Sonntag, 31. Juli 2011

Geldmarkt Instrumente

Angesichts der zunehmenden Angst vor einem Zahlungsausfall der USA steht der Geldmarkt zur Zeit im Fokus des allgemeinen Interesses.

Die overnight Repo-Sätze sind laut Bloomberg aufgrund des anhaltenden heftigen Streits um eine Erhöhung der Schuldenobergrenze (debt ceiling) auf das höchste Niveau seit 5 Monaten gestiegen. Der Satz betrug in den drei Monaten im Durchschnitt 0,05% (im Vorjahr 0,15%). Der Overnight-Repo-Satz (general collateral) ist diese Woche bis auf 0,20% geklettert. Der Fed Funds Effective Satz belief sich am Freitag auf 0,08%.

Es gibt grundsätzlich drei Instrumente am Geldmarkt: (1) Federal Funds, (2) Eurodollars, und (3) Repo, wie Perry Mehrling in seinem Buch The New Lombard Street ausführlich beschreibt.

Die Banken hielten vor dem Ausbruch der Finanzkrise kaum Reserven auf den Konten bei der Fed. Stattdessen gleichen die Banken Konten ab, indem sie am Geldmarkt Kredite aufnehmen oder vergeben.


Fed Funds Effective Rate, Graph: Bloomberg.com

(I) Federal Funds Markt: Der zentrale Mechanismus für die Art von Interbanken-Krediten ist der Federal Funds Markt, wo die Banken bei der Federal Reserve Einlagen als Kredit vergeben oder als Kredit aufnehmen, um ihre Netto Reserveguthaben bei nahe Null zu halten. In Transaktionen zwischen der Bank A und der Bank B ändern sich die Einlagen im Privatkundengeschäft (retail banking) nicht.

Interbank Kreditaufnahme und Kreditvergabe am Geldmarkt ist der zentrale Mechanismus, welcher es dem dezentralisierten Bankensystem ermöglicht, der Effizienz einer einzelnen Bank zu entsprechen, beschreibt Prof. Mehrling.

Erweitert man die Analyse um die Bank C und die Bank D, um es sich besser vorzustellen, sieht man schnell, wie der Umfang der Interbank-Finanzierung von der Bilanzaufstellung der involvierten Banken abhängt. Manchmal nimmt die Summe der Interbank-Finanzierung zu, manchmal nimmt sie ab. Alles hängt vom Muster der Zahlungen ab. Der Punkt ist, wie Mehrling zeigt, dass das System solange funktioniert, solange cash inflows den outflows im Bankensystem als Ganzes entsprechen.

(II) Eurodollar Markt: Was machen aber die Banken, die nicht Mitglied des Federal Reserve Systems sind und daher keinen Zugang zu dem Fed Funds Markt haben?

In diesem Fall findet die Kreditaufnahme im offshore Eurodollar Markt zum Libor-Satz (London Interbank Offer Rate) statt.

(III) Repo-Markt: Denkt man weiter und erweitert die Analyse um die Fälle, wo die Zahlungen (Finanzierungen) nicht das Bankensystem umfassen, dann hat man mit dem Repo-Markt für gesicherte Kreditaufnahme und Kreditvergabe zwischen der Bank A und der Bank B zu tun. In diesem Beispiel beschafft sich A das Geld, um ihren Zahlungen nachzukommen, indem sie einige Vermögenswerte vorübergehend verkauft. Und B bekommt die Zahlungen, indem sie die Vermögenswerte vorübergehend kauft. Die Kreditaufnahme und –vergabe findet durch die Intermediation eines zentralen Kontrahenten (counterparty) statt, was eigentlich eine Erweiterung des Repo-Marktes darstellt.

Die drei Instrumente sind austauschbar, indem Sinne, dass sie demselben Ziel dienen. Aber nicht jeder hat dengleichen Zugang zu diesen Instrumenten, sodass der Zinssatz variiert. Es sieht wie folgt aus:

Repo Satz < FF Satz < Eurodollar Satz

Die Spreads sind aber sehr klein, nur ein paar Basispunkte. Deshalb werden sie in den Lehrbüchern ignoriert. Man geht davon aus, dass die Fed den Satz bestimmt. Während der Finanzkrise sind die Spreads jedoch auf mehr als 100 Basispunkte geklettert, was zeigt, zumindest zum Teil, dass sich die Infrastruktur der Finanzierung unvorhersehbar angespannt hat.

Wenn man aber keine akzeptable Sicherheiten (collateral) für Repo Finanzierung hat und über keinen Zugang zum Federal Funds Markt verfügt, dann hat man keine andere Chance, als im Libor-Markt mitzubieten, bis jemand bereit ist, einem das Geld zu leihen. Das ist genau das, was in der Finanzkrise geschehen ist.

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