Freitag, 31. August 2012

SNB Devisenreserven und expansive Geldpolitik


Die Fremdwährungsreserven (ohne Goldreserven) der Schweizerischen Nationalbank (SNB) betragen per Ende Juli 406,4 Mrd. Franken (Ende Juni: 365 Mrd. Franken), wie die SNB heute mitgeteilt hat.

Der Anstieg der Fremdwährungsbestände, die mittlerweile rund 70% der Schweizer Wirtschaftsleistung ausmachen, ist wahrscheinlich im Wesentlichen auf die Devisenkäufe zurückzuführen. Die SNB verkauft Schweizer Franken und kauft andere Währungen, v.a. Euro, aber (seit 2010)  auch Aussie-Dollar, Singapur-Dollar, dänische Krone, schwedische Krone und (seit 2012) koreanischen Won.

Die SNB versucht seit einem Jahr, den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro zu verteidigen. Das Ziel ist, die mit hohen Kosten verbundenen schweren Auswirkungen der Euro-Krise auf die Schweizer Wirtschaft abzuwenden.

Steckt die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle, wenn also die Geldpolitik unwirksam wird, weil der Nominalzins bereits nahe Nullgrenze liegt, hat die Zentralbank keine andere Wahl, als auf unkonventionelle Massnahmen in einer Extremsituation zurückzugreifen. Es geht also nicht darum, den Wettbewerb zu verzerren, sondern Störungen entgegenzuwirken. Es handelt sich dabei um eine Fortsetzung der expansiven Geldpolitik mit anderen Mitteln.


US-Dollar- und Euro-Wechselkurs gegenüber dem Schweizer Franken, Graph: SNB, Quarterly Bulletin, June 2012

Auch die Bank of Israel (BoI) hat im Sog der Finanzkrise im Devisenmarkt massiv eingegriffen, um den Schekel abzuschwächen. Die BoI handelt richtig, indem sie am lockeren Kurs der Geldpolitik festhält.

Wenn die EZB nächste Woche ein neues Anleihekaufprogramm ankündigen würde, nähme der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken ab. Denn wenn der EZB-Rat am kommenden Mittwoch und Donnerstag einen überzeugenden Plan zur Rettung der Gemeinschaftswährung präsentieren würde, würde die Flucht in den sicheren Hafen Schweizer Franken abgebremst.


Schweizer Realzins (geschätzt) , Graph: SNB, Quarterly Bulletin, June 2012

Die SNB ist angesichts der harschen Austeritätspolitik im Euro-Raum dazu gezwungen, am Devisenmarkt zu intervenieren, um die Gefahr einer deflationären Entwicklung nicht entstehen zu lassen, weil die anhaltende Aufwertung des Schweizer Frankens eine massive Drohung für die Schweizer Wirtschaft darstellt.


Schweizer Franken Wechselkurs (exportgewichtet gegenüber 24 Ländern), Graph: SNB, Quarterly Bulletin, June 2012

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