Es ist schon fast zwei Wochen seit der Ankündigung der Internationalen Energie Agentur (IEA), 60 Mio. Barrel an Rohöl aus der Reserven der Mitgliedstaaten freizugeben. Offensichtlich als Antwort auf die laufende Unterbrechung der Erdölversorgung aus Libyen. Wie sieht es mittlerweile aus?
Wenn es die Absicht gewesen sein soll, die Preise auf mittlere und längere Sicht zu senken, ist es gescheitert, steht in einem Kommentar in The Economist zu lesen. Der Preis der amerikanischen Sorte WTI (West Texas Intermediate) notiert heute höher als vor dem IEA-Beschluss.
Wenn es die Absicht gewesen sein soll, die Spekulanten zu bestrafen, gibt es auch keinen Anlass zur Sorge. Einige Spekulanten, die Öl long gegangen sind, dürften hohe Verluste eingesteckt haben, aber nur diejenigen, deren long Positionen für die Lieferung nach dem 23. Juni fällig werden, als der Preis deutlich niedrig lag.
Rohölpreis nach SPR-Freigabe: WTI versus Brent, Graph: The Economist
In der Zwischenzeit hat die Freigabe der strategischen Ölreserven durch die IEA eine Gelegenheit für andere potenziellen spekulativen Spieler erzeugt. Einige IEA-Mitglieder, darunter Japan und Grossbritannien haben ihre Reserven direkt an die Industrie freigegeben.
Oil Trader sind jetzt nicht gerufen, Angebote abzugeben. Und es scheint, dass sie es taten. Das amerikanische Department for Energy sagt, dass die Versteigerung schwer überzeichnet war, mit Angeboten von mehr als 90 Teilnehmern. Als Referenz: Es gibt in den USA 148 Raffinerien. Aber die meisten sind durch grosse Player wie Exxon vertreten.
Händler, die einen steigenden Ölpreis erwarten, und die Kapazität dazu haben, Öl zu lagern, können physische Bestände kaufen und das Öl auf Termin verkaufen. Solange der Preis steigt, um die Lagerkosten zu decken, ergeben sich Gewinne. Wenn ein Händler in der Lage war, am 24. Juni die Sorte WTI zu einem Spotpreis zu kaufen, müsste er jetzt schon auf einem ordentlichen Gewinn sitzen.
In normalen Zeiten würde ein unerwarteter und vorübergehender Anstieg der unmittelbaren Verfügbarkeit von Öl zwischen Verbrauch und Lagerung aufgeteilt. Aber die Gefahr besteht, dass die SPR eingesetzt werden, um vor der Lagerung abzuschrecken. Das Überangebot dürfte also nicht einmalig gewesen sein. Und die Freigabe der SPR (Strategic Petroleum Reserve) könnte vor diesem Hintergrund die Preise anhaltend niedrig halten, fasst The Economist zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen