Dienstag, 31. Mai 2011

Mathematik-Lücke zwischen Generationen

Mark Thoma macht in seinem Blog auf einen lesenswerten Beitrag („The mathematics generation gap“) von Frances Woolley in Worthwhile Canadian Initiative aufmerksam. „Vielleicht regen sich meine Studenten aus diesem Grund auf, wenn ich in den Prüfungen keinen Taschenrechner erlaube“, bemerkt Thoma.

Woolley befasst sich nämlich mit dem Stellenwert der Mathematik zwischen Generationen. "Einige Stundenten ringen mit der Volkswirtschaftslehre, weil sie die mathematischen Werkzeuge, die die Ökonomen verwenden, nicht vollständig verstehen. Professoren wissen nicht, wie ihre Studenten Mathematik gelernt haben, was ihre Studenten wissen und was nicht. Und sie haben daher keine Idee, wie sie ihren Studenten helfen können, diese Lücken zu schliessen", unterstreicht die an der Carleton University lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Die arithmetische Lücke ist offensichtlich: Professoren ab einem gewissen Alter (und einige eingewanderten Professoren) sind im Kopfrechnen geübt. Und Studenten unter einem bestimmten Alter nicht. Einige Auswirkungen der Arithmetik-Lücke sind vertraut: Professoren können nicht verstehen, warum Studenten darauf beharren, Taschenrechner zu benutzen. Studenten können nicht verstehen, warum ihre Professoren so unvernünftig sind.

Verschuldung der privaten Haushalte und Blasen

Paul Krugman befasst sich in seinem Blog derzeit für eine aktuelle Projektarbeit mit Alan Greenspans berühmten Rede („The mortgage market and consumer debt“) von 2004. Der ehemalige Fed-Präsident hat damals nicht nur geleugnet, dass es eine nationale Immobilienblase gab, sondern auch abgestritten, dass es sogar möglich wäre, eine nationale Immobilienkrise zu haben.

Die Rede war eigentlich im nachhinein betrachtet weitgehend auf die Verachtung von Bedenken wegen Verschuldung der privaten Haushalte ausgerichtet. Was aber in der Tat passiert ist, zeigt die von Krugman präsentierte folgende Abbildung ganz deutlich:


Verschuldung der Haushalte als Anteil (in %) am Einkommen, Graph: Prof. Paul Krugman

Ertragskurve als Indikator

Die Steigung der Zinsstrukturkurve hat heute den Ruf, einen einfachen Indikator für das Wirtschaftswachstum zu bieten. Es ist einfach zu verstehen: eine inverse Ertragskurve (kurzfristige Zinsen höher als langfristige) deutet auf eine Rezession in etwa vier Quartalen hin. Eine steile, aufwärtsgerichtete Steigung der Ertragskurve (kurzfristige Zinsen tiefer als langfristige) deutet auf ein starkes Wirtschaftswachstum hin und umkehrt. Eine sehr flache Ertragskurve zeigt ein schwaches Wirtschaftswachstum an, erklärt der Blog The Denouement.

Jede der letzten sieben Rezessionen folgte einer Inversion der Zinsstrukturkurve, die rund vier Quartale davor vorging. Die Ertragskurve wurde im August 2006 invers, 5 Quartale bevor die Rezession im Dezember 2007 begann. Im Frühjahr 2007 sagte die Ertragskurve eine Wahrscheinlichkeit von 40% im Hinblick auf eine Rezession im Jahr 2008 vorher.


3-Month Treasury Bill, Graph: Fed St. Louis, May 2011

Montag, 30. Mai 2011

Ertragskurve und Trugschluss

(Wonkish)

Paul Krugman deutet in seinem Blog auf einen Artikel („Key bond yields fall amid global growth fears“) in FT, in dem zu lesen ist, dass die Anleihemärkte Sorgen über das Wirtschaftswachstum signalisieren.

Caroline Baum hingegen erzählt in ihrer Kolumne („That Recession Forecast? Yield Curve Says No Way“), dass wir uns darum nicht sorgen müssen, weil die Renditekurve (yield curve) positiv geneigt ist.

Schlechte Ideen in der Wirtschaft sterben nie, bemerkt Krugman mit dem Hinweis auf den Artikel in FT. Der Grund für die historische Beziehung zwischen der Steigung der Zinsstrukturkurve und der Performance der Wirtschaft ist, dass der langfristige Zins in Wirklichkeit eine Vorhersage der künftigen kurzfristigen Zinsen darstellt, erklärt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).


Treasury Yield Curve (Ertragskruve), Graph: Fed St. Louis, National Economic Trends, May 2011

Schweiz: Negative Inflation

Die Wechselkursentwicklung stellt für die Schweiz das grösste Risiko dar. Da der Franken nach 2009 auch 2010 unter Aufwertungsdruck stand, hat die SNB versucht, eine übermässige Aufwertung der Landeswährung zu verhindern, indem sie in grossem Umfang Devisen gekauft hat.

Zur Erinnerung: Die SNB hatte im März 2009 beschlossen, die Zinsen faktisch auf Null zu senken. Im Juni 2010 hat die SNB die Devisenmarktinterventionen eingestellt, da sie zum Schluss kam, dass von einer weitere Aufwertung des Frankens nicht mehr dieselbe Gefahr für die Preisstabilität ausgehen würde. Seither hat sich der Franken aber exportgewichtet um 13% aufgewertet.


