Sonntag, 17. März 2024

Economics in America

Buchbesprechung

Angus Deaton:Economics in America” – An Immigrant Economist Explores the Land of Inequality, Princeton University Press, October 2023, Oxford.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Ökonomen es seit jeher geflissentlich auslassen, über Ethik nachzudenken und darüber, was menschliches Wohlbefinden ausmacht. Und sie agieren im Allgemeinen wie Technokraten, die sich auf Effizienz konzentrieren. 

Angus Deaton, emeritierter Professor für Wirtschaft und internationale Angelegenheiten an der Princeton School of Public and International Affairs und am Fachbereich Wirtschaft der Princeton University, bekräftigt vor diesem Hintergrund in einem lesenswerten Beitrag im IMF-Blog, dass 


«wir kaum eine Ausbildung über die Ziele der Wirtschaft, über die Bedeutung des Wohlbefindens erhalten oder darüber, was Philosophen über Gleichheit sagen.»


Die Wohlfahrtsökonomie ist in der Tat schon lange aus dem Lehrplan verschwunden.


«Wir setzen Wohlstand oft mit Geld oder Konsum gleich und übersehen dabei vieles, was den Menschen wichtig ist. Im gegenwärtigen wirtschaftlichen Denken ist der Einzelne viel wichtiger als die Beziehungen zwischen Menschen in Familien oder Gemeinschaften.»


Der Autor, der 2015 Nobel-Preis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, schreibt freimütig aus tiefstem Herzen, was diesem unbedingt lesenswerten Werk eine profunde Authentizität verleiht. 

Sonntag, 25. Februar 2024

Inflation und Aktien

Der Chiphersteller Nvidia ist in aller Munde. Die Analysten von Goldman Sachs nennen das High-Tech Unternehmen «die wichtigste Aktie auf dem Planeten Erde».

Der Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Personal Computer und Spielkonsolen hat diese Woche sowohl Alphabet als auch Amazon überholt und ist nun das drittgrößte Unternehmen der Welt. 

Der Hauptsitz liegt in Santa Clara, Kalifornien in den USA. Das Unternehmen wurde im Januar 1993 von Jen-Hsun Huang gegründet.

Die Analysten von JPMorgan AM unterstreichen in einer vergangenen Woche publizierten Studie, dass das heutige Umfeld gut für Aktien ist. 

Eine gewisse Inflation (d.h. ein Verbraucherpreisindex innerhalb einer Spanne von 2 bis 3 %) ist i.d.R.  gut für die Unternehmensgewinne. 


Fed Funds rate (real), Graph: JPMorgan AM, Febr 17, 2024


Sonntag, 18. Februar 2024

Interview: Sven Reinecke, University of St. Gallen

Interview: Sven Reinecke, University of St. Gallen

Prof. Dr. Sven Reinecke is Director of the Institute of Marketing & Customer Insight and Associate Professor at the University of St. Gallen (HSG). He is co-head of the Master in Marketing Management.


How have Super Bowl commercials evolved over the years in terms of content, style, and impact on consumer behavior?


The Super Bowl Commercials are basically an unofficial form of the "Oscars" in the advertising industry. The costs for both creation and placement have risen sharply: According to Statista, a 30-second commercial cost USD 7 million in 2023, twice as much as in 2010.

In general, it can be said that commercials have developed strongly in the direction of emotion, staging and storytelling in recent years. 

Ultimately, they are short cinema films that are produced just as elaborately. This differs greatly from the classic product-related commercials of the past. Ultimately, the Super Bowl commercials can be seen as a mirror of US consumer culture.


Sven Reinecke, University St. Gallen, February 2024


Sonntag, 11. Februar 2024

Was ist mit der Mainstream-Ökonomie schief gelaufen?

Seit COVID19 führen die Stückgewinne die Inflation an.


Die Rezession, die 2020 auf das Corona-Virus folgte, war nicht das Ergebnis eines makroökonomischen Prozesses. 

Der erste bekannte Fall wurde im Dezember 2019 in Wuhan, China, festgestellt. Die Krankheit breitete sich schnell weltweit aus und führte zur COVID-19-Pandemie.

Da die Regierungen ihre Volkswirtschaften schlossen, um die akute Gefahr einzudämmen, kam es zu einem aussergewöhnlichen Abschwung.  

Der öffentliche Sektor setzte, im Vorfeld der Wiederöffnung der Märkte, massive und größtenteils einmalige fiskalische Anreize ein, um die Einkommen des Privatsektors zu stützen.

