Freitag, 7. März 2008

Die Erotik der Tapete. Verführung zum Denken

Buchbesprechung:

Ludwig Hasler:Die Erotik der Tapete“. Verführung zum Denken. Verlag Huber, Frauenfeld, 3. Auflage, 2008.

Im Zeitalter der Reality-TV ist kein Sachverstand gefragt. Was zählt, ist die persönliche Einstellung. Expertise ist bloss eine Randerscheinung. Vernünftiges Denken ist Mangelware. Ständig wird im postmodernen Fernsehen der darwinistische Überlebenskampf verherrlicht. Selbst Sex wird als Kommerzware den freien Kräften des Marktes überlassen. So wird nämlich die Promiskuität als Liebe vermarktet. Das Leben ist, was der Fall ist. Wie findet man aber seinen Weg durch die Welt? Wie soll man mit dem Chaos der Existenz zurechtkommen? Durch die Kunst natürlich! Nach Nietzsche ist die Kunst eine würdevolle Rettung. Er nennt es „die künstlerische Entbändigung des Entsetzlichen“.

Durch die Betonung der Kunst geleitet von der praktischen Vernunft gelingt dem Autor bereits in den ersten Seiten des Buches die Aufmerksamkeit des Lesers zu gewinnen. Im Mittelpunkt seiner Essays, die ihren Ursprung in verschiedenen Vorträgen und sonstigen Veröffentlichungen haben, steht immer der Mensch. Die subversive Ironie, die Lesart des Werkes umspannt dabei Europa und die Schweiz, das Privat- und Geschäftsleben des Autors, den wirtschaftlichen und kulturellen Zustand der Gesellschaft. Kurzum beschreibt Hasler auf eindrücklich-witzige Weise den nihilistischen Verfall und die moralische Krise unserer Zeit. Aber er schreibt auch Handlungen vor. Ein dialektischer Angriff auf Ignoranz, Pauschalisierungen und vieles mehr. Eine gute Unterhaltung mit Erkenntnisgewinn. Ludwig Hasler ist Philosoph. Er war Mitglied der Chefredaktion beim „St. Galler Tagblatt“, dann bei der „Weltwoche“. Heute arbeitet er als Publizist, „Weltwoche“-Autor, Hochschuldozent für Philosophie und Medientheorie, Kolumnist bei Fachzeitschriften.

CEZMI DISPINAR

*erschienen in der Ausgabe 191 vom 06. März 2008

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