Schweiz, Negative Kerninflation (März ist ein Ausreisser*), Graph: Acemaxx-Analytics

Lohnstückkosten: Wie kommt die Trendwende?

Der Employment Cost Index (ECI: Arbeitskostenindex) ist zuletzt zwar um 2% gestiegen, aber es ist kein Grund zur Sorge, bemerkt Tim Duy in seinem Blog. Weil der Anstieg, wie Paul Krugman kürzlich unterstrichen hat, dem Produktivitätswachstum entspricht. Es gibt also kaum Anzeichen im Hinblick auf eine galoppierende Inflation.

Die nächste Frage ist, so Duy, ob wir zumindest auf kurze Sicht Vorsicht sollten walten lassen, wenn das Lohnwachstum schneller als das Produktivitätswachstum erfolgen würde? Es kommt darauf an. Worauf? Hier ist zunächst der Verlauf der Lohnstückkosten seit 1983.


USA: Lohnstückkosten, Verlauf seit 1983, Graph: Prof. Tim Duy

Gegen erlernte Hilflosigkeit

Die Arbeitslosigkeit ist ein schreckliches Übel in weiten Teilen der westlichen Welt. Fast 14 Millionen Amerikaner sind arbeitslos und weitere Millionen stecken in Teilzeitarbeit oder Jobs, wo die Menschen ihre Fähigkeiten nicht nutzen können. Die Situation zeigt keine rasche Besserung. Dies ist eine weitere Tragödie, und in einer rationalen Welt wäre es unsere oberste wirtschaftliche Priorität, diese Tragödie zu einem Ende zu bringen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Against Learned Helplessness“) in NYT.

Doch auf beiden Seiten des Atlantiks entwickelt sich zwischen einflussreichen Personen ein Konsens, dass in Sachen Beschäftigung nichts getan werden kann. Stattdessen sieht man eine Proliferation von Entschuldigungen für die Untätigkeit, die in der Sprache der Weisheit und der Verantwortung gekleidet ist, beschreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).

Nichts ist falsch mit unseren Arbeitnehmern. Erst vor vier Jahren betrug die Arbeitslosenquote unter 5%. Der Kern unseres wirtschaftlichen Problems ist die Verschuldung, v.a. Hypothekenschulden, die die Haushalte während der Bubble-Jahre hochgefahren haben.

Sonntag, 29. Mai 2011

Hoffnungslos durcheinander in Geldtheorie

Benn Steil und Manuel Hinds haben am Montag in einem wunderlichen Kommentar („Keynesians are complacent about the dollar“) in FT geschrieben, dass die Fed jetzt gezwungen werde, unter äusseren Zwängen, vergleichbar mit denen des klassischen Goldstandards (wo die USA mehr Gold benötigt hatte, mehr Dollars zu schaffen) zu operieren. Unter einem „Euro-Standard“ würde die Fed mehr Euros benötigen, um mehr Dollars zu schaffen, weil ihre geldpolitische Expansion notwendigerweise mehr Nachfrage nach mehr Einfuhren erfordert und die Fed könnte ihre Euro-Reserven nicht endlos abbauen, um den Kauf zu finanzieren.

Da die USA nach Meinung der Autoren nicht mehr in der Lage wären, ihr Leistunsbilanzdefizit durch Zaubertricks abzudecken, müssten sie Anleihen in Euro ausgeben.

„Aber, aber, aber, aber...“, bemerkt Brad DeLong dazu in seinem Blog. Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor verweist mit Recht darauf, dass der Euro nicht die wichtigste internationale Reservewährung ist. Weder das Pfund noch der australische Dollar, der kanadische Dollar, der Schweizer Franken oder eine ganze Reihe von anderen Währungen. Doch die Eurozone, Grossbritannien, Australien, Kanada und die Schweiz sind sehr in der Lage, eigene Schuldtitel in den eigenen Währungen zu begeben. Und sie sind in keiner Weise „gezwungen, unter äusseren Zwängen vergleichbar mit denen des klassischen Goldstandards zu operieren. Überhaupt nicht.

Arbeitslosigkeit und fatale Geisteshaltung

(Wonkish)

Paul Krugman befasst sich in seinem Blog weiter mit dem aktuellen OECD-Bericht. Der Bericht ist bemerkenswert, aber im negativen Sinne, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hervor. Wie er bereits darauf hingewiesen hat, beharrt die Organisation mit Sitz in Paris darauf, dass die Zinsen erhöht werden müssen.

Was der Bericht macht, ist in einer besonderen Art „can’t do spirit“ (wir können-es-nicht-tun Geisteshaltung) umzumanteln, welche mittlerweile viele der Welt-Politik-Elite erfasst hat, legt Krugman dar. Der OECD-Chef bemerkt in seinen Ausführungen im Bericht, dass die hohe Arbeitslosigkeit ein schreckliches Problem ist, welches Risiken birgt, bleibende Schäden zuzufügen, aber der Spielraum für makroökonomische Politik, um die komplexen Herausforderungen anzugehen, weitgehend ausgeschöpft sei. Daher müssen wir „strukturell vorgehen“.


