbankgeldmenge, d.h. 48'566 + 25’830 = 74'396.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen