Die jüngste Erklärung des IWF zu Deutschland gemäß Artikel IV ist ungewöhnlich unverblümt.
Nach einem Jahrzehnt höflicher Umschweife spricht der Fonds nun offen aus, was bisher unausgesprochen blieb: Die deutsche Wirtschaft stagniert, weil das Produktivitätswachstum schwach ist, Strukturreformen ins Stocken geraten sind und die Exportmärkte die Überschussproduktion Deutschlands nicht mehr aufnehmen können.
Hinter dieser diplomatischen Sprache verbirgt sich eine tiefere Wahrheit – eine, zu deren Institutionalisierung der IWF selbst beigetragen hat –, nämlich dass Deutschland nun den Preis für seine eigene langjährige Sparpolitik (austerity) zahlt.
Die Symptome sind bekannt:
steigende Arbeitslosigkeit, ein schwächer werdender Arbeitsmarkt, ein Anstieg der unfreiwilligen Teilzeitarbeit (Unterbeschäftigung) und eine Wirtschaft, die in einer Zeit, in der der Welthandel fragmentiert ist, übermäßig von der Auslandsnachfrage abhängig ist. Die Inflation ist einfach deshalb gesunken, weil die Binnennachfrage eingebrochen ist. Das ist kein Erfolg der Politik, sondern ein Warnsignal.
| German industrial output, Graph: FT, Nov 11, 2025. |