Freitag, 29. Juli 2011

Zahlungsverzug und Repo-Markt

Der hässliche Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze (debt ceiling) und die Androhung einer Herabstufung der Bonität der US-Treasury Bonds durch die Rating-Agenturen werden allmählich im Anstieg der kurzfristigen Finanzierungskosten sichtbar. Das bedeutet eine „unbeabsichtigte Straffung“ der monetären Bedingungen, bemerkt Jim Caron, Morgan Stanley in seiner heute vorgelegten Forschungsarbeit.

Der Stress zeigt sich v.a. im Markt für Commercial Paper (CP) und im Repo-Markt. Die Anspannung ist in erster Linie auf die Vorsorgemassnahmen, die die Geldmanager treffen, zurückzuführen, nicht auf einen tatsächlichen Engpass an Liquidität, hebt Caron hervor. Das ist ein wichtiger Unterschied. Ein weiterer Grund ist ferner der allgemeine Standpunkt in Folge der Finanzkrise, möglichst viel Bargeld zu halten, anstatt Kredit zu vergeben.

Die anhaltende Erwartung auf eine Herabstufung der Top-Bonität der USA wirkt sich negativ auf die Finanzierungskosten aus, was sich in den Overnight- und Termin-Märkten manifestiert.


Core Deposits, Graph: Jim Caron, Morgan Stanley

Der Overnight-Satz für US-Treasury Bonds und Hypotheken-Anleihen ist in den vergangenen Tagen von einer einstelligen Zahl auf 10 bzw. 18 Basispunkte geklettert, da Geldmanager im Sog der aktuellen Debatte um die Bonität der Staatsanleihen mehr Liquidität suchen. Das Wachstum von Core Deposits ist folglich kräftig gestiegen.

Was würde aber konkret auf dem Repo-Markt passieren, wenn es in den USA zu einem Zahlungsverzug käme oder die Bonität der US-Treasury Bonds herabgestuft würden?

„In jedem Fall würde die Nachfrage nach US-Treasury Bonds als Sicherheit (collateral) abnehmen. Der Preis der US-Staatsanleihen würde wahrscheinlich fallen. Die Sicherheitsabschläge (haircuts) würden zunehmen, was Investoren veranlassen würde, mehr Cash zu halten, um eigene Positionen zu finanzieren. 

Dies könnte zu einem Verkauf von US-Treasury Bonds führen. Die Haircuts würden auf alle Fälle die Nachfrage nach US-Staatspapieren drücken“, erklären Darrell Duffie und Anil Kashyap in einem lesenswerten Artikel („US default would spell turmoil for the repo market“) in FT.

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