Personal Consumption Expenditures (PCE), ohne Lebensmittel und Energie-Preise, Graph: Prof. Paul Krugman

Warum Beschäftigung sich so langsam erholt

Mark Thoma befasst sich in einem lesenswerten Essay (“Unemployment: Why Stimulus Hasn’t Created More Jobs“) in The Fiscal Times mit der Frage, warum die Beschäftigung sich so langsam erholt. Eine Antwort ist, dass ein wichtiger, aber weithin unbekannter Wandel in Sachen Fiskalpolitik stattgefunden hat, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Weitgehend wegen des Einflusses der angebotsorientierten Republikaner und vieler Demokraten, die die Wachstumspolitik umschliessen, wurde die Wirtschaftspolitik, die einst festgelegt war, Innovation im Privatsektor anzukurbeln, für den Staatssektor und die Ausgaben für Infrastruktur angewendet. Der Wandel in der Politik, welcher das Wachstum an die Spitze gesetzt hat, hat die Ressourcen und Aufmerksamkeit weg von der traditionellen Wirtschaftspolitik, die die Arbeitslosigkeit mit einem schnelleren Tempo hätte reduzieren können, verschoben, legt Thoma dar.

Um den Wandel in Politik zu verstehen, ist es sinnvoll, die fiskalpolitischen Ansätze in zwei Kategorien aufzuteilen: (1) angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, um die Aussichten für das langfristige Wachstum zu verbessern und (2) nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik, um die kurzfristigen Konjunkturschwankungen zu stabilisieren.

Samstag, 28. Mai 2011

Schatten Bankensystem: Spieler melden sich zurück

Die Schatten Banken-Industrie ist zurück, und sie könnte grösser werden als je zuvor, teilt Standard & Poor’s in einem aktuellen Bericht („The Shadow Banking System Steps Into The Spotlight“) mit. Da die tradtionellen Kreditgeber und grosse Investmentbanken eine Welle von neuen Regeln (Dodd-Frank Finanzreform) gegenübersehen, erblicken ihre leicht regulierten Brüder eine Möglichkeit, davon zu profitieren, wie DealBook, WSJ berichtet.

Die wiedererstarken Schatten Banking Unternehmen streben nach Stärkung ihrer Bilanzen, um Geschäfte aufzunehmen, die herkömmliche Banken einstellen. Die Ratingagentur S&P befürchtet unter gewissen Umständen Destabilisierung des Finanzsystems.

FDIC meldet eine weitere Bankschliessung

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post eine Bank in Washington geschlossen. Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2011 verstaatlicht wurden, auf 44 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 157 Banken gescheitert sind. Das Tempo der Bankschliessungen hat sich verlangsamt. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr waren 78 Bankenpleiten gezählt.

Die verstaatlichte Bank verfügt über ein Anlagevermögen von 173,5 Mio. $ und Einlagen von 163,3 Mio. $. Die Kosten der geschlossenen Bank beträgt für die öffentliche Hand  34,9 Mio. $.

Bankpleiten:
2011: 44
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Warum IWF-Chef aus einem Emerging Market-Land kommen soll

Jedes Mal, wenn der IWF einen neuen Geschäftsführer erwartet, klagen Kritiker, dass es höchste Zeit für einen Amtsträger aus einem Emerging Markets-Land ist. Aber das Jammern ändert nichts an der ungerechten 60-jährigen Tradition, dass ein Europäer den IWF und ein Amerikaner die Weltbank führt. Nur wenn die Schwellenländer sich auf einen einzigen Kandidaten einigen würden, könnten sie sich den Posten sichern, schreibt Jeffrey Frankel in einem lesenswerten Essay („Who Should Lead the IMF?“) in Project Syndicate.

Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde (Europas Wahl) ist beeindruckend und kompetent. Aber das Vorhaben, dass die laufenden Staatsschuldenkrise am Rande Europas ein Grund ist, einen Europäer zu ernennen, ist falsch. Lagarde selbst scheint dies zu bestätigen, hebt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Europa hat seinen impliziten Anspruch, die beste Quelle für ernsthafte Leute mit Erfahrung für die Führung des IWF zu sein, verloren.

Freitag, 27. Mai 2011

Inflation in Deutschland sinkt – Was macht die EZB?

Die Inflationsrate ist in Deutschland im Mai zum ersten Mal seit 9 Monaten gesunken. Die Verbraucherpreise sind im vergangenen Monat auf 2,3% zurückgegangen. Der Preisindex verändert sich laut Destatis (Statistisches Bundesamt) gegenüber April 2011 voraussichtlich nicht. Der (für europäische Zwecke berechnete) Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland wird im Mai 2011 voraussichtlich um 2,4% höher liegen als im Mai 2010. Gegenüber dem April 2011 sinkt der Index um 0,2%.

Warum? Weil die Rohstoffepreise gesunken sind. Der Ölpreis ist im Mai um 11% gefallen, wie Bloomberg berichtet. Die Frage ist, was die EZB nun tun wird? EZB-Präsident Jean-Claude hat im April die Leitzinsen für die Eurozone von 1,0% auf 1,25% erhöht. Für die Straffung der Geldpolitik war der Preisanstieg an den globalen Märkten für Rohstoffe ausschlaggebend. Wird Trichet jetzt die Zinsen senken, weil die Rohstoffpreise nachgelassen haben?