Doch die enormen makroökonomische Verwerfungen sind alles in allem auf eine Vielzahl von Ursachen zurückzuführen, darunter: 


massive Umschichtungen bei den Verbraucherausgaben (erst in Waren, dann in Dienstleistungen).


logistisches Chaos während der Wiedereröffnung, das einen gewaltigen Peitschenhieb («bullwhip effect») auf die Lieferketten ausübte.


weitere Versorgungsschocks durch den Krieg in der Ukraine (und jetzt möglicherweise die Krise am Roten Meer).


Nachholbedarf und sog. («revenge spending») "Revancheausgaben" aufgrund überschüssiger Ersparnisse der Verbraucher.


Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf den Arbeitsmärkten, insbesondere dort, wo die Zahl der Arbeitskräfte schrumpfte.


Schliesslich die verwirrenden Signale aus China (Immobilienkrise, Wachstumseinbruch usw.).


Sehen wir zu viel des Guten? Die Antwort ist nein: Die reale US-Wirtschaftsleistung wächst allenfalls geringfügig über dem Potenzial, trotz der viel besseren BIP-Daten, Graph: Jan Hatzius, Goldman Sachs, Febr 09, 2024.


Sonntag, 28. Januar 2024

Warum würdigen die Amerikaner Biden nicht für die Verbesserung der Wirtschaft?

What Recession? Public Perceptions of an Economic Performance

Why aren’t Americans giving Biden credit on improving economy?


Nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand wäre es keineswegs übertrieben, davon zu reden, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA in den letzten Monaten aufgrund eines starken Arbeitsmarktes, einer Verlangsamung der Inflation und einer Lockerung der finanziellen Bedingungen deutlich gesunken ist.

Nicht vergessen dürfen auch die bevorstehenden Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed).

Doch es ist interessant, zu beobachten, dass US-Präsident Joe Biden nicht die Anerkennung zu bekommen scheint, die ihm gebührt. 

Warum geben die Amerikaner Biden keine Anerkennung für die Verbesserung der Wirtschaft? 

Umfragen sind für die politische Wahrnehmung sicherlich von grosser Bedeutung. 


Bidenomics – Eine Fülle von Jobs, insbesondere Einstiegspositionen im Gastgewerbe und im Einzelhandel, haben dazu beigetragen, Teenager in den Arbeitsmarkt zu locken, Graph: Washington Post, Jan 24, 2024

Donnerstag, 25. Januar 2024

Europa mit fiskalischer und monetärer Austerität in der Rezession.

Die Disinflation lässt den realen Leitzins noch restriktiver werden.


Der deutsche Finanzminister Christian Lindner wehrt sich gegen die Aussage in Mainstream-Media, die Wirtschaft seines Landes sei zum "kranken Mann Europas" geworden.

Deutschland sei «ein müder Mann nach einer kurzen Nacht», sagte er auf dem letzten Panel des Weltwirtschaftsforums in Davos am Freitag.

«Was wir brauchen, ist eine gute Tasse Kaffee, das heißt Strukturreformen», so der deutsche Politiker der FDP.

Die Botschaft ist klar: Die deutsche Fiskal-Politik ist und bleibt restriktiv

Doch auch die Geldpolitik ist derzeit restriktiv, trotz aller Widrigkeiten einer seit langer Zeit stagnierenden Wirtschaft Europas.


Die Geldmärkte erwarten die erste Lockerung der Geldpolitik durch die EZB für April 2024, Graph: Reuters, Jan 20, 2024.


Sonntag, 21. Januar 2024

Bidenomics vs. Deutschlands Sparideologie

Sick Man of Europe - Do Davos Meetings matter? 


Goldman Sachs Research Team geht davon aus, dass das real verfügbare Einkommen in den USA wieder kräftig wachsen wird.

Der größte Teil stammt aus Zuwächsen beim Arbeitseinkommen, die größtenteils das alltägliche Potenzialwachstum in einer Wirtschaft mit wachsender Erwerbsbevölkerung und steigender Produktivität widerspiegeln, die wiederum tendenziell die Reallöhne in etwa eins zu eins in höhere Verbraucherausgaben umsetzen lassen dürften.


Das real verfügbare Einkommen wieder voraussichtlich wieder kräftig wachsen. 2024: +4% und 2025: +3%, Graph: Goldman Sachs, Jan 2024.