Die Renditen der US-Staatsanleihen, die Inflation geschützt sind (d.h. TIPS), sind seit geraumer Zeit negativ: 5 Jahre: -1,64%, 10 Jahre: -1,04%, 20 Jahre; -0,50% und 30 Jahre: -0,30%.
Das heisst, dass die Kosten der Kreditaufnahme des Staates negativ sind.
Auch in Deutschland weisen die Renditen inflationsindexierter Bundeswertpapiere negative Werte auf: 5 Jahre: -1,49%, 10 Jahre: -1,55%, 25 Jahre: -1,52%.
Das bedeutet, dass die Kosten der Kreditaufnahme des Staates auch in Deutschland negativ sind. Eine negative Rendite heisst, dass Anleger dem Staat mehr Geld leihen, als sie später (nach dem Ablauf der Laufzeit) wieder etwas zurückbekommen.
Es besteht heute aus mehreren Gründen ein längerfristiger Bedarf, öffentliche Investitionen zu erhöhen, um die verfallende Infrastruktur zu reparieren und die Wirtschaft über die COVID-19 Krise hinaus anzukurbeln.
Wie sollen aber die Investitionen finanziert werden?
Sparquote amerikanischer Haushalte, Graph: John Authers, Bloomberg, Jan 06, 2021.
Eigentlich müssen wir dafür gar nichts zahlen, wie Paul Krugman auf seinem Blog bei NYTimes erklärt.
Wir hatten bereits vor dem Ausbruch der Pandemie eine Wirtschaft voller Ersparnisse. Der gesamte Privatsektor spart, Haushalte plus Unternehmen, sodass die öffentliche Hand sich heute günstig verschulden kann.
Tatsächlich bitten die Märkte angesichts der mit Negativ-Renditen gehandelten Staatsanleihen Washington und Berlin darum, Kredit aufzunehmen.
Es wäre also für alle gut, wenn die öffentliche Hand das angebotene Geld aufnähme, um in die Zukunft zu investieren.
Wichtig ist, nicht zu vergessen, dass keine Regierung die Ausgaben durch Steuern finanziert. Stattdessen finanzieren die Regierungen die Ausgaben entweder auf den Kapitalmärkten oder durch die Kreditaufnahme bei der eigenen Zentralbank.
Wenn diese Kreditaufnahme Arbeitsplätze schafft und das Einkommen erhöht, dann fließen dem Staat Steuereinnahmen zu, die dazu verwendet werden, die Kreditaufnahme zu bezahlen.
Entscheidungsträger nutzen die Fed-Bilanz, um Geld zu drucken und es direkt an die Verbraucher zu schicken, Graph: Mike Wilson, Morgan Stanley, Jan 05, 2021
"Das Geld, das damals (nach der GFC 2008) gedruckt wurde, füllte lediglich ein Loch, das die Krise hinterlassen hatte. Dieses Mal sorgt das Geld für neue Ausgaben, die zu der schnellsten wirtschaftlichen Erholung aller Zeiten geführt haben."
Um die öffentlichen Finanzen in einer Zeit, wo der Privatsektor sich mit Ausgaben zurückhält, im Gleichgewicht zu halten, ist es für den Staat unerlässlich, Kredite aufzunehmen und Geld auszugeben, um das Einkommen der Nation zu erhöhen und dadurch die Steuereinnahmen zu generieren, die für die Rückzahlung der Kredite benötigt werden und die öffentlichen Finanzen in Ordnung halten.
Es ist vor diesem Hintergrund bemerkenswert, zu erfahren, dass die Chefvolkswirtin der OECD die Regierungen jetzt aufgefordert, die Defizite der öffentlichen Haushalte nicht überhastet zu senken.
Damit vertritt sie eine ganz andere Position als die Organisation nach der GFC von 2008. Die OECD hatte damals die Regierungen gedrängt, die öffentlichen Ausgaben schnell zu kürzen (fiscal austerity).
In einem aktuellen Interview mit der Financial Times (FT) sagte Laurence Boone nun, die ja die Wirtschaftsabteilung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung leitet, zudem auch, dass die politischen Entscheidungsträger die Fiskalpolitik nutzen sollten, um ihre Volkswirtschaften wiederzubeleben, anstatt den Zentralbanken und der Geldpolitik die ganze schwere Arbeit zu überlassen.
Diesmal sollten die Staaten aus der Denkweise herauskommen, so zu handeln, als hätten wir eine Einheitsgrösse („one-size-fits-all“) für alle fiskalischen Regeln, um die Schulden wieder auf ein Ziel zu bringen. Das ist nicht der Fall.
Sie fügt hinzu, dass die Zinssätze lange genug niedrig bleiben werden, und wir dabei überdenken können, was wir in den kommenden Jahren mit der Fiskalpolitik machen.
Die Lektion besteht darin, sicherzustellen, dass die Regierungen in den ein bis zwei Jahren nach dem Tiefpunkt des BIP infolge der COVID-19 Krise keine Straffung vornehmen, so das Fazit.
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