Straffe Fiskalpolitik destabilisiert die britische Wirtschaft

Die Performance der britischen Wirtschaft ist im vergangenen Jahr keine Überraschung. Wenn Sie nach einer schweren Finanzkrise eine straffe Fiskalpolitik an den Tag legen, sagen sowohl die Geschichte als auch die Mainstream-Volkswirtschaftslehre, was zu erwarten ist und was wir bereits wissen: kein Wachstum des weit gefassten Geldmengenaggregats oder des Kredits, anhaltend hohe Zinsspannen für kleine Unternehmen und Haushalte, flacher oder schrumpfender Privatkonsum und Einzelhandel, Mangel an Bautätigkeit und sinkende Reallöhne.

Alle werden nur teilweise durch einige Expansion der Ausfuhren ausgeglichen. In einer solchen Situation sollten Sie wenig Inflation im Inland erwarten und das ist auch genau das, was das Vereinigte Königreich jetzt erlebt, schreibt Adam Posen in einem lesenswerten Kommentar („Now is not the time to raise interest rates“) in FT.

Warum Christine Lagardes IWF-Kandidatur problematisch ist

Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde kandidiert für den IWF-Sitz. Was spricht aber dafür, was dagegen? Madam Lagarde ist eine durchaus beachtliche Kandidatin. Aber sie ist nicht eine perfekte Kandidatin: ihre Wirtschaftskenntnisse sind begrenzt, schrieb Martin Wolf am Dienstag in einem Kommentar („Europe should not control the IMF“)  in FT.

Die EU verfügt über knapp 30% der Stimmen in dieser Quasi-Wahl. Der Stimmanteil der USA beläuft sich auf 16,8% und die Amerikaner scheinen zulassen zu wollen, dass ein Europäer den IWF-Sitz bekommt, solange die USA den Sitz der Weltbank behalten können, bemerkt Simon Johnson in einem lesenswerten Beitrag („The Problem With Christine Lagarde“) in NYT. Madam Lagarde kann nun um die Welt reisen und sich entlang der Linien für den altmodischen Kuhhandel engagieren: „unterstützen Sie mich, und ich und Frankreich werden Euch im Gegenzug etwas Passendes anbieten“.

Bankensektor im ersten Quartal 2011

Die von der FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) versicherten Geschäftsbanken und Sparkassen haben im ersten Quartal 2011 insgesamt einen Gewinn von 29 Mrd. $ aufgewiesen. Das bedeutet eine Verbesserung um 11,6 Mrd. $ im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres 2010. Das ist das siebte Quartal in Folge mit einem Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr, teilte die Einlagensicherungsbehörde (FDIC) mit der Vorlage des Quarterly Banking Profile am Dienstag mit

Mehr als die Hälfte der Institutionen (56%) hat einen besseren Quartalsüberschuss im Vergleich zum Vorjahr verkündet. Und nur 15% der Banken hat einen Nettoverlust im Quartal verbucht. Die durchschnittliche Rentabilität auf das eingesetzte Kapital (ROA: return on assets) legte von 0,53% vor einem Jahr auf 0,87%.


US-Banken Gewinne (2000, 1. Quartal – 2011, 1. Quartal), Graph: Prof. Mark Perry

Donnerstag, 26. Mai 2011

Geheime Darlehen der Fed an Banken

Die US-Notenbank hat einem heute vorgelegten Bericht von Bloomberg zufolge geheime Darlehen gewährt, und zwar zu einem Zinssatz von 0,01%. Credit Suisse, Goldman Sachs, Royal Bank of Scotland zählen zu den Banken, die sich 2008 im Rahmen eines Notkrediten-Programms jeweils mindestens 30 Mrd. $ zum Nulltarif bei der Fed Geld geborgt haben. Die 80 Mrd. $ schwere Initiative mit dem Namen ST OMO (Single-Tranche Open Market Operations) hat laut Bloomberg Darlehen mit 28 Tagen Laufzeit von März bis Dezember 2008 zur Verfügung gestellt. Einheiten von 20 Banken wurden demnach aufgefordert, auf Auktionen für Cash mitzubieten. Der zu zahlende Zinssatz betrug 0,01%, während die Fed über die wichtigste Spitzenfinanzierungsfazilität 0,5% erhob.

 „Das war eine reine Subvention“, sagt Robert A. Eisenbeis, der ehemalige Leiter der Forschungsabteilung bei der Fed Atlanta. Barney Frank, der US Kongressabgeordnete und der ehemalige Vorsitzende des Ausschusses für Finanzdienstleistungen im Repräsentantenhaus habe nach eigenen Angaben keine Kenntnis von diesem Programm gehabt.

Warum soll Geldpolitik jetzt „normalisiert“ werden?

Die OECD hatte vor einem Jahr auf unerklärliche Weise für kräftige Zinserhöhungen in den fortgeschrittenen Ländern plädiert, obwohl die Organisation mit Sitz in Paris in den eigenen Berichten anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und niedrige allgemeine Inflation für die kommenden Jahre prognostiziert, wie Paul Krugman in seinem Blog heute erinnert.

In ihrem aktuellen Economic Outlook fordert die OECD jetzt wieder Zinserhöhungen. Der auffallende Terminus ist dabei „Normalisierung“, wie auch von Mario Draghi verwendet wird. Wie soll aber die Geldpolitik „normalisiert“ werden, während die wirtschaftliche Situation tief abnormal bleibt, fragt Krugman mit Recht.


