Buchbesprechung:
Heiko Aschoff: Bis zum letzten Tropfen. Wasser – das Investment der Zukunft, FinanzBuch Verlag, 2007.
Die Erkenntnis der dringlichen Süsswasser-Problematik ist in erster Linie dem Globalisierungsprozess zu verdanken. Bekanntlich wurde bislang leidenschaftlich lediglich über die Ausbeutung der fossilen Rohstoffe, v.a. des Erdöls debattiert. Das globale Bevölkerungswachstum und der steigende Verbrauch der Landwirtschaft rücken nun die Ressource Wasser immer mehr in den Fokus der öffentlichen Meinung. Im Trend der nachhaltigen Kapitalanlagen, die neben Renditeorientierung, auch Umwelt- und Sozialkriterien berücksichtigen, gewinnt jetzt auch das „blaue Gold“ an wachsender Aufmerksamkeit. Den bedeutenden Wertschöpfungsprozess im Wassersektor bilden nämlich die Landwirtschaft (70%), die Industrie (20%) und die privaten Haushalte (10%). Kein Wunder, dass der kostbare Nass von der UNESCO zum zentralen Thema des 21. Jahrhunderts erklärt worden ist. 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Die gesamten Süsswasser-Reserven des Planeten betragen aber weniger als 3%. Die restlichen 97% bestehen aus Salzwasser.
Der Löwenanteil des Süsswassers liegt andererseits in gefrorenem Zustand vor (in Hochgebirgen und Polarregionen). Nur 0,3% stehen also als Trinkwasser tatsächlich zur Verfügung. Das Wasser muss geniessbar sein und angemessen verteilt werden. Genau das ist der Dreh- und Angelpunkt des Wassermanagements. Dem Autor dieses Buches gelingt der Einstieg in die brisante Wassersituation. Heiko Aschoff will den Leser auf die Herausforderungen der Wasserversorgung aufmerksam machen und die Investmentchancen im Wassersektor aufzeigen. Der Raubbau an den Grundwasservorräten wird zwar dabei nicht ausführlich erwähnt, aber die Bedeutung der fehlenden und überalterten Infrastruktur wird als Anzeichen für den steigenden Investitionsbedarf in der Wasserbranche ausgelotet. Bei der Auswahl von Unternehmen aus der Wasserbranche rät der Autor, darauf zu achten, dass „ein bedeutender Teil des Umsatzes aus dem Verkauf von Produkten aus dem Wassersektor resultieren muss“. Seiner Meinung nach gewinnen innovative Technologien, die nicht ausschliesslich mit dem Kernprodukt Wasser zu tun haben, an Bedeutung. Hierzu zählt er „UV-Lampen, Bewässerungstechnologien, Kühlelemente, Membranmaterialien oder Hausarmaturen“. Aschoff hebt besonders die „Sicherstellung der entsprechenden Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette“ hervor. Seinen Analysen nach werden „am stärksten Unternehmen aus den Bereichen Wasserreinigung, Ressourceneffizienz, Management und Ernährung profitieren“. Die zweite Hälfte des Buches behandelt allerdings nicht mehr die Kostbarkeit des Wassers. Hier plaudert der Autor ganz allgemeinen über die Börse, Konjunktur und die amerikanische Notenbank. Wasser ist ein ökonomisches Gut und hat daher wie jede andere Handelsware seinen Preis. Es als Menschrecht zu bewerten, wäre deshalb völlig absurd. Diese Frage schneidet der Autor kurz an, ohne seine Ansicht dazu offen kundzutun. Im Rahmen der Problematik, nach welchen Kriterien Wasser gerecht verteilt werden kann, verweist Aschoff auf die „Harmon Doktrin“ und die „Theorie des natürlichen Wasserkreislaufs“. Auch hier nimmt er keine klare Stellung dazu. Zu den rechtlichen Aspekten etwas mehr zu lesen, hätte das Thema „Wasserwelt“ bestimmt viel interessanter gemacht. Warum sollen z.B. autoritäre und antidemokratische Förderländer, welche die Welt mit Erdöl beliefern, und dafür aktuell 100 Dollar pro Fass einkassieren, wobei der Verkaufspreis in einem steigenden Trend begriffen ist, das Wasser gratis bekommen, wenn sie sich darauf beriefen, dass das „Wasser ein Menschrecht“ sei. Die Schweiz ist beispielsweise aus hydrologischer Sicht in einer beneidenswert guten Position. Hohe jährliche Niederschlagsmengen und grosse Flüsse, die hierzulande entspringen, verliehen der Schweiz das Prädikat „Wasserschloss Europas“. Die Eidgenossenschaft hat mit den Nachbarländern freiwillig Vereinbarungen getroffen, Verantwortung dafür zu tragen, dass unverschmutztes, hochqualifiziertes Wasser geliefert wird. Der Mensch, der zu 60% aus Wasser besteht, hat das Recht und die Möglichkeit, sich am Wachstumsmarkt Wasser mit Investitionen in Aktien und Fonds zu beteiligen. Der Autor ist Diplom-Kaufman und blickt auf über 20 Jahre Börsenerfahrung als Finanzexperte und Banker. Eine gute Einstiegslektüre in den attraktiven Anlagebereich mit Hinweisen auf Einzelwerte.
Cezmi Dispinar
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen