Donnerstag, 20. März 2008

Greenspan's Bubbles

Buchbesprechung

William A. Fleckenstein: Greenspan’s Bubbles. The Age of Ignorance at the Federal Reserve, McGrawHill, 2008.


Alan Greenspan, der ehemalige Präsident der US-Notenbank (Fed) und Vorgänger von Ben S. Bernanke hat von 1987 bis 2006 die Geldpolitik der grössten Volkswirtschaft der Welt tatkräftig gestaltet. Die Ära wird als „Great Moderation“ (die grosse Mässigung) genannt. Während dieser Zeit hat Greenspan die Inflation (gemeint ist die Kernrate) unter Kontrolle gehalten und dafür gesorgt, dass die konjunkturellen Schwankungen weniger ausgeprägt als zuvor ausgefallen sind. Unter seiner Ägide fanden aber auch die zwei grössten Spekulationsblasen der Börsengeschichte statt. Zunächst die Dot.com-Blase, die um die Jahrtausendwende platzte und dann die Immobilien-Blase, die er an Bernanke hinterliess.

Nun melden sich immer mehr Kritiker zu Wort, dass der einstige Fed-Chef die Leitzinsen nicht so stark hätte senken dürfen. Die Fed hätte zumindest versuchen sollen, die Spekulationsblasen mit höheren Zinsen zu bekämpfen. Ist Alan Greenspan also für die Finanzkrise verantwortlich? William A. Fleckenstein, der Hedge-Fonds Manager und Online-Kolumnist vertritt die Ansicht ja. Der Autor analysiert die FOMC-Protokolle und Greenspan’s Reden vor dem amerikanischen Kongress und bewertet die unmittelbaren Folgen im Markt. Fleckenstein zeigt akribisch die Widersprüche in Greenspan’s Aussagen und Handlungen auf und geht mit ihm hart ins Gericht. Es habe unter Greenspan keine Sanktionen für übermässige Risiken, die Anleger am Aktienmarkt eingegangen sind, gegeben. Im Markt habe die Auffassung geherrscht, dass die Fed Spekulanten gegen drastische Kursrückgänge schützen würde. Diese Art von Absicherung ging in die Börsenliteratur als „Greenspan-Put“ ein. Bemerkenswert ist andererseits, welche Bedeutung heute den Vermögenspreisen beigemessen wird. Die amerikanischen Währungshüter scheinen jedenfalls nicht abgeneigt, die Preisentwicklung der Vermögensgüter in die geldpolitische Strategie einzubinden. Die Quadratur des Kreises ist aber, dass die Asset Price Inflation quantitativ schwer ermittelbar ist. Deswegen scheiden sich die Geister an der Interpretation der Überschussliquidität. Während die eine Schule die (zu) lockere Geldpolitik der Zentralbanken als Auslöser der Asset Inflation ausmachen, vertreten die anderen die Einschätzung, dass die Quelle der globalen Liquidität real, also nicht monetär ist. Dem Autor gelingt es auf alle Fälle, überzeugend darzulegen, wie Greenspan die Warnsignale am Markt geflissentlich ignoriert hat. Zunächst habe sich Greenspan die Rolle der „New Economy“, und dann die der Finanzinnovationen (v.a. „asset-backed securities“, „collateralized loan obligations“, und „collateralized mortgage obligations“ wurden vom Fed-Chef vor dem US-Kongress am 27. Februar 2002 namentlich erwähnt) als Antreiber der Wirtschaft viel zu stark überschätzt. Auch zum aktuellen Thema „Immobilienmarkt“ liefert Fleckenstein anschauliche graphische Darstellungen und harte Fakten zur historischen Entwicklung des Marktes. Eine knochenarte Recherche. Sehr spannend zum Lesen. Zur Zeit sind die globalen Finanzmärkten an Dynamik nicht zu überbieten. Der nächste Buchtitel könnte lauten: „BBB“; Ben Bernankes Bubble. Die Ökonomen der gescheiterten Investmentbank, Bear Stearns erhoben nämlich inzwischen Vorwürfe an den Fed-Chef Bernanke wegen seines geldpolitischen Kurses. William A. Fleckenstein ist Präsident von Fleckenstein Capital, einer Money Management Firma mit Sitz in Seattle. Sein Co-Autor Frederick Sheehan ist ein ehemaliger Direktor von Asset Allocation Services bei John Hancock Financial Services.

Cezmi Dispinar

*erschienen in der Ausgabe 192 von 20. März 2008

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