Ein Untersuchungsausschuss (FCIC: Financial Crisis Inquiry Commission) der US-Regierung hat nach eineinhalb Jahren gestern in Washington ihren 633 Seiten umfassenden Bericht zur Finanzkrise vorgelegt. Die von Präsident Obama eingesetzte Kommission präsentiert auf ihrer Internetseite zahlreiche eindrucksvolle Abbildungen.
Gier, Missmanagement und Tatenlosigkeit seien ausschlaggebende Faktoren gewesen. Einen systematischen Zusammenbruch in Verantwortungsbewusstsein und Ethik habe es gegeben, heisst es in dem von Phil Angelides, dem Leiter des zehnköpfigen Gremiums vorgestellten Bericht.
Shadow Banking System (Schatten Bankensystem), Graph: Financial Crisis Inquiry Commission (FCIC) Bericht.
Die verfügbaren Mittel durch das Schatten Bankensystem sind in den 2000er Jahren so stark gewachsen, dass das gesamte Volumen die Finanzierung durch das herkömmliche Bankensystem vor der Krise überschritt.
Warum ist aber das Schatten Bankensystem gescheitert?
Eigentlich ist nicht bloss das Schatten Bankensystem zu Fall gekommen, sondern das ganze Kreditsystem, das auf dem Kapitalmarkt basiert. Vor dem Ausbruch der Krise war die Finanzierung des Schatten Bankensystems durch die private Kreditvergabe sowohl in den Geldmärkten mit gesicherten (z.B. Libor-OIS-Spreads) als auch in den mit ungesicherten Krediten (z.B. TED-Spread) gestützt.
Der allmähliche Zusammenbruch der Märkte für ABCP (asset backed commercial paper), für Repo und für Financial CP betraf nicht nur die Unfähigkeit des Schatten Bankensystems, nicht mehr Kredit aufzunehmen, sondern im Wesentlichen einen Zerfall des Dealer-Systems, welches bislang die Liquidität im ganzen Interbankengeldmarkt (wholesale money market: kurzfristige Refinanzierung der Banken) sicherstellte.
Im September 2008 ist der private Dealer Money Market buchstäblich vollkommen zugefroren. Und die Fed ist genau in diesem Moment als „dealer of last resort“ eingestiegen, wie Prof. Perry Mehrling in seinem aktuellen Buch („The New Lombard Street“) beschreibt. Die Banken, die Geld benötigt haben, haben bei der Fed Kredit aufgenommen und zwar über das Discount Window und die Banken, die über einen Überschuss an Finanzierungsmitteln verfügten, haben das Geld an die Fed als Überschussreserve (excess reserve balances) geliehen. Die Ausdehnung der Bilanzsumme der Fed ist in diesem Zusammenhang zu bewerten. Während Fed-Präsident Ben Bernanke deswegen von „credit easing“ (Kreditvergabe durch die Fed) redet, reden seine Kritiker von „quantitative easing“ (Kreditaufnahme durch die Fed). Dass die Bilanz der Fed sich auf beiden Seiten (Aktiva und Passiva) ausweitete, sagt aus, dass die Fed den ganzen Interbankengeldmarkt (wholesale money market) in ihre Bücher genommen hat.
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