OECD Prognosen, Graph: OECD Economic Outlook via Prof. Paul Krugman

Grosse Depression – Lange Depression

Heute steht die zweite Veröffentlichung des BIP der USA im ersten Quartal im Fokus der Konjunkturdaten. Paul Krugman hatte im Vorjahr gewarnt, dass die Wirtschaft sich in Richtung „Dritte Depression“ bewegt. Was der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) damit gemeint hat, war ein längerer Zeitraum der Konjunkturschwäche.

Weder die Lange Depression des 19. Jahrhunderts noch die Grosse Depression des 20. Jahrhunderts war eine Ära des Nonstop-Rückgangs. Im Gegenteil schlossen die beiden Zeiträume Wirtschaftswachstum ein. Doch waren beide Begebenheiten der konjunkturellen Erholung nie genug, um den Schaden des ersten Einbruchs der Konjunktur rückgängig zu machen. Und es folgten Rückfälle, beschreibt Krugman.


US BIP, Graph: FRED, Fed St. Louis via Prof. Brad DeLong

Wie viel beträgt die US-Staatsverschuldung in Gold?

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise gibt es zwei Themen, die in den Finanznachrichten dominieren: (a) der Anstieg des Goldpreises und (b) der Anstieg der Staatsverschuldung. Der Preis des Goldes ist seit November 2008 um 94% gestiegen. Die Menge der US-Staatsschulden ist um 34% gestiegen, steht in einem interessanten Beitrag von the Atlantic zu lesen.

Die US-Staatsschulden werden i.d.R. in US-Dollar ausgedrückt. Würde man aber die Schulden der öffentlichen Hand in Troy Pound Gold (12 troy ounces = 1 troy gold) ausdrücken, ergäbe sich die folgende Abbildung. Der Autor will dann wissen, wie viel Gold es kosten würde, die Schulden abzuzahlen?


US-Staatsverschuldung in Troy Pounds Gold, Graph: the Atlantic

Mittwoch, 25. Mai 2011

Staatsverschuldung : The Good, The Bad and the Ugly

Das Defizit ist das Thema Nr. 1 auf der politischen Tagesordnung. Wie dringend ist aber das Defizitproblem? Ist es wichtig, dass das Defizit jetzt sofort gekürzt wird oder gibt es Zeit für einen geduldigen und bedachten Ansatz? Mark Thoma befasst sich in einem lesenswerten Beitrag in CBS MoneyWatch mit diesen Fragen.

The Good

Es gilt als erstes zu erkennen, dass Defizite nicht immer schlecht sind. Gerät die Wirtschaft in eine Rezession, kann Deficit Spending durch Steuersenkungen oder den Kauf von Gütern und Dienstleistungen die Abwärtspirale stoppen und dazu beitragen, der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. So können Defizite helfen, die Wirtschaft zu stabilisieren, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschafsprosessor.

Darüber hinaus verbessern sich die Aussichten für die Unternehmen, da die Wirtschaft sich durch Deficit Spending verbessert. Und das kann zu höheren Investitionen führen, ein Effekt, der als Crowding in bekannt ist. Defizite ermöglichen, Infrastruktur zu erwerben und die ausstehenden Rechnungen auszustrecken so wie die Haushalte sich ein Auto oder ein Haus beschaffen.

USA: Wie ist die Verschuldung entstanden?

Ezra Klein deutet in seinem Blog bei The Washington Post auf die folgende Abbildung hin:


USA Staatsverschuldung, Graph: off the charts

Gelb: Bush-Ära Steuersenkungen, Rot: Kriege in Irak und Afghanistan, Blau (hell): Abschwung, Blau (dunkel); TARP, Fannie und Freddie (staatliche Hypothekenfinanzierer), Türkis: Konjunkturmassnahmen, Grau: andere Schulden.

Gibt es Hoffnung für Griechenland?

Wie lautet die Antwort auf Griechenlands Schuldenkrise? Wenn das Land rigorose Sparmassnahmen (fiscal austerity) treffen muss, um in der Eurozone zu verbleiben, was mehrere Jahre hohe Arbeitslosigkeit und Rezession bedeutet, wäre es nicht eine vernünftige Option, die Eurozone zu verlassen? Die amerikanische Zeitung The New York Times will von einer Reihe von renommierten Wirtschaftsprofessoren (Simon Johnson, MIT Sloan, Barry Eichengreen, University of California, Berkeley) wissen („Room for Debate“), ob es eine Hoffnung für Griechenland gibt.

„Es scheint ziemlich klar, dass irgendeine Form der Umstrukturierung der griechischen Schulden unvermeidbar ist, schreibt Anat Admati in ihrem lesenswerten Beitrag („How Banks Fueled the Crisis“) in NYT. „Warum der intensive politische Zirkus um diese Krise? Es gibt ja keine gesetzlichen oder logistischen Hindernisse, einen vernünftigen Plan zu erstellen. Und warum bieten die EZB und die anderen in Europa einschliesslich Deutschland  mehr Rettungspakete?“, argumentiert Admati.

