Viele
politische Entscheidungsträger bestehen darauf, dass die Euro-Krise ausgelöst
worden ist, weil einige Länder (v.a. Südeuropa) unverantwortlich gehandelt haben.
Mit Ausnahme von Griechenland stimmt die Behauptung nicht. Spanien und Irland
hatten am Vorabend der Krise sogar einen Haushaltsüberschuss.
„Die
wahre Geschichte ist, dass die Welt heute das Gegenteil einer
Staatsschulden-Krise erlebt, wie die sinkenden Finanzierungskosten der öffentlichen
Hand darauf hindeuten“, schreibt Joe
Weisenthal in einem einfachen, aber vollkommen wirkungsvollen Beitrag in Business Insider.
Was
Weisenthal sagt, ist, dass es keine Krise gibt, die durch unverantwortliche
öffentliche Kreditaufnahme verursacht wurde.
Es
war die übermässige Kreditaufnahme und Kreditvergabe im privaten Sektor, v.a.
durch die übermässig-fremdfinanzierten (over-leveraged)
Banken im unterregulierten Bankensystem.
Die
Staaten haben sich verschulden müssen, um Banken zu retten, weil das Platzen
der Spekulationsblase zu einem Rückgang der Produktion und des Steueraufkommens
geführt hat. Die Regierungen waren gezwungen, die Schulden des privaten Sektors
zu übernehmen, weshalb die Schulden der öffentlichen Hand gestiegen sind. Die grossen
Haushaltsdefizite sind heute nicht eine Ursache, sondern eine Folge der Krise.
US-Staatsanleihe
(10Jahre) Rendite, Graph: FRED, Fed
St. Louis
Paul Krugman ist angesichts der Kommentare zum
Artikel erstaunt, wie er in seinem Blog bemerkt. Denn die Kommentatoren sind nicht nur damit einverstanden,
sondern sie halten die Idee für verrückt und lachhaft, nahezulegen, dass wir
nicht einer unmittelbar drohenden immensen Krise der öffentlichen Verschuldung
mit einem Simbabwe-Stil Inflation gegenüberstehen.
Der
an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor hält es für ein interessantes Phänomen. Es ist
wahrscheinlich nicht nur ein Produkt der üblichen Propaganda der rechten Seite
des politischen Spektrums. Es ist etwas faul an der Defizit- und Inflation-Story,
die offenbar im Volk nachhallt, unabhängig davon, wie oft und wie stark das
Weltbild in der Praxis scheitert. Die Story erweist sich gegen alle Versuche
resistent, dass die Dinge aufgehen müssen, dass alle gleichzeitig nicht weniger
ausgeben können als sie einnehmen.
Die
Rendite der französischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist heute auf
ein Rekordtief gesunken: 2,092%. Die Rendite der österreichischen Staatspapiere
mit 2 Jahren Laufzeit ist heute zum ersten Mal in der Geschichte unter die Null
Prozent Marke gefallen: -0.012%. In Deutschland notiert die Rendite der
Staatspapiere mit vergleichbarer Laufzeit den dritten Tag in Folge im
Rekordtief: -0.06%.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen