Mittwoch, 20. Januar 2016

Sind Fed und EZB zwei Paar Schuhe?

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die EZB es von Anfang an versäumt hat, Impulse zu geben, wenn es notwendig war.

Die Finanzkrise von 2008 ist zwar in den USA via subprime-Sektor ausgebrochen. Aber die Eurozone war stark betroffen. Während die USA einen pro-aktiven Ansatz an den Tag legten, hat sich die Eurozone zurückgehalten, Stimulus bereitzustellen.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Europa heute in eine Niedrig-Inflation-Falle rutscht, wie eine aktuelle Analyse via voxeu nahelegt.

Die Verfasser der Forschungsarbeit erinnern daran, dass die Fed sofort die Zinsen gesenkt hat: von 5,25% im September 2007 auf 0% bis 0,25% im Dezember 2008. Die US-Notenbank hat zudem eine mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (genannt QE-Policy) angekündigt, begleitet von einem „forward guidance“, der Öffentlichkeit signalisierend, dass die Zinsen für eine lange Zeit niedrig bleiben würden.

Die erste Reaktion der EZB auf die Great Recession kam im Juli 2008 zustande, in Form einer Zinserhöhung (um 0,20%). Erst nach der Lehman-Pleite im September 2008 hat sich die EZB einer international koordinierten Zinssenkungsrunde am 8. Oktober angeschlossen.




Kerninflation im Vergleich: USA vs. Eurozone, Graph: Kang, Ligthart and Mody: „The ECB and the Fed: A comparative narrative“ in voxeu



Danach hat die EZB aber das Tempo der Zinssenkung verlangsamt und im April und Juli 2011 sogar die Zinsen erhöht. Die Zinsen wurden erst im November 2013 nahe an die Null-Grenze gebracht. Und die EZB hat im September 2014 begonnen, eine QE-Politik anzuwenden, die dann im Januar 2015 erweitert wurde.

Es ist wahr, dass die Fed ein klares Doppel-Mandat (dual-mandate) hat; Beschäftigung zu fördern und Preisstabilität aufrechtzuerhalten.

Allerdings ist die unterschiedliche Definition der Mandate kein Grund, auf die Great Recession (die grösste Krise seit der Great Depression in den 1930er Jahren) anders zu reagieren. Schliesslich hat die EZB neuerdings so gehandelt, wie wenn sie ein Doppel-Mandat hätte.

In der Tat hat Lars Svensson darauf hingewiesen, dass das Ziel der mittelfristigen Preisstabilität der EZB impliziert, dass die EZB nicht versuchen würde, die Inflation sofort nach unten zu drücken, weil sonst die Produktion (output) davon negativ tangiert würde.

Im Ergebnis hebt Svensson hervor, dass das vorgegebene Ziel der EZB ununterscheidbar ist, von Zentralbanken mit Doppel-Mandat, was auch von anderen Autoren wie Taylor und Nechio unterstützt wird.

Fazit: Die EZB hat die Krise von Anfang an falsch gedeutet. Und die geldpolitischen Autoritäten Europas werden daher mit der Erbe einer schwachen Erholung der Wirtschaft und fest verwurzelten deflationären Tendenzen in Verbindung gebracht, argumentieren die Autoren als Schlussfolgerung.

Nicht vergessen werden darf ausserdem die Verschwendung von Human Capital in Millionenhöhe (über 22,1 Millionen von Menschen sind in EU28 arbeitslos). Verzögerungen bei der Stimulierung der wirtschaftlichen Erholung haben Dauerfolgen (Hysterese-Effekt), wie Antonio Fatas und Larry Summers in einer neulich vorgelegten Studie bekräftigten.






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