Gold ist keine Investition

„Gold ist keine Investition. Es ist eine Spekulation. Investitionen werden aufgrund der Auswertung der zugrundeliegenden Werte getätigt. Spekulative Wetten werden mit Hinblick auf den Preis abgeschlossen, in der Hoffnung, dass der Preis steigt“, schreibt Carl Richards in einem lesenswerten Beitrag („Gold is not an Investment“) in NYT.

Bei Investitionen geht es um Werte. Bei Glückspielen um den Preis. Gold hat keinen zugrundeliegenden Wert. Es gibt dafür einen Markt, der echt ist, so echt wie der Immobilienmarkt im Jahr 2007, beschreibt der Autor.

Was ist aber der Wert eines Goldbarren? Es hat keinen Wert, ausser einem, der durch eine Herde von Spekulanten zugeordnet wird. Das gilt für die meisten Rohstoffe. Sie stellen tatsächlich nichts her. Sie sind Rohmaterial. Kein Wert. Keine Dividenden. Und kein Cash-Flow.


Gold is not an investment, Graph: Carl Richards in NYT.

Dienstag, 24. Mai 2011

Schulden-Todesspirale versus Schulden-Arithmetik

(Wonkish)

Was in der aktuellen Debatte über die Defizite auffällt, ist der Ton für eine Dringlichkeit: Defizite müssen sofort reduziert werden, und zwar jetzt sofort oder die Krise braut sich zusammen, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Woher kommt es aber? Bestimmt nicht von der Arithmetik.

Die Geschichte wird so erzählt, bescheibt Krugman: Defizite bedeuten höhere Schulden, was höhere Zinsszahlungen bedeutet, was wieder zu einer Spirale in den Konkurs führen kann. Und das ist qualitativ nicht falsch. Wenn man aber konkrete Zahlen von Ländern, die keinen riesigen Risikoprämien gegenübersehen, zugrunde legt, erweist sich die Spirale als sehr, sehr langsam, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) dar.

Der jüngsten Prognose von IWF Fiscal Monitor nach beträgt das Haushaltsdefizit für die USA im nächsten Jahr 7,5% des BIP. Die Staatsverschuldung dürfte sich demnach auf 75% des BIP belaufen.

Griechenland: Rettung, Zahlungsverzug oder Plan C

Die griechische Schuldenkrise hackt wieder auf uns herum. Die Zeitungen sind mit Artikeln über Konsequenzen für die Eurozone und Empfehlungen dafür, was jetzt zu tun ist, gefüllt, schreibt Perry Mehrling in seinem Blog. Verständlich, da die Eurozone nun die grösste Gläubigerin von Griechenland ist, vielleicht sogar noch grösser, wenn sie auch noch die unbedachte IWF-Exposition übernimmt. Kalifornien hat kein IWF-Paket. Griechenland sollte auch keins haben, bemerkt der an der Barnard College, Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Jürgen Stark, Mitglied des EZB-Direktoriums erzählt uns, dass eine Umschuldung, ob sanft (reprofiling) oder hart (default) eine Katastrophe für das griechische Bankensystem wäre. Aber das griechische Bankensystem hat insgesamt viel weniger Exposition als die Eurozone, einschliesslich der EZB.

Türkei: Länderrating

Das Länderrating der Türkei liegt derzeit zwei Stufen unterhalb des Investmentgrade von Moody’s und S&P, aber nur eine Stufe unterhalb von Investmentgrade von Fitch.

Kürzlich hat Fitch den Ausblick für die Länderbonität der Türkei auf „positiv“ revidiert, was eine Signalbedeutung hat, dass eine Heraufstufung des Ratings nach Juni möglich ist.

Die Türkei verdient laut Analysten von Morgan Stanley ein besseres Rating, was in den Marktpreisen reflektiert wird.


Türkei Inflation, Graph: CEEMEA Monitor, Morgan Stanley

Superkern-Inflation

Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit folgenden zwei Fragen: (1) Was würde die EZB machen, wenn sie die Fed wäre? Und (2) Warum zeigen manche Messgrössen der US-Kerninflation letztens eine leichte Höhernotierung?

Um die erste Frage zu beanworten, liefert Krugman die folgende Abbildung. Die Daten werden von der  Eurostat zur Verfügung gestellt: „CPI sans Energie, Lebensmittel und Tabak“. Das Ergebnis ist mehr oder weniger die Kerninflation im amerikanischen Stil.


Eurozone Kerninflation, Graph: Prof. Paul Krugman

Montag, 23. Mai 2011

Bank of Israel erhöht Benchmark-Zins auf 3,25 Prozent

Die Bank of Israel (BoI) hat heute den Benchmark-Zins um 25 Basispunkte auf 3,25% angehoben. Die BoI hat damit die Zinsen zum vierten Mal in diesem Jahr erhöht. Die israelische Wirtschaft ist im ersten Quartal annualisiert um 4,7% gewachsen.

Der Zinsentscheid steht laut BoI im Einklang mit dem schrittweise erfolgenden Prozess der Rückkehr der Zinsen auf ein „normales“ Niveau, in der Absicht, die Inflation im Zielbereich fest zu verankern und zur Erholung der Wirtschaft weiter beizutragen, bei gleichzeitiger Unterstützung der Stabilität des Finanzsystems.


