Mittwoch, 13. Juli 2011

Geldpolitischer Calvinball

Nach der Lektüre eines aktuellen Artikels von John Cochrane (via Noah Smith) will Paul Krugman die Gelegenheit nicht auslassen, in seinem Blog darauf hinzuweisen, wie sich die Chicago Schule weigert, den Schlamassel, in dem sich die Wirtschaft befindet, einfach zu interpretieren.

Wenn Sie die gegenwärtige „Kleinere Depression“ aus Krugmans Sicht betrachten, gibt es kein grosses Geheimnis. Konsistenz mit Modellierung ist nicht immer eine Tugend, aber dennoch ist es erstaunlich, wieviel Kontinuität es in der Analyse des konjunkturellen Einbruchs gibt, unterstreicht der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Es gibt eine klare Linie des Abstiegs von den folgenden Modellen (mit nur mässiger Änderung), die in der heutigen Situation in vollem Umfang nachvollziehbar sind.

John Hicks 1937: Mr. Keynes and the „Classics“: A Suggested Interpretation.

Liquidity-trap Models of Japan: Gauti Eggertsson und Michael Woodford.




Aber an der Chicago Schule und anderswo im Süsswasser-Universum spielen sie den Calvinball (eine Wortprägung von Mike Konczal). Alle Arten von Roman und unglaubwürdigen Effekten (Effekte, die in keinem Modell vorgekommen sind, die sie vor dem Ausbruch der Krise verwendet haben) werden nun aufgerufen, zu erklären, warum die Wirtschaft in einem tiefen, anhaltenden Abschwung steckt, beschreibt Krugman. Es sei seltsam, zu sagen, fügt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hinzu, dass all diese neu erfundenen Modelle nur zu fällig die Notwendigkeit von Steuersenkungen und den Abbau des Wohlfahrtsstaates einschliessen.

Aber Krugman glaubt nicht, dass das nur eine politische Voreingenommenheit ist. Ein Teil dessen, was passiert, ist geistige Verlegenheit. Diese Leute kommen aus einer Bewegung, die mit grosser Arroganz erklärt hat, dass Keynesianismus tot ist. 

Aber sie haben versagt, eine praktikable Alternative zu produzieren und nun befinden sie sich in einer erkennbar keynesianischen Welt, die von jederman wahrgenommen wird, ausser ihnen, weil zuzugeben, dass der keynesianische Ansatz nützlich ist, für sie demütigend wäre.

Jedenfalls ist es ein unvergesslicher Anblick, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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