Jeder im Prognose-Geschäft drängelt sich, seine Schätzungen für das Wirtschaftswachstum sowohl im zweiten Quartal als auch für das Ende des Jahres herabzusetzen. Goldman Sachs war vor ein paar Monaten ziemlich optimistisch. Nun werden auch sie ganz pessimistisch, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.
Schreckliche Wachstumsaussichten, niedrige Inflation und, oh, niedrige Zinsen ohne ein Anzeichen von Bond Vigilantes. Die grundlegende makroökonomische Analyse zeigt sehr deutlich, was zu tun ist: expansive Fiskalpolitik und monetäre Expansion mit allen Mitteln. In der Tat fällt einem aus fast jedem leistungsfähigen Modell ein höheres Inflationsziel für die Art von Schlamassel, in dem die Wirtschaft jetzt steckt, ins Auge, erklärt Krugman.
Worüber wird aber in der Politik gerade geredet? Die Ausgabenkürzungen und ein Ende der monetären Expansion.
Die Argumenten sind hinlänglich bekannt: Angst vor unsichtbaren Bond Vigilantes, Angst vor einer Stagflation à la 1970er Jahre trotz Ermangelung jeglicher Beweise in diesem Sinne. Warum haben aber solche Argumente so viel Zugkraft, während alles, was die Ökonomen in den letzten drei Generationen gelernt haben, von Tisch gewischt wird?
Eine Antwort ist, dass die Makroökonomie schwer ist. Die Idee, dass der Staat, wenn die Familien ihre Gürtel enger schnallen, dasselbe tun soll, ist tief intuitiv, und genauso zutiefst falsch, unterstreicht der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Mike Konczal greift auf das Rentier-Argument von Krugman zurück und sieht „eine breite Neuausrichtung des Mechanismus unserer Gesellschaft in Richtung der entscheidenden Besessenheit von Oligarchien: Vermögen und Verteidigung von Einkommen".
Das ist richtig. Es muss nicht unbedingt die Form eines reinen Zynismus annehmen. Es ist viel mehr eine Sache der Anziehungskraft der wohlhabenden Leute gegen die Ansichten der Wirtschaftspolitik, welche unmittelbar Sinn ergeben im Hinblick auf ihre eigenen Interessen. Und die Politiker glauben, dass nur diese Ansichten als ernsthaft gelten, weil sie die Ansichten der wohlhabenden Leute präsentieren, beschreibt Krugman.
Das Ergebnis ist aber schrecklich: mehr und mehr sieht es wirklich wie eine Kleine Depression aus. Eine anhaltende Zeit der katastrophalen wirtschaftlichen Leistung. Und es ist völlig unbegründet, fasst Krugman zusammen.
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