Ist Texas der Sattelschlepper der Arbeitsplätze Amerikas? Im amerikanischen Bundesstaat im mittleren Süden wurden mehr Arbeitsplätze geschaffen als im Rest der USA. „Eine Tatsache, die in den vergangenen Jahren besonders bemerkenswert geworden ist, während das Beschäftigungswachstum insgesamt schwach verbleibt“, hält Paul Krugman in seinem Blog fest.
Was steckt aber dahinter? „Es ist seltsam, dass sich niemand in der von NYT veranstalteten Debatte auf ein ökonomisches Modell bezieht, obwohl die Art von stilisierten, vereinfachten, aber in sich konsistenten Geschichten (nicht unbedingt mathematisch) die ökonomische Analyse ausmachen“, so Krugman. Daher versucht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises, diese Lücke zu schliessen, indem er drei informelle Modelle präsentiert, um ökonomisch zu erklären, was in Texas abgeht.
Es gibt angenommen zwei identische Regionen in den USA: Texas und New York. Jede dieser Regionen hat eine Arbeitskraft, die in Häusern lebt. Andere Produktionsfaktoren werden dabei der Einfachheit halber ignoriert, mit einer Ausnahme davon, dass Häuser Land erforderlich machen, wobei das Angebot fürs Land limitert ist. Weiter nehmen wir an, dass am Anfang alles im Gleichgewicht ist: Die Löhne und die Wohnkosten sind in beiden Regionen gleich.
Dann ändert sich etwas in Texas, was dazu führt, dass die Arbeitsplätze in dieser Region schneller wachsen als in New York. Die Frage ist, was sich geändert hat? „Jede Geschichte hat einige Implikationen darüber, was wir neben unterschiedlicher Schaffung von neuen Jobs sonst sehen sollten“, unterstreicht Krugman.
Modell I: Demographie
Angenommen, die Bevölkerung nimmt in Texas aus einem bestimmten Grund zu, was zu einem Anstieg der Arbeitskraft führt, sei es durch Einwanderung aus Mexiko oder sei es durch hohe Geburtenraten der bereits hierzulande lebenden Einwanderer.
„Das wird die Löhne nach unten drucken und der Rückgang der Löhne zu einem raschen Job-Wachstum führen. Während die Beschäftigung wächst, ist die Antriebskraft dahinter eher das Angebot (mehr Leute suchen Jobs), als die Nachfrage“, erläutert Krugman.
Modell II: Bebauungsbestimmungen (der Ed Glaeser Ansatz)
Angenommen, Texas lockert die Regulierung in Bezug auf die Grundstücknutzung, sodass das Wohnen im Vergleich zu New York relativ günstiger wird. In diesem Fall würden Arbeitskräfte nach Texas ziehen, auch wenn sie in Texas weniger Lohn beziehen würden als in New York, weil die Lebenshaltungskosten tiefer sind.
Was geschieht nun als nächstes? „Das wachsende Angebot an Arbeit wird die Löhne nach unten drücken, was zu einem Anstieg der Arbeitsplätze führt, genaus so wie im Falle der Demographie (Modell I). In diesem Fall ist es laut Krugman eine gutartige Sache. Aber es geht um die Wohnungspolitik (housing policy), nicht pro-business Umfeld im allgemeinen Sinne.
Modell III: (die Goodhair Doktrin)
Schliesslich nehmen wir an, dass die wunderbare Politik von Rick Perry tatsächlich zu einem kräftigen Anstieg der Produktivität führt, schildert Krugman. Dann müssten wir damit rechnen, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt, was die Löhne nach oben treiben und Arbeitnehmer nach Texas ziehen würde. Folglich käme es zu einem Beschäftigungswachstum.
Fazit: Texas sieht wie ein Fall aus dem Modell I und dem Modell II aus. Die Löhne in Texas sind niedrig und sie sind wahrscheinlich im Vergleich zu denen in den langasmer wachsenden Bundesstaaten gefallen. Auf der anderen Seite sind die Lebenshaltungskosten niedrig, v.a. dank dem günstigen Wohnungswesen.
Was wir aber nicht sehen, ist weder ein Anstieg der Produktivität noch der Löhne, was wir erwartet hätten, wenn der Goodhair-Ansatz richtig gewesen wäre. Wichtig ist, hervorzuheben, dass das reale pro-Kopf-BIP in Texas sehr langsam gewachsen ist.
Ferner: Was ist von Texas Performance während der Rezession und der Erholung der Wirtschaft zu halten? Die Leistungsentwicklung soll laut Krugman am Trend gemessen werden, dem Trend, der die Kräfte, die in den Modellen I und II beschrieben werden, widerspiegelt. Texas hat immer ein schnelleres Beschäftigungswachstum als der Rest Amerikas gehabt. Die Frage ist, ob der Bundesstaat im Vergleich zum Trend erstaunlich gut abgeschnitten hat. Nein, das ist nicht der Fall. Die Arbeitslosenquote in Texas liegt leicht über der Rate in New York, fasst Krugman zusammen.
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