Dienstag, 23. Mai 2017

Niedrigzinsen und immer dieselbe Leier

Wolfgang Schäuble beklagt, dass Griechenland noch nicht wettbewerbsfähig sei und daher Strukturreformen notwendig seien.

Während die Forderung nach angebotspolitischen Massnahmen auch für den Rest des Euroraums gilt, sieht Bundesfinanzminister Anzeichen für Ende der Niedrigzinspolitik

Eine Vielzahl der Anhänger der neoklassischen Theorie redet in diesem Zusammenhang von Nachteilen und Verwerfungen der Niedrigzinsen, mit dem Verweis auf Bubbles auf dem Immobilienmarkt.

Ein öfter vorgetragenes Argument lautet vor diesem Hintergrund, dass die Wirtschaft auf dem Weg zur Vollbeschäftigung sei und wir Haushaltskonsolidierung brauchen. Haushaltsdefizite seien jetzt unnötig.

Abgesehen davon, wie die Wirtschaft sich im Zustand der Vollbeschäftigung befinden kann, während die Löhne stagnieren, ist es wichtig, in Erinnerung zu rufen, warum nach der globalen Finanzkrise Fiscal Stimulus unausweichlich war.

Der Grund waren die nominalen Zinsen, die auf der Null-Grenze aufgeprallt sind (zero lower bound). 

Eine Rezession ist nicht eine hinreichende Bedingung für ein Konjunkturprogramm, wenn die Geldpolitik alles tun kann, um die Wirtschaft aus der Rezession zu bringen, wie Simon Wren-Lewis in seinem Blog unterstreicht.


Wirtschaftswachstum im Euroraum, aktuell versus kontrafaktisch, Graph: Peter Praet, ECB, speech in Brussels, May 15, 2017.


Wenn aber die nominalen Zinsen an der Nullzins-Grenze stehenbleiben, verliert die Geldpolitik an Zugkraft, um die Konjunktur zu animieren. Das bedeutet, dass die Wirtschaft immer noch in einer Rezession steckt und für negative Nachfrage-Schocks anfällig bleibt.

Die unkonventionelle Geldpolitik ist zwar besser als gar nichts, aber weit weniger verlässlicher als die konventionelle Geld- oder Fiskalpolitik.

Es ist daher eine vorrangige Pflicht der Regierung, dafür zu sorgen, dass die Fiskalpolitik ausschliesslich darauf abzielt, wenn die nominalen Zinsen nahe Null-Grenze liegen, die Geldpolitik zu unterstützen, wie der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor bekräftigt.

Die nahe Null-Grenze liegenden Nominalzinsen deuten zudem darauf hin, dass die Fiskalpolitik zu restriktiv ist. 

Die Niedrigzinsen verbleiben an der Null-Grenze v.a. wegen der fortbestehenden negativen Einflüsse, die zu stark sind, als dass sie von der Geldpolitik allein verarbeitet werden können. Und einer dieser negativen Einflüsse ist die Politik der Haushaltskonsolidierung.

Das ist nicht eine besondere Theorie der monetären und fiskalpolitischen Interaktion, sondern eine Konsens-Theorie, wie Wren-Lewis als Fazit festhält.






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