Dienstag, 29. Juni 2021

Fed, Inflation-Panik und Polemik

Die Verbraucherpreise (CPI) in den USA sind im Mai um 5% gestiegen, so stark wie seit 13 Jahren nicht mehr. Ein wesentlicher Grund ist die Entwicklung der Energiepreise. 

Die Kern-Rate (core rate), bereinigt um Energie- und Lebensmittelpreise kletterte um 3,8%. Die Kritiker der lockeren Geldpolitik befürchten, dass die Inflation nun aus dem Ruder läuft.

Was wir seit der letzten Fed-Sitzung (Juni) wissen, ist, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) im Durchschnitt von zwei Zinserhöhungen bis Ende 2023 ausgehen. 

Im Ausblick (dot-plot) vom März lautete die Prognose auf höchstens eine Zinserhöhung.

Doch Fed-Chef Jerome Powell bewährt Ruhe. Es handele sich dabei angesichts der abklingenden Pandemie („re-opening“) um eine „aussergewöhnliche Situation“. 

Die Notenbank werde die Zinsen nicht präventiv vor Angst einer ausser Kontrolle geratenen Inflation erhöhen.


Veränderung des Verbraucherpreisindexes gegenüber dem Vorjahr, Graph: WSJ, June 22, 2021 

Mittwoch, 16. Juni 2021

Eine Hochdruck-Wirtschaft, nicht Überhitzung

Die Entwicklung der Renditen der US-Staatsanleihen in den vergangen zwei-drei Wochen zeigt, dass die Fed noch nicht auf die höher als erwartet ausgefallenen Inflation reagieren wird.

Zur Erinnerung: Das US-Inflation-Datenmaterial im Mai sieht wie folgt aus: 5% Headline Inflation und 3.8% Kern Inflation (*).

Eine lange Periode der Unterbietung des Inflationsziels lässt nicht nur der Fed, sondern auch der EZB freie Hand, durch high-pressure economy zu überschiessen.

Wichtig ist dabei, zu unterscheiden, dass es sich beim Ansatz nicht um eine Überhitzung der Wirtschaft handelt, sondern um eine high-pressure economy.


Eine lange Periode der Unterbietung des Inflationsziels und der Spielraum der Notenbanken, zu überschiessen, Graph: Nordea, June 13, 2021


Mittwoch, 9. Juni 2021

Inflationssorgen, Repo und Staatsanleihen

Das ist eine bemerkenswerte Abbildung, die zeigt, dass die Volatilität der Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen in den vergangenen Wochen deutlich abgenommen hat, obwohl die Sorgen über die Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks zeitgleich wesentlich gestiegen sind.

Warum?

Die kurze Antwort ist, dass es sich dabei um eine technische Angelegenheit handelt, wie Bloomberg es beschreibt.

Was heisst das?

Banken kaufen US-Staatsanleihen (US-Treasuries), um ihren Liquiditätsbedarf zu decken, was folglich das Rendite-Niveau effektiv dämpft.

Der gegenwärtige Verlauf der Renditen auf dem UST-Markt deutet darauf hin, dass der neuerliche Preisdruck vorübergehend ist.

Würde diese Nachfragequelle versiegen, hätten wir eine neue Situation. Und die sog. Anreize würden für eine neue Konstellation auf dem Markt führen.


Die Volatilität der Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Bloomberg TV, June 7, 2021 

Mittwoch, 2. Juni 2021

Märkte, viele Variablen und Inflation

Inflation ist ein komplexes Phänomen. Und die Menschen mögen Komplexität nicht. Denn Komplexität ist der Feind der Transparenz. Einfachheit ist das Kennzeichen für Vertrauen. 

An den Märkten gibt es keine Garantie, sondern viele Variablen. Daher sind Fehler nicht vermeidlich. Bekannt ist, dass aufgrund von Krisen und Schocks die Unsicherheit bei Inflationserwartungen tendenziell zunimmt. 

Der Anstieg der Unsicherheit kann zu erheblichen Prognose-Fehlern führen. Zentralbanken ermitteln die Erwartungen unmittelbar aus Befragungen. Und zudem leiten sie sie aus Markdaten ab.

Tatsache ist, dass seit 2013 die Inflationsprognosen der Survey of Professional Forecasters (SPF) der EZB auf eine deflationäre Tendenz im Euroraum hindeuten; das heisst eine Unterschreitung des 2-Prozent-Ziels. 

Wichtig ist, zur Kenntnis zu nehmen, dass der Leitzins der EZB zugleich nahe an der unteren Nullgrenze oder sogar im negativen Bereich lag. 


Die EZB und ihr Ziel der Preisstabilität, Graph: Reuters, 29 Mai 2021.