Es ist ziemlich dumm, wie das Council on Foreign Relations (CFR) Paul Krugman
in Sachen Island angreift.
Es geht um Krugmans Vergleich der
Entwicklung des realen BIP Islands mit der von Estland, Irland und Lettland seit dem vierten Quartal 2007.
Was das CFR Krugman konkret vorwirft,
ist, wie der Träger des Wirtschaftsnobelpreises die wirtschaftliche Performance
in Island und den baltischen Staaten misst. Der Vergleich gegenüber dem
Vor-Krisen-Höchstwert sei eine Art Betrug, behaupten die CFR-Leute. Warum misst
Krugman die BIP-Performance nicht gegenüber dem Tiefstpunkt (Konjunkturtal), wo
die baltischen Staaten besser aussehen?
Wirtschaftswissenschaftler
studieren Konjunkturzyklen so gut wie seit 90 Jahren und stellen Vergleiche
gegenüber der Konjunkturspitze die ganze Zeit, erklärt Krugman in seinem Blog. Vor diesem Hintergrund scheinen die
CFR-Leute keine Ahnung davon zu haben.
Die Rezession wird von Ökonomen
als eine Periode betrachtet, wo die Volkswirtschaft unter ihr Potenzial fällt.
Der natürliche Weg, um eine Erholung zu messen, ist zu sehen, wie der verlorene
Boden wieder gewonnen wird.
Zum Beispiel sieht der Vergleich
von zwei hypothetischen Ländern wie folgt aus: Es gibt zwei Länder: Land I und
Land L.
Beide Länder leiden unter einem
schweren wirtschaftlichen Rückschlag. Aber das Land I macht einen besseren Job
in Reaktion auf den Schock, sodass die Produktion nur um 10% sinkt, während die
Produktion im Land L um 20% einbricht. Dann erholen sich die beiden Länder von
dem schweren Abschwung. In dieser Erholung wächst die Produktion (output) im Land L aus dem Konjunkturtief
mehr als im Land I. Aber nur, weil das Land L es in erster Linie viel schlimmer
gehabt hat. Doch die CFR-Leute sagen jetzt, dass das Land L damit eine
Erfolgsgeschichte liefert, nicht das Land I.
Oder ein Beispiel aus der
Geschichte: Die US-Wirtschaft ist im Jahr 1934
um 10,9% gewachsen. Der New Deal war ein Erfolg! Oder vielleicht nicht. Das reale BIP liegt nämlich
immer noch rund 20% tiefer als das Niveau im Jahr 1929.
Der Vergleich des Verlaufs der
Produktion gegenüber der bisherigen Konjunkturspitze ist etwas
Offensichtliches, und ganz natürlich. Der Vorschlag von CFR macht daher keinen
Sinn.
Krugman verweist in diesem
Zusammenhang auf Ryan Avent, der sich kürzlich mit der CFR-Argumentation
im Hinblick auf die BIP-Entwicklung der baltischen Staaten seit 2000 befasst
hatte. Es geht im Grunde genommen um eine Art von Verwirrung, ja eine
Verwechslung des langfristigen Wachstums als Potenzial mit Defiziten unter
Potenzial. Island war und ist ein reiches Land. Das Baltikum
besteht aus armen Ländern mit Nachholbedarf, was in Sachen Krisen-Geschichte
nicht relevant ist, unterstreicht Krugman.
Island war das einzige europäische
Land an der Peripherie, welches riesige Kapitalzuflüsse erfahren hat. Dann hat
das Land auf die Krise nicht einer grimmigen Entschlossenheit reagiert, an der
Euro-Koppelung festzuhalten. Island hat die Währung abgewertet. Der Prozess hat
vor Augen geführt, dass die Währungsabwertung viel einfacher ist als „internal devaluation“. Das ist die Hauptsache, die
Krugman mit Nachdruck hervorhebt.
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