Samstag, 24. September 2022

Negativzinsen: Eine Ära geht zu Ende

Fed doesn’t trade inflation for growth 


Die Fed hat die Zinsen zum dritten Mal in Folge um 75 Basispunkte angehoben und signalisiert, dass weitere Zinserhöhungen bevorstehen.

Der neue «Dot Plot» der US-Notenbank zeigt einen Endzinssatz («terminal rate») von etwa 4,6 % im Jahr 2023, was höher ist als der Markt bisher erwartet hat. 

Bemerkenswert ist zudem die Vorhersage der US-Notenbank zur Arbeitslosigkeit: Erwartet wird ein Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,4%. Noch im Juni hatte sich die Prognose auf 3,9% belaufen. Das bedeutet im Klartext einen Verlust von mehr als 1 Mio. Arbeitsplätzen.


In Europa geht das Experiment mit Negativzinsen zu Ende, Graph: Reuters, Sept 22, 2022

Sonntag, 18. September 2022

Do Central Banks serve the People?

Buchbesprechung:

Peter Dietsch, François Claveau and Clément Fontan: Do central banks serve the people? Polity Books, Cambridge, UK, 2018.


Die Zentralbanken haben das Monopol für die Ausgabe gesetzlicher Zahlungsmittel. Das ist das Merkmal, das sie von allen Institutionen in einem Währungsraum unterscheidet.

Die Zentralbank («exogenous money») ist aber nicht die einzige Institution, die "Geld schafft". 

Tatsächlich sind die Geschäftsbanken («endogenous money») heute die wichtigsten Geldschöpfer (*), aber das Zentralbankgeld hat einen besonderen Status: Es ist die ultimative Form der Verrechnung zwischen Wirtschaftsakteuren.

Dieses Monopol versetzt die Zentralbanken in eine günstige Position, um zwei Ziele zu verfolgen: Finanzstabilität und Preisstabilität.

Die Zentralbank kann in Zeiten finanzieller Turbulenzen als Kreditgeber der letzten Instanz ("lender of last resort") eingreifen, da sie ohne Einschränkungen Liquidität schaffen und durch die Manipulation des Kreditpreises zu einem stabilen Preisniveau beitragen kann.

Die Zentralbanken scheinen heute den Menschen in ihrem Währungsgebiet aber nicht optimal zu dienen.

Warum?

Weil es laut Autoren dieses Buches hauptsächlich drei Herausforderungen gibt.

Dienstag, 13. September 2022

Deflation ist die wahre Sorge, nicht Inflation

Is inflation crisis over?


Die Inflationserwartungen, die von UST-Breakeven-Sätzen gemessen werden, deuten darauf hin, dass die Inflationsangst in den USA zu schwinden scheint.

Analysten für Containerschifffahrt reden zugleich davon, dass der durch die Pandemie ausgelöste Boom bei den Frachtraten seinen Höhepunkt erreicht hat.

Tatsächlich sind die Seefrachtraten auf den wichtigsten Handelsrouten seit Anfang des Jahres um mehr als die Hälfte gesunken, was ein mögliches Zeichen für einen nachlassenden Inflationsdruck und eine Entlastung der Lieferketten («supply-chain») ist.


Baltic Global Index, Graph: Yahoo Finance, Sept 11, 2022

Samstag, 10. September 2022

Energiekrise und Preisdeckel auf Gas

Jumbo Rate Hikes and Last Call for Price Policy


Die Energiekrise (*) hat mittlerweile einen Wendepunkt erreicht, der erhebliche wirtschaftspolitische Massnahmen erfordert. 

Denn der sprunghafte Anstieg der Gas- und Strompreise ist inzwischen so gravierend, dass es nicht unangemessen wäre, von einer potenziellen Gefährdung des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gefüges Europas zu reden. 

Goldman Sachs beispielsweise geht nun dazu über, eine Verhängung von Preiskontrollen zu befürworten.

Die Analysten der amerikanischen Investmentbank unterstreichen, dass das Ausmass und die strukturellen Auswirkungen der gegenwärtigen Krise noch tiefer gehen dürfte als die Ölkrise der 1970er Jahre



Da die Gasreserven bis November auf 90 % ansteigen werden, sieht es so aus, als ob Deutschland den Winter ohne russisches Gas überstehen könnte, allerdings nur, wenn es seinen Verbrauch weiterhin um 15 % gegenüber dem normalen Niveau senkt, Graph: JPMorgan, Sept 08, 2022


Montag, 5. September 2022

Bärenmarkt, Rezession und geschwächte Verbraucherstimmung

Forget about a Soft Landing – Peak Fed Hawkishness 


Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell hat mit seiner Rede am 26. August in Jackson Hole, Wyoming das Konzept einer sanften Landung («soft-landing») aufgegeben.

Eine sanfte Landung ist per Definition eine längere Periode mageren Wachstums und steigender Arbeitslosigkeit. Aber es handelt sich dabei nicht um eine völlige Schrumpfung der Wirtschaft.

Die Fed will stattdessen die Inflation durch eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums möglichst fest unter das Potenzial, das die Ökonomen auf 1,8% festsetzen, drücken.



Fed terminal rate, Graph: Bloomberg, Sept 02, 2022