Sonntag, 11. Januar 2009

Obama’s Stimulusplan: Potenzialwachstum und Arbeitslosigkeit

Das Potenzialwachstum ist laut Schweizerischer Nationalbank (SNB) das maximal mögliche Wachstum in einer Volkswirtschaft. Die Bestimmung des Potenzialwachstums ist für die Geldpolitik sehr wichtig. Um einschätzen zu können, ob in einer Wirtschaft Überhitzungsgefahr oder Rezession besteht, wird das tatsächlich erzielte Wirtschaftswachstum mit dem Potenzialwachstum in Beziehung gesetzt. Potenzialwachstum ist m.a.W. das reale Bruttoinlandprodukt (BIP), welches bei Normalauslastung der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital erreichbar ist. Mit Hilfe Potenzialwachstum wird auch die Produktionslücke (Outputgap) geschätzt.


BIP und die CBO-Schätzung des Potenzial-BIP, Graph: CBO

Das Potenzialwachstum wird bestimmt durch

1) Arbeitsangebot,
2) Produktivität,
3) Kapitaleinsatz.

Der potenzielle Output hängt von den Variablen der Angebotsseite ab. Der tatsächliche Output wird hauptsächlich von der Nachfrageseite bestimmt. Da zur Zeit aufgrund der schweren Rezession die aggregierte Nachfrage zurückgeht, liegt der potenzielle Output höher. Das heisst, dass das tatsächliche Wirtschaftswachstum geringer ist als das potenzielle Wirtschaftswachstum. Das bedeutet wiederum, dass ein Teil der Produktivitätskapazität ungenutzt bleibt. Dieser Zustand wird gemäss dem Okun’schen Gesetz durch brachliegendes Kapital und durch hohe Arbeitslosigkeit reflektiert.

Die US-Wirtschaft hat 2008 so viele Arbeitsplätze wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr verloren. Allein im Dezember wurden 524'000 Stellen abgebaut. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf 2,6 Millionen. So viel wie seit 1945 nicht mehr. Die Arbeitslosenquote kletterte im Dezember von 6,8% auf 7,2%. Bei einer natürlichen Arbeitslosigkeit von 5% für die USA bedeutet das ein Überschuss von 2%. Das Congressional Budget Office (CBO; eine überparteische Behörde des US-Kongresses) schätzt die durchschnittliche Arbeitslosigkeit für 2010 auf 9%. Vergangene Woche hat Paul Krugman in seinem Weblog die aktuelle Projektion des CBO für 2009-2019 unter die Lupe genommen und die gegenwärtige Arbeitslosigkeitsituation mit der Zeitperiode von 1980-1986 verglichen. Die Arbeitslosigkeit dürfte demnach zwischen 2008-2012 kumulativ auf 13,9% klettern. Sollten wir eine vergleichbare Disinflation wie damals in den 1980er Jahren erfahren, dürfte die Deflation im Verlauf des Abschwungs bei Minus 3,5% landen, hält Krugman fest. Als Schlussfolgerung vertritt der Wirtschaftsprofessor aus Princeton die Meinung, dass das geplante Wirtschaftsprogramm der Obama-Administration nur ein Drittel der Produktionslücke (Outputgap) schliessen kann. Der Stimulusplan des Obama-Team erscheint daher laut Krugman „zu schwach“.

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