Israel Benchmark Zinssatz, Graph: Bloomberg.com

Angst vor Inflation

Anzeigen, die vor inflationärem Verhalten warnen, waren während des Zweiten Weltkriegs häufig, bemerkt Tim Duy in seinem Blog. Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor verweist auf die folgende Abbildung.

Dies ist eine einfache Beschreibung einer Lohn-Preis Spirale (wage-price spiral), etwas, was eine reale Bedrohung darstellte, als massive Ressourcen durch Kriegsanstrengungen gesteuert wurden, erklärt Duy. Einige Fed-Vertreter scheinen zu glauben, dass diese Bedrohung auch heute real ist wie damals. Mark Thoma deutet vor diesem Hintergrund in seinem Blog auf einen Artikel in WSJ hin, wie Kathleen Madigan die FOMC Minutes liest und was sie daraus schliesst.


Fed Werbeplakate während des Zweiten Weltkriegs, Graph: Federal Reserve via Prof. Tim Duy

Schweiz: Kerninflation ist erneut negativ

Die Kerninflation fiel in der Schweiz im April wieder unter die Marke von Null Prozent: Minus 0,1%.

Die Kernrate, die die Preisentwicklung ohne Nahrung, Getränke, Tabak, Saisonprodukte, Energie und Treibstoffe widerspiegelt, hatte im vergangenen Jahr drei Monate in Folge (Sept. Minus 0,1%, Okt. Minus 0,2% und Nov. Minus 0,1%) Minuswerte aufgewiesen. Die durchschnittliche Teuerung, die 2009 noch negativ war, betrug 2010 0,7%. Die Preisstabilität war somit gewährleistet.

Die aktuellen Daten zeigen, dass die Wirtschaft sich nach wie vor in einem äusserst angespannten Umfeld befindet. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) tut gut daran, eine starke Straffung der geldpolitischen Rahmenbedingungen nicht zuzulassen, damit keine deflationäre Entwicklung entsteht.
  

Schweiz: Konsumentenpreise und Kerninflation, Graph: SNB, Statistisches Monatsheft Mai 2011

Provoziert die EZB eine neue Finanzkrise?

Die Pain Caucus hat seit mehr als einem Jahr die Kontrolle in Europa, darauf bestehend, dass sound money und ausgeglichene Haushalte die Antwort auf alle Probleme sind. Hinter dieser Beharrlichkeit stehen wirtschaftliche Phantasien, insbesondere der Glaube an Vertrauen Fee (confidence fairy). Das heisst, der Glaube, dass Kürzung der Ausgaben tatsächlich Arbeitsplätze schaffen werde, weil fiskalische Sparmassnahmen (fiscal austerity) das Vertrauen im Privatsektor festigen würden, beschreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („When Austerity Fails“) in NYT.

Leider weigert sich die Vertrauen Fee, sich zu zeigen. Und ein Wortwechsel darüber, wie die unbequeme Realitität, die Europa bedroht, anzugehen ist, ist der Unruheherd einer neuen Finanzkrise, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) dar.

Sonntag, 22. Mai 2011

Exit-Strategie: Fed Minutes vom 27. April 2011

Die US-Notenbank hat am Mittwoch das Sitzungsprotokoll (Fed Minutes) der letzten Zusammenkunft des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) vom 26./27. April veröffentlicht. Angesichts der anhaltenden Schwäche der aggregierten Nachfrage wurde die Nullzinspolitik fortgesetzt.

Wie aus dem Protokoll hervorgeht, waren sich die Ausschussmitglieder in bezug auf die Normalisierung der Geldpolitik auf einige Grundsätze einig:

(1) Im Hinblick auf die Normalisierung des geldpolitischen Kurses würden das Tempo und die Ablaufplanung der geldpolitischen Schritte aufgrund der Ziele des geldpolitischen Ausschusses für maximale Beschäftigung und  Preisstabilität erfolgen.

Die Teilnehmer stellen fest, dass die Entscheidung des Ausschusses, die angemessene Strategie für die Normalisierung der geldpolitischen Haltung zu besprechen, nicht bedeutet, dass der Schritt in Richtung Normalisierung notwendigerweise bald beginnen muss.


Fed-Prognosen für Wachstum (BIP) und Beschäftigung, Graph: FOMC Minutes, Federal Reserve Bank

Ursprung der Krise, gefälschte und echte

Paul Krugman schreibt in seinem Blog, dass er in diesen Tagen nicht viel Zeit verbringe, über die Entstehung der Finanzkrise zu reden. Die brennende Frage sei jetzt, was als nächstes kommt, bemerkt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008). „Dennoch ist die Geschichte ein Schlachtfeld und die üblichen Verdächtigen sind bemüht, die Geschichte in ihrem Interesse zu schreiben“, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

In der Tat ist es für eine Menge Leute bereits geschehen: Es ist Orthodoxie auf der rechten Seite des politischen Spektrums, dass Fannie und Freddie die Immobilienblase und –Flop verursacht haben. Es war also alles die Schuld des Staates.


