Wenn die wirtschaftliche Leistung zum Teil ein Schönheitswettbewerb wäre, wie John Maynard Keynes einst nahegelegt hat, würden sowohl die USA als auch Europa in diesem Sommer hart um den letzten Platz konkurrieren, schreibt Simon Johnson in einem Artikel („Who Is In Worse Shape – the United States or Europe?“) in NYT.
Die Eurozone steht nach wie vor einer unmittelbaren Krise gegenüber. Letzte Woche wurde das Problem lediglich vor sich hergeschoben. Die USA sind auf der anderen Seite in einer viel besseren Verfassung über das nächste Jahrzehnt, als man vielleicht denkt, wenn man Politikern zuhört, beschreibt der ehemalige Chefökonom des IWF.
Nach Johnsons Einschätzung ist das Problem Europas (1) der Mangel an wirksamer Governance innerhalb der Eurozone. Die Regierungen hatten einen Anreiz, rücksichtslose Politik zu betreiben, sei es in Form von Haushaltsdefiziten (Griechenland), out-of-control Banken (Irland) oder Länder, die sich weigern, die wirtschaftliche Struktur zu schaffen, die das Wachstum fördert (Portugal), legt der am MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Dieser Ansatz war durch Darlehen aus anderen Ländern, insbesondere innerhalb der Eurozone, finanziert.
Im Zentrum dieses Systems stand (2) viel „Moral Hazard“. Das heisst, dass die Investoren aufgehört haben, sinnvolle Kreditanalyse zu erstellen, weil griechische, spanische oder italienische Regierungen nur ein paar Basispunkte über dem Satz für die deutsche Regierung Kredit aufnehmen konnten.
Das vergangene Woche verabschiedete Massnahmenpaket durch die EU ist zudem ein klassischer Fall von „Durchwursteln“. Das heisst, es wird laut Johnson nichts lösen.
Im Gegensatz dazu haben die USA ein einfaches Fiskal-Problem. Die Staatsverschuldung ist von 2008 an kräftig angestiegen, nicht so verschwenderisch wie im Fall von Griechenland, aber eher so wie im Stil der Banken-Katastrophe in Irland. Wenn das Kreditwesen zusammenbricht, dann stürzen auch die Einnahmen des Staates ein. Erholt sich die Wirtschaft, kommen die Einnahmen wieder zurück, unterstreicht der Autor des Buches 13 Bankers.
Der einzige interessante Aspekt über die heutige „Schuldenobergrenze“-Debatte ist, dass es über einem 10jährigen Prognosehorizont, der die Diskussion derzeit einrahmt, einfach kein fiskalisches Problem (gemessen an einer herkömmlichen Definition) gibt. Im Jahre 2021 werden die USA sehr wahrscheinlich einen kleinen Primärüberschuss auf Bundesebene aufweisen. Das heisst, dass der Haushalt, vor Zinszahlungen, nicht mehr im Defizit stehen wird, hält Johnson fest.
Fazit: Auf kurze Frist haben die Europäer laut Johnson das grosse Problem, was durch das langsame Wirtschaftswachstum in den USA zusammengesetzt sein wird. Auf längere Sicht bleibt es abzuwarten, wann und wie die US-Politiker die realen Haushaltsthemen in den Griff bekommen. So weit sind aber die Anzeichen nicht gerade ermutigend.
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