Freitag, 3. Juli 2020

Coronavirus-Pandemie und Haushaltsdefizite


Das ist eine bemerkenswerte Abbildung, die JPMorgan Asset Management neulich präsentiert hat.

Wir sehen, dass die Verschuldung des öffentlichen Sektors im Vergleich zum BIP ansteigt, während die Verschuldung des privaten Sektors fällt.

Der Grund ist bekannt: Rettungsprogramme der Regierungen in der Corona-Krise. Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, weil ein Virus die gesamte Wirtschaft infiziert hat.

Der Staat erhöht daher seine Ausgaben, während der Privatsektor dazu neigt, etwas mehr auf die hohe Kante zu legen. 

Der Anstieg des Haushaltsdefizits reflektiert m.a.W. die Schwäche der Realwirtschaft: Es mangelt an Nachfrage. Man denke an die „lockdown“ Massnahmen, die von Behörden ergriffen wurden.


Schulden-Quoten in der US-Wirtschaft im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (BIP), Graph: JPMorgan Asset Management, Juli 01, 2020


Wenn der private Sektor plötzlich einen riesigen Überschuss erzielen will (um z.B. Schulden abzubauen und/oder wegen der Unsicherheit im Kontext mit der Coronavirus-Pandemie weniger ausgeben will und kann), muss es einen öffentlichen Sektor geben, der in der Lage ist, diese Verschiebung durch ein hohes Defizit auszugleichen.

Ohne ein großes öffentliches Defizit wäre das BIP viel stärker zurückgegangen.

Haushaltsdefizit ist daher kein Selbstzweck, sondern ein Ergebnis.


Die fiskal-politische Antwort der Länder auf die Corona-Krise, Graph: JPMorgan, Juli 01, 2020


Die Haushaltsdefizite erleichtern den Wunsch des Privatsektors, mehr zu sparen, und sorgen so für ihre Bilanzen. 

Zur Erinnerung: die Verbindlichkeiten des Staatssektors sind das Vermögen des privaten Sektors.

Auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene müssen sich Defizite und Überschüsse zu Null addieren. Das ist eine buchhalterische Gleichung.


Depression und Rezessionen in der Nachkriegszeit in den USA, Graph: JPMorgan, Juli 01, 2020


Keynesianer zu sein bedeutet nicht, Haushaltsdefizite zu fahren. Es bedeutet, eine Wirtschaftstheorie zu haben, die den Einsatz des Staatshaushalts zum Ausgleich des Wirtschaftslebens bei Vollbeschäftigung rechtfertigt, wie Robert Skidelsky heute auf Twitter unterstreicht.

Das kann je nach Situation entweder einen Haushaltsüberschuss oder ein Haushaltsdefizit bedeuten.



Was es bedeutet, Keynesianer zu sein, Graph: Prof. Robert Skidelsky, July 03, 2020






Keine Kommentare: