Donnerstag, 14. Juli 2011

Nickt Bernanke für QE3 zu?

Die Finanzmärkte haben eine wahrgenommene Öffnung der Nachricht durch den Fed-Chef Ben Bernanke herzlich umschlungen, dass QE3 noch auf der Tagesordnung ist. 

Aber QE3 war nie vom Tisch. Es war einfach so, dass die Latte sehr, sehr hoch war, bemerkt Tim Duy in seinem Blog als Reaktion auf die Äusserungen Bernankes gestern bei der Anhörung vor dem US-Kongress.

Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor ist in dieser Hinsicht mit Calculated Risk einverstanden, dass Bernanke gestern die Latte für QE3 nicht abgesenkt hat. Der wichtigste Satz aus Bernankes Aussage lautet:

On the one hand, the possibility remains that the recent economic weakness may prove more persistent than expected and that deflationary  risks might reemerge, implying a need for additional policy support.


Inflationserwartungen gemessen an Renditen der inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS), Graph: Prof. Tim Duy

Es sind zwei Bedingungen, die beachtenswert sind: anhaltende wirtschaftliche Schwäche gekoppelt mit Deflationsrisiken.

Letzteres war ein Schwerpunkt, als die Fed QE2 eingeleitet hat. Das Fehlen eines solchen Risikos ermöglicht der Fed, den Ankauf von Staatsanleihen Ende Juni zu Ende zu bringen. Bernanke hat nun den Fokus auf seiner jüngsten Pressekonferenz deutlich auf die Deflation gerichtet, erklärt Duy.

Sehen wir Anzeichen, dass solche deflationäre Ängste sich abzeichnen? Noch nicht, zumindest nicht solche, die auf die Markt- und Umfrage-Indikatoren der Fed basieren.

Er würde darauf schauen, ob die Inflationserwartungen unter die Marke 200 Basispunkte fallen, was die Fed veranlassen würde, zu agieren, wie wir es im letzten Herbst gesehen haben, legt Duy dar.

Ohne einen erschütternden negativen Schock scheint es, schwer zu glauben, dass die Fed angesichts der jüngsten Inflationsdaten einen Konsens zur weiteren Lockerung der Geldpolitik schmieden könnte. Ohne ein klares Risiko von Deflation ist eine neue Runde von Anleihekaufprogramm (oder sonstige Bemühungen zur Lockerung) durch den geldpolitischen Aussschuss der Fed (FOMC) nicht zu schaffen, hält Duy fest.


Jüngste Inflationsentwicklung (USA), Graph: Prof. Tim Duy

Natürlich könnte eine solche Gefahr nicht so schnell entstehen. Die Scharaden um die Schuldenobergrenze (debt ceiling) und die europäische Schuldenkrise stellen laut Duy ein grosses Tail Risk dar. Es sollte daher nicht überraschen, dass die Fed bereit ist, einzuschreiten, um die Finanzmärkte zu unterstützen, falls solche Ereignisse auftreten würden.

Und Bernanke hat zudem eine andere Geschichte klar gemacht:

On the other hand, the economy could evolve in a way that would warrant a move toward less-accommodative policy.

Er hat keine spezifischen Daten als Marker für die Straffung der Geldpolitik vorgelegt. Kurzum könnte der geldpolitische Kurs gestrafft oder gelockert werden. Fehlen Deflationsrisiken, ist eine weitere Lockerung sehr, sehr unwahrscheinlich, fasst Duy zusammen.

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