Das Fed-Protokoll von Januar 2019 zeigt, dass die amerikanischen Währungshüter über die weitere Entwicklung, v.a. was die Zinserhöhungen im laufenden Jahr betrifft, im Unklaren sind.
Im am Mittwoch vorgelegten Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung ist zu lesen, dass nahezu alle Teilnehmer es für wünschenswert halten, binnen Kurzem einen Plan zu kündigen, um die Vermögenswert-Bestände (asset holdings) der Fed im späteren Jahresverlauf nicht weiter zu reduzieren („runoff“).
Im Klartext: Der im Herbst 2017 begonnene Abbau der Bilanzsumme von vier Billionen USD noch 2019 wird beendet. Zurzeit schrumpft die Fed-Bilanz monatlich um 50 Mrd. USD.
Das geschieht so, dass die Fed die Wertschriften, die sie im Sog der GFC (Global Finance Crisis) erworben hat, nicht mehr durch neue Papiere ersetzt, wenn sie auslaufen.
Das Statement der US-Notenbank hat an den Finanzmärkten moderate Reaktionen ausgelöst.
Bemerkenswert ist, dass die Laufzeitprämie für die US-Treasury Bonds (UST) mit 10 Jahren Laufzeit weiterhin im negativen Bereich verharrt.
10y UST term premium (Laufzeitprämie), Graph: BloombergTV, Febr 20, 2019
Wie in der Abbildung deutlich zu sehen ist, war die Laufzeitprämie bereits vor der Veröffentlichung des Fed-Protokolls auf ein historisch niedriges Niveau gesunken.
A dovish outlook for the Fed: Die Chancen für eine Zinssenkung, die weisse Kurve: die Anzahl der erwarteten Zinserhöhungen im Jahr 2019, Graph: Bloomberg, Febr 20, 2019
Die Laufzeitprämie (term premium) repräsentiert die zusätzliche Entschädigung (extra compensation), die die Investoren verlangen, Staatsanleihen mit längerer Laufzeit über kurzfristige Staatspapiere zu halten.
Marktteilnehmer erwarten Zinssenkung für 2019 und 2020; Fed Funds rate pricing 2019 and Fed Funds rate pricing for 2020, Graph: Bloomberg, Febr 20, 2019
Das Fazit ist klar: Anleiheinvestoren setzen darauf, dass die Weltwirtschaft sich mit einem synchronisiert verlangsamten Tempo bewegt; eine Entwicklung, die eine begrenzte Kapazität für einen höheren Preisdruck bedeutet. Und die Ära der niedrigen Realzinsen verlängert sich gleichzeitig weiter.
Unternehmen sparen genauso private Haushalte: sie investieren nicht. Warum? Weil das Lohnwachstum hinter dem Produktivitätsniveau und der Zielinflationsrate der Zentralbanken zurückbleibt.
Unternehmen konnten zwar dank schwachen Löhnen die Gewinne steigern. Aber die Nachfrage ist gesunken, weil die privaten Haushalte im Durchschnitt über kein nennenswertes Vermögen verfügen als das Monatseinkommen in Form von Löhnen. Weniger Lohn für private Haushalte bedeutet weniger Absatz für Unternehmen. Und weniger Umsatz löst keinen Investitionsboom aus.
Die Lohnentwicklung in den grössten Volkswirtschaften, Graph: SocialEurope, Febr 20, 2019
Eine international koordinierte Anhebung des Lohnanteils mag nach einer „mission impossible“ klingen. Doch die Lohnanteile bewegen sich seit Jahrzehnten synchron, d.h. sie fallen, bemerkt Thomas Carlén, der Autor des Beitrags.
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