Donnerstag, 21. Juli 2011

Eurozone: Probleme sind politisch, nicht ökonomisch

„Für einen Wirtschaftswissenschaftler ist es einfach und klar, was getan werden muss: Griechenlands Verschuldung muss auf ein nachhaltiges Niveau gebracht werden“, schreibt Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Essay in FT.

Das ist nur durch eine Senkung des Zinssatzes, den Griechenland zahlt, zu bewerkstelligen, was die Verschuldung senken und/oder das Wirtschaftswachstum steigern würde. Es gibt zwar mehrere Möglichkeiten, wie dies zu erreichen ist. Aber die institutionellen Einzelheiten sind weniger wichtig, als die Erkenntnis dessen, was funktioniert und was nicht, betont der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Ökonomen mögen sich zerstreiten, ob die strengen Sparmassnahmen (austerity policy) funktionieren oder nicht, obwohl die Beweise aus Irland, Griechenland, Spanien, Lettland und viele andere Experimente zeigen, dass der daraus resultierenden Abschwung die Steuereinnahmen senkt, sodass die Verbesserung der Finanzlage zwangsläufig enttäuschend ausfällt. Aber der Markt hat sein Urteil gefällt: strenge Sparprogramme funktionieren nicht, erklärt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2001). Der Rückgang des BIP verschlechtert die Nachhaltigkeit der Verschuldung (i.d.R. gemessen an der Schuldenquote). Es wird Spekulanten in die Hände gespielt. Und sie schlagen aus der Gelegenheit Kapital.

„Das Problem, mit dem Europa konfrontiert ist, ist nicht so sehr wirtschaftlich, sondern politisch. Es ist einfach, zu sehen, was zu tun ist: Wenn Europa Eurobonds ausgibt, gestützt durch eine gemeinsame Verpflichtung aller Staaten, und die notwendigen, niedrigen Zinsen übermittelt, wäre die Verschuldung handhabbar“, legt Stiglitz dar. 

Selbst eine Schuldenquote von 150% des BIP kontrollierbar. Bei 6% bedarf es eines Primärüberschusses von 9%, um die Schulden zu bedienen. Europa kann heute laut Stiglitz auf Kapital zu niedrigen Zinsen zurückgreifen, sogar besser als die USA. 

Diejenigen, die jeden Sinn für die europäische Solidarität beiseite gelegt haben, seien getröstet: Bei solch niedrigen Zinsen ist die Wahrscheinlichkeit für das Bedürfnis nach echten Subventionen begrenzt. Selbst wenn es einige Subventionen gäbe, könnte Europa es sich leisten, unterstreicht Stiglitz.

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