Buchbesprechung*:
Geert Mak: In Europa. Eine Reise durch das 20. Jahrhundert. Pantheon Verlag, München 2007.
Der Autor reist ein Jahr lang für dieses Buch durch Europa. Er will den Zeitgeist erkunden. Er zeigt die Spuren auf, die das 20. Jahrhundert in Europa hinterlassen hat. Dabei trifft er Schriftsteller, Politiker, einfache Bauer usw., um die Gegenwart mit der Vergangenheit zu konfrontieren. Sein Ziel ist es, im Kontext von historischen Erinnerungen und einzelnen Schickalsschlägen, ein aktuelles Bild des Kontinents am Ende des Jahrhunderts zu malen.
„Haben wir Europäer eine gemeinsame Geschichte?“. Ja, aber die individuellen historischen Erfahrungen der Europäer sind sehr verschieden, bemerkt Mak. „Berlin kann man unmöglich verstehen, wenn man Versailles nicht kennt; London versteht man nicht ohne München, Vichy nicht ohne Verdun...“, schreibt er weiter. Die Geschichte ist aber undurchsichtig. Sie ist komplizierter und zufälliger, als wir erkennen. Die Retrospektive Verzerrung darf daher nicht darüberhinweg täuschen, dass die Geschichte nicht linear ist, sondern von einem Bruch zum anderen verläuft, d.h. Sprünge macht, wie Taleb („Der Schwarze Schwan“) sagen würde. Der entscheidende Punkt ist, dass die stummen Zeugen die Geschichte so beschreiben, wie sie ablief, und nicht im Rückblick.
Geert Mak (1946) ist einer der berühmtesten Publizisten der Niederlande und gehört zu den wichtigsten Sachbuchautoren des Landes. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben „In Europa“ auch „Amsterdam“ (1997). In jedem Monat seiner Reise nimmt er sich einen weiteren Abschnitt des 20. Jahrhunderts vor. Wie z.B. „April 1918-1938: Berlin, Bielefeld, Dachau, München, Wien“. Ein spannendes Buch.
* erscheint in der Ausgabe 211 von 12. Dezember 2008.
Cezmi Dispinar
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen