Der Goldpreis ist neulich auf 1‘600 $ je Unze geklettert. Sollten wir uns darum kümmern? Mit dieser Frage beschäftigt sich Kash Mansori in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog.
Es gibt ein paar Gründe, warum der Preisanstieg des Edelmetalls uns interessieren könnte. Wenn es beispielsweise andere Dinge teurer macht wie der Ölpreisanstieg und wenn es etwas über die Psychologie des Marktes aussagt, z.B. über die Inflationserwartungen.
Der Goldpreis mag in der Vergangenheit ein guter Frühindikator gewesen sein. Aber heute gibt es keinen Grund, sich um die Preisentwicklung des Goldes zu kümmern. Warum?
Goldpreis und US-Inflation, Graph: Kash Mansori in The Street Light
Wie sieht es mit der Frage Gold als Absicherung gegen Inflation aus? Es stellt sich inzwischen heraus, dass das Verhältnis zwischen Gold und Inflationserwartungen überholt ist, wie in der von Mansori gelieferten Abbildung zu sehen ist. Der Goldpreis weist in den vergangenen 15 Jahren keine Korrelation mit der Inflation auf.
Die grüne Kurve in der Abbildung stellt eine explizite Messung der Inflationserwartungen dar, gemessen an der Renditedifferenz zwischen den Staatsanleihen, die gegen die Inflation indexiert (die. Sog. TIPS) sind und den Staatsanleihen, die die nominale Entwicklung (US-Treasury Bonds) der Renditen widerspiegeln.
Wenn aber der dramatische Anstieg des Goldpreises in den letzten paar Jahren nichts über die Inflationserwartungen aussagt, wodurch war der erstaunliche Preisanstieg verursacht?
Sieht man sich die Daten an, stellt man fest, dass der weltweite Goldmarkt relativ klein ist, erklärt Mansori. Das bedeutet, dass relativ kleine Mittelzuflüsse in den Markt für Gold potenziell sehr grosse Auswirkungen auf den Goldpreis entfalten. Und das wiederum bedeutet, dass der Goldpreis auf eine Reihe von Faktoren sehr empfindlich sein dürfte, die mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder der Inflation nichts zu tun haben.
Die folgende Tabelle zeigt, wie viel Gold in der Welt existiert und wie Gold verteilt ist. Die Daten stammen vom World Gold Council. Das meiste Gold, das vom Boden auf die Erde gebracht wird, wird zum Schmuck verwandelt. Selbst in den letzten paar Jahren wurden 2‘000 Tonnen Gold jährlich zum Schmuck verarbeitet. Wenn man darüber nachdenkt, dass ein Teil des Goldes auch recycelt wird, ist der Netto-Zuwachs an Gold, was zu Schmuckstücken verarbeitet wird, in der Tat kleiner als die Daten zeigen.
Wie viel Gold auf der Erde existiert und wie die Verteilung ist, Graph: Kash Mansori in The Street Light.
Überraschenderweise sind die Investitionen in Gold in den letzten paar Jahren nur um etwa 3‘500 Tonnen gestiegen. Ein Vergleich des gesamten Werts aller Investitionen in Gold Ende 2007 mit Ende 2009 zeit, dass die Investitionen um rund 600 Mrd. $ in Wert gestiegen sind. Rund 150 Mrd. $ davon ist auf den Anstieg der Goldmenge, die von Investoren zu Anlagezwecken gehalten werden, zurückzuführen. Und der verbleibende Effekt rührt vom Anstieg des Goldpreises her.
Wenn es eines Zuflusses von deutlich weniger als 600 Mrd. $ bedarf, um den Goldpreis zu verdoppeln, ist es sinnvoll, zu erraten, dass ein Netto-Zustrom von 100 Mrd. $ oder vielleicht sogar 50 Mrd. $ im Jahr in den Markt für Gold-Investitionen ausreichen würde, um den Preis deutlich und stetig höher zu treiben, legt Mansori dar. Das ist im Grunde genommen eine kleine Zahl im Vergleich zu den zig. Billionen von Dollar in anderen Arten von Vermögenswerten, die von privaten Haushalten gehalten werden.
Es könnte also ausreichen, nur 0,1% des Finanzvermögens der US-Haushalte zu bewegen, um einen erheblichen Einfluss auf den Goldpreis zu nehmen. Es ist auch denkbar, dass eine gute Werbekampagne von Gold-Produzenten ausreichen würde, um den Goldpreis zu bewegen.
Ob Investoren es mögen oder nicht, ist der zentrale Punkt hier sehr einfach: Da der Markt für Gold klein ist, kann der Preis stark von anderen Faktoren, die mit der Wirtschaft nichts zu tun haben, beeinflusst werden. Und da der Goldpreis über den Zustand der Wirtschaft nichts aussagt, ist das Edelmetall nicht als einen sinnvollen wirtschaftlichen Indikator zu betrachten.
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