Dienstag, 19. Mai 2015

EZB nimmt Stellung zum Thema „Niedrigzinsen und deutsche Sparer“

"Wer rettet die deutschen Sparer vor der EZB?" So lautete vor rund drei Jahren die Überschrift eines Artikels im Handelsblatt aus Düsseldorf.

In Deutschland wurde in den vergangenen Jahren viel über die Niedrigzinspolitik der EZB geschimpft: "Die deutschen Sparer werden enteignet".

In einer am Montag vorgelegten Forschungsarbeit („Critique of accommodating central bank policies and the ‚expropriation‘ of the saver“) unterstreichen EZB-Ökonomen, dass die Argumentation „niedrige Zinsen die Sparer enteignen“ einfach nicht angemessen ist, wie Bloomberg mit der folgenden Abbildung unterstützt.



In Deutschland wird mehr gespart als im Euro-Raum im Durchschnitt, Graph: Bloomberg in: "The ECB just shot back at Germans who say low rates are robbing savers". 

Die Niedrigzinsen sind in der Tat eine Folge der geldpolitischen Massnahmen in einer Extremsituation.

Ulrich Bindseil, Clemens Domnick und Jörg Zeuner sagen, dass die EZB nur die kurzfristigen Zinsen bestimme. Das derzeitige Niveau der Zinsen werde aufgrund des Zustands der Wirtschaft festgelegt.


Entwicklung der längerfristigen Realzinsen seit den 1970er Jahren in den USA und in Deutschland, Graph: Ulrich Bindseil, Clemens Domnick und Jörg Zeuner in: Occasional Paper 161, May 2015, Critique of accommodating central bank policies and the ‚expropriation‘ of the saver“.

Die längerfristigen Zinsen (20 und 30 Jahre), die für die Sparer relevant seien, sind hingegen eine Folge der realwirtschaftlichen Faktoren wie z.B. Bevölkerungsentwicklung, Innovation, Arbeitsmarktflexibilität und so weiter. Und dafür sind Regierungen verantwortlich, nicht die EZB, so die Autoren der Analyse als Fazit.


Wachstumsrate des  Potenzialwachstums (potential output), Graph: Ulrich Bindseil, Clemens Domnick und Jörg Zeuner in: Occasional Paper 161, May 2015, Critique of accommodating central bank policies and the ‚expropriation‘ of the saver“.

Die Fallstudie für Deutschland zeigt laut Autoren, dass in Abwesenheit von Änderungen in der Wirtschaftspolitik, das Potenzialwachstum (potential output) und damit der Realzins noch eine lange Zeit niedrig verbleiben oder ja sogar fallen dürften.

Die Rückkehr zu einem höheren Potentialwachstum sei möglich. Aber es hängt von der Bereitschaft der politischen Entscheidungsträger ab, eine koordinierte Kombination von zielgerichteter Politik einzurichten.


Bruttoanlageinvestitionen in Deutschland im internationalen Vergleich, Graph: Ulrich Bindseil, Clemens Domnick und Jörg Zeuner in:  Occasional Paper 161, May 2015, „Critique of accommodating central bank policies and the ‚expropriation‘of the saver“.


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