"Wer rettet
die deutschen Sparer vor der EZB?" So lautete vor rund drei Jahren die
Überschrift eines Artikels im Handelsblatt aus Düsseldorf.
In Deutschland wurde in den vergangenen Jahren viel über die Niedrigzinspolitik
der EZB geschimpft: "Die deutschen Sparer werden enteignet".
In einer am
Montag vorgelegten Forschungsarbeit
(„Critique of accommodating central bank
policies and the ‚expropriation‘ of the saver“) unterstreichen
EZB-Ökonomen, dass die Argumentation „niedrige Zinsen die Sparer enteignen“ einfach nicht angemessen ist, wie Bloomberg mit der folgenden Abbildung unterstützt.
In Deutschland wird mehr gespart als im Euro-Raum im Durchschnitt, Graph:
Bloomberg in: "The ECB just shot back at Germans who say low rates are robbing
savers".
Die
Niedrigzinsen sind in der Tat eine Folge der geldpolitischen Massnahmen in
einer Extremsituation.
Ulrich Bindseil,
Clemens Domnick und Jörg Zeuner sagen, dass die EZB nur die kurzfristigen
Zinsen bestimme. Das derzeitige Niveau der Zinsen werde aufgrund des Zustands
der Wirtschaft festgelegt.
Entwicklung
der längerfristigen Realzinsen seit den 1970er Jahren in den USA und in
Deutschland, Graph: Ulrich Bindseil,
Clemens Domnick und Jörg Zeuner in: Occasional Paper 161, May 2015, „Critique of accommodating central bank
policies and the ‚expropriation‘ of the saver“.
Die
längerfristigen Zinsen (20 und 30 Jahre), die für die Sparer relevant seien, sind
hingegen eine Folge der realwirtschaftlichen Faktoren wie z.B.
Bevölkerungsentwicklung, Innovation, Arbeitsmarktflexibilität und so weiter.
Und dafür sind Regierungen verantwortlich, nicht die EZB, so die Autoren der
Analyse als Fazit.
Wachstumsrate
des Potenzialwachstums
(potential output), Graph: Ulrich Bindseil, Clemens
Domnick und Jörg Zeuner in: Occasional Paper 161, May 2015, „Critique
of accommodating central bank policies and the ‚expropriation‘ of the saver“.
Die
Fallstudie für Deutschland zeigt laut Autoren, dass in Abwesenheit von
Änderungen in der Wirtschaftspolitik, das Potenzialwachstum (potential output) und damit der Realzins noch
eine lange Zeit niedrig verbleiben oder ja sogar fallen dürften.
Die Rückkehr
zu einem höheren Potentialwachstum sei möglich. Aber es hängt von der
Bereitschaft der politischen Entscheidungsträger ab, eine koordinierte
Kombination von zielgerichteter Politik einzurichten.
Bruttoanlageinvestitionen
in Deutschland im internationalen Vergleich, Graph: Ulrich Bindseil, Clemens Domnick und Jörg Zeuner in: Occasional Paper 161, May 2015, „Critique of accommodating central bank
policies and the ‚expropriation‘of the saver“.
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