Dienstag, 26. Juli 2011

Zahlungsausfall in einer Liquiditätsfalle

(Very wonkish)

Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit der Frage, die von Nick Rowe gestern aufgeworfen wurde: Wenn Keynesianer ihre Modelle ernst nähmen, was würden sie für die Auswirkungen der drohenden Zahlungsunfähigkeit (default) auf die Wirtschaft erwarten? Rowe antwortet darauf, dass die erwartete Zahlungsunfähigkeit wie ein Anstieg der Inflationserwartungen wirken würde, was bedeutet, dass es, wenn überhaupt, vorteilhaft wäre.

Krugman denkt, dass es falsch, aber dennoch eine interessante Weise ist.

Es ist wahr, dass, sagen wir, die Anleihen, die wir haben, mit einer 1%igen Chance innerhalb eines Jahres wertlos wären ähnlich wie die Erwartungen, dass die Inflation im nächsten Jahr den realen Wert der Anleihen um 1% erodieren würde, beschreibt Krugman.

Aber die Inflation höhlt nicht nur den Wert der Anleihen aus, sondern auch den Wert des Bargelds. Und deshalb kann die erwartete Inflation in einer Liquiditätsfalle helfen, nämlich dadurch, dass das Sitzen auf Cash weniger attraktiver wird. Die Bedrohung durch den Zahlungsausfall (default) tut es nicht, erklärt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Solange wir nicht über den Verlust des Vertrauens in die US-Banknoten reden, ist die Bedrohung der Zahlungsunfähigkeit nicht gleichwertig, und nicht expansiv, erläutert Krugman.

In der Tat würde Krugman argumentieren, dass es konktraktiv ist, weil es die Zinsen erhöhen würde, selbst in einer Liquiditätsfalle. Aber wie? Hier ist Erklärung von Krugman:

Was wir normalerweise in einer Liquiditätsfalle sagen, ist, dass die Fed die kurzfristigen Zinsen bei Null hält, welche so niedrig wie möglich gehen können, weil unter diesem Niveau das Bargeld die Anleihen dominiert. Und die Fed erreicht diesen Null-Zins durch die Bereitschaft, kurzlaufende Staatspapiere zu kaufen, jedesmal, wenn die Zinsen über Null zu steigen drohen.

Aber jetzt stellen Sie sich die Bedrohung einer Zahlungsunfähigkeit vor. Dies macht kurzfristige Papiere schlimmer als Bargeld, es sei denn, sie bieten einen ausreichend positiven Zinssatz an. Wir haben gerade postuliert, dass die Fed bereit ist, Anleihen zu kaufen, um die Zinsen auf Null zu halten. Was geschieht jetzt? In einem einfachen Modell würden Investoren alle Staatspapiere mit kurzer Laufzeit abstossen.

Und dann? In der Praxis könnten die Falken bei der Fed den Uncle Ben zwingen, die Käufe von Staatspapieren zu beenden, aus Angst vor einer zu grossen Ausweitung der monetären Basis. Aber angenommen, die Fed kauft in der Tat alle kurzfristigen Staatspapiere auf. Dann gäbe es keinen Marktzins mehr für diese Papiere, aber gäbe einen „Schatten“-Zinssatz. Ein Zinssatz, zudem die Investoren bereit wären, Staatspapiere mit kurzer Laufzeit zu kaufen. Und dieser Satz kann einfach über Null gehen.

Dieser Schatten-Satz ist wiederum der Satz, der sich in die Bestimmung der langfristigen Sätze einbettet, sodass wir erwarten sollten, dass die Zinsen entlang der Zinsstruktur steigen, legt Krugman dar.

Was hier schwierig wird, ist die Frage, ob die privaten Kreditkosten in Tandem steigen würden, für Unternehmensanleihen vielleicht nicht, aber die GSEs (staatlich gesponsorte US-Finanzinstitute) zahlen Zinsen, die an den Kosten der Kreditaufnahme der öffentlichen Hand gebunden sind. Und sie sind laut Krugman die wichtigsten Quelle für die Finanzierung von Wohneigentum, sodass die Hypothekenzinsen wahrscheinlich steigen würden.

Es gibt auch die Frage dessen, was mit der Funktionsweise der Finanzmärkte passieren würde. Ani Kashyap sagt, dass alles zusammenbrechen würde, weil die Repo-Sätze von den US-Treasury Bonds als Sicherheit (collateral) abhängen. Aber warum soll man nicht stattdessen einfach Bargeld verwenden?

Fazit: Krugman würde die Analyse in der Praxis aber lieber nicht testen wollen.

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