Samstag, 23. Mai 2009

Ratingagenturen und die Kammer des Schreckens

Nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s eine Herabstufung der Bonitätsnote Grossbritanniens in Aussicht gestellt hat, drängt sich am Markt die Frage auf, ob auch die USA ihr Top-Rating „AAA“ verlieren und in das Dorf der Verdammten geschickt werden. Die Kurse der amerikanischen Staatsanleihen sind am Freitag unter Druck geraten. Die Frage lastet aber derzeit v.a. auf dem Dollar. Gegenüber dem Euro hat der Greenback deutlich abgewertet.

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Welchen Informationsgehalt haben aber die Warnungen der Ratingagenturen vor einer Bonitätsherabstufung Grossbritanniens oder der USA? Gar keinen. Die Märkte reagierten zwar prompt, aber es kam zu keinem regelrechten Kursabsturz. Lediglich der Dollar bleibt unter Druck.

Die Ratingagenturen haben im Sog der Finanzkrise längst ihre Kreditwürdigkeit verloren. Sie haben sich dabei eine goldene Nase verdient, indem sie für toxische Finanzinnovationen wie am Fliessband Testate erteilt haben. Wer kann sich heute auf diese Bescheinigungen verlassen? Welcher Investor weiss heute, was hinter einem mit AAA-Rating benoteten giftigen Wertpapier tatsächlich steckt? Es steht fest, dass die Ratingagenturen an der Entstehung der exzessiven Kreditblase eine unrühmliche Rolle gespielt haben. Sie sind heute als einzige Schuldigen ungeschoren davon gekommen. Die Ratingagenturen unterliegen nämlich keiner Haftung. Sie dürfen gestützt auf das verfassungsrechtlich garantierte Recht auf Meinungsfreiheit ihre Meinung zu Finanzprodukten und Unternehmen äussern. Sie gelten wie ein „Finanzjournalist“. Die Anlageentscheidungen am Markt dürften daher heute davon kaum tangiert werden, zumal die US-Treasuries nach wie vor zu den sichersten und liquidesten Anleihen der Welt zählen. Ferner: Für Manager von passiv geleiteten Anlagestrategien spielt das Rating eh keine Rolle. Das Deflationsrisiko in der depressiven Wirtschaft ist derzeit viel wichtiger als das Rating-Thema.

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