Die realen Daten an überfälligen, rückständigen Hypotheken, Graph: David Min via Prof. Paul Krugman

Klartext reden über den US-Dollar

Christina Romer legt in einem lesenswerten Essay („Needed: Plain Talk About the Dollar“) in NYT dar, dass über den US-Dollar Klartext geredet werden sollte. Ben Bernanke wurde kürzlich auf einer Pressekonferenz nach dem Verfall des US-Dollars gefragt. Der Fed-Präsident hat die Frage pariert, indem er sagte, dass der Finanzminister der Sprecher der Regierung sei, was den Wechselkurs des US-Dollars betreffe. Und natürlich befürworten die USA einen starken Dollar, fügte Bernanke aber zu.

Romer erinnert sich vor diesem Hintergrund an ihre ersten Erfahrungen als Beraterin des Präsidenten Barack Obama. Im November 2008 habe sie mit Larry Summers ein Taxi geteilt, erzählt die nun an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin. In Vorbereitung auf die Interviews und die Anhörungen, die bevorstehen, habe Sommers gnädig Fragen an Romer gestellt und die Antworten kritisiert. In Bezug auf die Frage nach dem Wechselkurs habe Romer angefangen, zu erklären, dass der Wechselkurs ein Preis sei wie jeder andere Preis auch und von den Marktkräften bestimmt werde.

Samstag, 21. Mai 2011

Schaffung von Arbeitsplätzen und gerechte Verteilung von Einkommen

Dani Rodrik (via Mark Thoma) macht in seinem Blog auf eine aktuelle Forschungsarbeit („Addressing the Problem of Stagnant Wages“) von Frank Levy und Tom Kochan aufmerksam. Die Arbeitsproduktivität ist zwischen 1980 und 2009 um 78% gestiegen. Aber die Median Vergütung (einschliesslich Nebenleistungen) der Männer im Alter von 35-44 mit Schulabschluss (high school) ist real um 10% gefallen, bemerkt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Frauen schneiden im Allgemeinen besser ab. Aber zwei Drittel der Frauen sehen einer hinter dem Produktivitätswachstum hinkenden Vergütung entgegen. Levy und Kochan fordern einen Social Compact, um die Trends umzukehren und zeigen auf, wie die notwendigen Schritte dorthin erfolgen. Die Arbeit ist sehr lesenswert, legt Rodrik nahe.


Median Vergütung (wöchentlich) von Männern zwischen 35 und 44, die eine Vollzeit Arbeit leisten, Graph: Frank Levy und Tom Kochan

Wiederbelebung des verarbeitenden Gewerbes

Eine wichtige Komponente der Wende im verarbeitenden Gewerbe ist darauf zurückzuführen ist, dass die Obama-Regierung die Ratschläge der rechten Ideologen des politischen Spektrums ignoriert hat, beschreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Making Things in America“) in New York Times.

Das verarbeitende Gewerbe, einmal Amerika’s grösste Stärke, schien endgültig im Niedergang. Aber das dürfte sich jetzt ändern: Das verarbeitende Gewerbe ist gegenwärtig einer der Lichtblicke einer insgesamt enttäuschenden Erholung der Konjunktur. Eine anhaltende Aufholjagd schickt an, legt Krugman dar. Hätten sich rechtsnationale Kritiker durchgesetzt, würde das Comeback aber heute nicht stattfinden.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) will nicht den Eindruck erwecken, als wäre alles wunderbar im verarbeitenden Gewerbe der USA. Doch es ist besser, diese Arbeitsplätze zu haben, als gar keine Arbeitsplätze.


Erholung im verarbeitenden Gewerbe Amerikas, (Bilanz der Fertigung in % des BIP), Graph: Prof. Paul Krugman

Bankschliessungen: Anzahl steigt auf 43

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post 3 Banken in Georgia (2x) und Washington geschlossen. Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2011 verstaatlicht wurden, auf 43 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 157 Banken gescheitert sind. Das Tempo der Bankschliessungen hat sich verlangsamt. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr waren 73 Bankenpleiten gezählt.

Die verstaatlichten 3 Banken verfügen über ein Anlagevermögen von insgesamt 1'615,6 Mio. $. Die Kosten der geschlossenen 3 Banken betragen für die öffentliche Hand  445,70 Mio. $.

Bankpleiten:
2011: 43
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Freitag, 20. Mai 2011

Griechenland: Inverse Zinsstrukturkurve

Deutet die inverse Ertragskurve auf eine Umschuldung oder eine eigenartige Situation hin?


Griechenland: Staatsanleihen, Renditekurve, Graph: Greg Peters, Morgan Stanley
Die blaue Kurve ist der aktuelle Verlauf. Die gelbe Kurve zeigt den Verlauf vor einem Monat.

Drängt die EZB Griechenland aus der Eurozone?

Würde Griechenland seine Staatsschulden umstrukturieren, würde die EZB seine Anleihen nicht mehr als Sicherheit (collateral) annehmen, hat Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der EZB am Mittwoch laut FT Alphaville gesagt.

Wow! Das ist eine waghalsige Politik. Denn es handelt sich dabei um Operationen, was die Liquidität betreffen, die sich in den letzten Monaten als Lebensader für Griechenland erwiesen haben. Die Gelder, die die griechischen Banken bei der EZB aufgenommen haben, sind Ende März auf 87 Mrd. Euro geklettert.

Es wird nun deutlicher, dass die EZB sich allem Anschein nach hartnäckig gegen eine Umschuldung Griechenlands stellt. Die EZB opfert das griechische Bankensystem, bemerkt Kash Mansori in seinem Blog. Aber warum?