Montag, 25. Juli 2011

Keynesianer und ISLM-Modell

Auch Nick Rowe befasst sich in einem lesenswerten Beitrag im Blog Worthwhile Canadian Initiative mit dem Thema „Rating-Agenturen und öffentliche Verschuldung“.

In einem Standard ISLM-Modell verläuft die LM-Kurve horizontal, wenn die  Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, wo Geld und Staatsanleihen vollkommene Substitute darstellen.

Angenommen, es kommt nun zu einem Schock. Der Schock sieht wie folgt aus: Die Rating-Agenturen stufen das Rating der Staatsanleihen herab. Im Besonderen sagen die Rating-Agenturen, dass es, während das bisherige Ausfallrisiko Null betrug, jetzt eine Chance von 1% pro Jahr gibt, dass der Staat sein Wort (Versprechen), die Staatsanleihen zu 100% zu bedienen, nicht einhält.

Angenommen, alle glauben an die Rating-Agenturen. Angenommen, die Zentralbank hält die Verzinsung der Staatsanleihen unverändert, durch ein Versprechen, unbegrenzte Mengen von Staatsanleihen zu kaufen und zu verkaufen, und zwar zu mit demgleichen Zinssatz im Einklang stehenden Preisen. Es wird weiter angenommen, dass die Fiskalpolitik konstant bleibt.

Was geschieht jetzt?

Jedes Standard-Lehrbuch antwortet auf die Frage, dass der Schock zu einem Anstieg der Inflationserwartungen um 1% führen würde.

Die IS-Kurve wird als eine Funktion des erwarteten Realzinssatzes dargestellt, weil die gewünschten Ersparnisse und Investitionen von den erwarteten realen Zinsen (Real= Nominal minus Inflation) abhängen.

Die LM-Kurve wird als eine Funktion des nominalen Zinssatzes dargestellt, weil die Geldnachfrage eine Funktion der nominalen Zinsen ist, oder in diesem Fall, weil die nominalen Zinsen von der Zentralbank festgelegt werden.

Es gibt laut Rowe drei Möglichkeiten zur Handhabung eines 1%igen Anstiegs der erwarteten Inflation im ISLM-Modell.

(a) Der nominale Zinssatz wird auf der vertikalen Achse festgehalten und die IS-Kurve vertikal um 1% nach oben verschoben,

(b) Der reale Zinssatz wird auf der vertikalen (senkrecht) Achse festgehalten, und die LM-Kurve wird vertikal um 1% nach unten verschoben, und

(c) Die beiden Zinssätze werden auf der vertikalen Achse festgehalten, aber es wird vertikal ein Keil zwischen der IS- und LM-Kurve rechts des Schnittpunktes gesetzt.

Rowe bevorzugt die dritte Möglichkeit. Aber alle drei Möglichkeiten geben genau dieselbe Antwort: Der Anstieg der Inflationserwartungen um 1% verschiebt das ISLM-Gleichgewicht nach rechts auf ein höheres Niveau Realeinkommen und auf ein niedrieges Niveau Realzinsen. Der Anstieg der Inflationserwartungen verschiebt die aggregierte Nachfrage (AD) abgeleitet durch das ISLM-Modell nach rechts. Das ist etwas, was man im zweiten Jahr des Studiums lehrnt, hebt der an der Carleton University, Ottawa lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Und wenn Sie an das ISLM-Modell glauben und wenn Sie davon ausgehen, dass die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, und wenn Sie daran glauben, dass die Wirtschaft einen Anstieg der aggregierten Nachfrage benötigt, und wenn Sie daran glauben, dass die Fiskalpolitik eingesetzt werden sollte oder könnte, dann müssten Sie sagen, dass der Anstieg der Inflationserwartungen eine gute Sache ist, erklärt Rowe.

„Und das ISLM-Modell ist kein Strohmann. Einfach, grob, aber nicht Stroh. Kein Modell hätte als Strohmann überlebt. Paul Krugman (siehe auch hier) mag es“. Und er auch, unterstreicht Rowe.

„Warum bejubelnd US-Keynesianer die ausweglose Situation im Streit um den Haushalt (Schuldenobergrenze) und die Herabstufung der US-Staatsanleihen nicht? Das ist nicht unbedingt eine rhetorische Frage. Es kann Antworten geben. Aber sie sind nicht im Modell enthalten“, so Rowe.

(1) Ja, eine Herabstufung des Ratings der US-Staatsanleihen wäre eine gute Sache auf kurze Sicht, weil es der Wirtschaft ermöglichen würde, der Rezession zu entkommen. Aber es wäre eine schlechte Sache auf lange Sicht, weil die roll-over Kosten und die Kosten der Finanzierung der Schulden steigen würden, wenn die Wirtschaft wieder zur Normalität kommt.

(2) Ja, eine Herabstufung des Ratings der US-Staatsanleihen wäre eine gute Sache auf kurze Sicht, weil es der Wirtschaft ermöglichen würde, der Rezession zu entkommen. Aber es wäre eine schlechte Sache auf lange Sicht, weil die Anleihepreise fallen füllen, wenn die Wirtschaft wieder zur Normalität kommt und dies dürfte manche Banken in Schwierigkeiten bringen (und auch die Inflation steigern).

(3) Ein Versprechen ist ein Versprechen und es ist schlecht, Obligation (bond) zu brechen, selbst wenn gute Dinge passieren.

(4) ?

„Warum feiert aber niemand den ziemlich grossen Silberstreifen am Horizont? Oder glauben die Keynesianer nicht an das eigene Modell?“, fasst Rowe zusammen.

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