Montag, 18. Juli 2011

USA sind nicht Griechenland

Vor dem Hintergrund des anhaltenden erbitterten Streits über die Schuldenobergrenze (debt ceiling) in den USA hat Paul Krugman unlängst auf die Hellenisierung des ökonomischen Diskurs hingedeutet. Nun erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor in seinem Blog noch einmal, warum der Vergleich, dass die USA wie Griechenland sind, vollkommen irsinnig ist. Der letzte Irrtum stammt von Lindsey Graham.

In der folgenden Abbildung zeigt Krugman die Netto-Verschuldung als Prozentsatz des BIP auf. Um den Einwänden zuvorzukommen, werden im Graph die Schulden auf allen staatlichen Ebenen, nicht nur die des Bundes dargestellt.


Netto-Staatsverschuldung in % des BIP: USA (die rote Kurve) versus Griechenland (die blaue Kurve), Graph: Prof. Paul Krugman

Die USA haben weniger Schulden als Griechenland. Was auch erwähnenswert ist, ist das Muster über die Zeit: Griechenland hat in einem scharfen Tempo Schulden im Verhältnis zum BIP angehäuft, selbst in guten Zeiten, während dies auf die USA nicht zutrifft, trotz aller Bemühungen der Bush-Regierung. Amerika hat also bisher keine vergleichbare Aufzeichnung im Hinblick auf dauerhafte fiskalische Verantwortungslosigkeit, erklärt Krugman. Die USA haben „hohe Defizite in Reaktion auf die Finanzkrise entwickelt, was genau dann geschieht, wenn wir hohe Defizite aufweisen sollten“, hält Krugman fest.

Das ist nicht einmal die Frage dessen, ob die USA eigene Währung haben oder nicht.

Ferner: Auch wenn Sie glauben, trotz all dieser Beweise, dass die USA Griechenland ähnlich sind, was soll es aussagen? Strenge Sparmassnahmen (fiscal austerity) angesichts einer depressiven Wirtschaft verbessern die langfristige Schuldenposition nicht, sondern sie schaden. Eine Sache, was die Verfechter der strengen fiskalischen Sparprogramme nie erwähnen ist, dass es gerade nirgendswo funktioniert. Denken Sie daran, wie Irlands frühe und wilde Wende zu Austerity die Märkte hätte beruhigen und Fremdkapitalkosten nach unten drücken sollen?

Steve Benen bringt es auf den Punkt, hebt Krugman hervor: Wenn Graham aufrichtig an seine Rhetorik glaubt, hat er keine Ahnung, worüber er redet. Wenn Graham aber nur eine Art zynisches Spiel spielt, dann ist er ein Schmierfink.

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