Nehmen wir an, dass Griechenland den Euro nie übernommen hätte und die Bedingungen hinsichtlich der Kreditaufnahme im Ausland der Marktdisziplin ausgesetzt geblieben wäre, wie es in den 1990er Jahren gewesen ist. Wäre Griechenland heute real besser dran oder noch schlimmer?, fragt Steve Randy Waldman im Blog interfluidity rhetorisch.
Die Frage ist aber nicht einfach zu beantworten, fügt er gleichzeitig hinzu. Auf der einen Seite hat griechische Kreditaufnahme zu günstigen Bedingungen ein hohes Mass an realwirtschaftlichen Aktivitäten ausgelöst, einschliesslich wertvoller Entwicklungen in einer Vielzahl von Sektoren. Auf der anderen Seite ist es nun klar, dass die wahllose Kreditaufnahme im Ausland Verhaltenmuster aktivitiert hat, die nicht nachhaltig war, wobei die Anpassung nun teuer und schmerzhaft wird, bemerkt Waldman.
Wenn ausländisches Kapital frei verfügbar gewesen wäre, aber äusserst schwierig, hätten einige der realwirtschaftlichen Aktivitäten der 2000er Jahren heute vielleicht gar nicht stattgefunden. Aber vielleicht wären die Aktivitäten, die stattgefunden hätten, sich in andere Richtungen entwickelt, indem sie nachhaltige, profitable und weniger korrupte Verhaltesmuster geschaffen hätten.
Diese Frage betrifft nicht wirklich den Euro per se. Mehrere mittel- und osteuropäische EU-Mitglieder haben auch wahllose (nichtdiskriminierende) Kreditbooms erfahren, ohne formal die Gemeinschaftswährung zu übernehmen. Letzlich ist die Frage, ob die Marktdisziplin und die Beschränkung der Wahl, welche die Marktdisziplin impliziert, langfristige Vorteile oder Kosten für die Länder bedeuten.
Hilft eine aktive Überwachung durch ausländische Gläubiger jemals Ländern, sich gut zu entwickeln? Oder ist es eine Art kapitalistischer Wunschtraum? Und wenn zweckdienliche Marktdisziplin ein alter Aberglaube ist, ist es besser für die Länder, (a) Kredite aufzunehmen wie billig das Angebot ist, trotz der Wahrscheinlichkeit einer ineffizienten Nutzung oder (b) Fremdfinanzierung einzuschränken gestützt auf die Theorie, dass undiszipliniertes Cash Korruption oder Verschwendung fördert und die Länder schliesslich humpeln lässt?
Dies alles klingt nach „emerging markets“-Fragen und aber sie sind breit anwendbar, erklärt Waldman. Diese Fragen lassen sich auch für die USA, wo die Kreditaufnahme im Ausland gegen die Marktdisziplin immun scheint, stellen. Ist diese Tatsache ein Segen oder Fluch?
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