Simon Wren-Lewis befasst sich in seinem Blog mit
zwei Einträgen (hier und hier) mit der in den USA wiederbelebten
Debatte über die microfoundations.
In
Wirtschaftswissenschaften bezieht sich der Terminus microfoundations (Mikrofundierung)
auf die mikroökonomische Analyse des Verhaltens von einzelnen Agenten wie von privaten
Haushalten oder Unternehmen, die eine makroökonomische Theorie untermauern.
Kritiker
äussern Zweifel, ob diese gesamtwirtschaftlichen Beziehungen, die die (früheren)
keynesianischen Modelle (als aggregierte Grössen wie Produktion, Beschäftigung
und Investitionen) in Betracht ziehen, mit Grundsätzen der Mikroökonomie im
Einklang stehen oder nicht. Ausserdem weisen die Kritiker des keynesianischen
Ansatzes darauf hin, dass einige von Annahmen der Modellierung mit Standard-Mikroökonomie
nicht vereinbar seien.
Ökonomische
Aggregate sind ökonomische Masse, die die Daten über verschiedene Märkte
summieren, wie Märkte für Waren und Dienstleistungen, Arbeitskräfte und
Vermögensgüter, wie Paul Krugman in
seinem Lehrbuch („Economics“) beschreibt.
Krugman
bedauert in seinem Blog angesichts der
Besessenheit von microfoundations, die
dieser Tage wieder in den Mittelpunkt der Ökonomen-Diskussion in der
Blogosphäre rückt, dass der ökonomische Beruf entschlossen scheint, sich selbst
nutzlos zu machen. Die Makroökonomie ist gerade dafür geschaffen worden, mit
der Art der schweren Krise, die gegenwärtig vorherrscht, umzugehen, betont der
Träger des Wirtschaftsnobelpreises.
Wren-Lewis
ist besorgt, dass die Besessenheit von Mikrofundierung sich an dieser Stelle tief in die „akademische Anreizstruktur“
eingebettet hat.
Wo
kommt das her? Es ist die berühmte „Lucas-Kritik“,
die mehr als eine Generation als „big
deal“ galt. Es geht darum, dass, wenn Sie eine bestimmte Beziehung in der
realen Welt beobachten, sagen wir, eine Beziehung zwischen Inflation und
Arbeitslosigkeit, diese Beziehung sich ändern kann, wenn die Politik sich
ändert. Die „Lucas-Kritik“ besagt weiter, dass man ein tieferes Verständnis
davon haben muss, woher die Beziehung stammt („microfoundations“), sodass man nicht überrascht wird, wenn sie sich
in Reaktion auf die Änderung der Politik ändert.
Was
ist aber, wenn man vor sich eine beobachtete Tatsache über die Welt hat, zum
Beispiel Nominallohnrigidität (starre Nominallöhne), was man aus dem ersten Grundsatz nicht einfach ableiten
kann, aber in der Praxis robust zu sein scheint?
Man
könnte meinen, dass die richtige Antwort ist, anhand einer vorläufigen Annahme
weiter zu arbeiten, dass diese Beziehung auch weiterhin gilt, als anzunehmen,
dass die Beziehung nicht mehr gilt, weil es nicht angemessen „mikrofundiert“
ist. Das wäre laut Krugman eine richtige Sicht. Aber der Ökonomenberuf,
zumindest sein akademischer Flügel, hat die Wahl getroffen, den gegenteiligen
Kurs zu steuern, darauf bestehend, dass die Analyse, wenn es nicht
mikrofundiert ist, nicht zu veröffentlichen ist, und am Ende nicht denkbar ist.
Krugman
vertritt die Ansicht, dass wir jetzt eine Krise haben, wo es durchaus Sinn
macht, wenn man bereit ist, einige reale Verhaltensweise zu akzeptieren, welche
nicht aus einer intertemporalen Maximierung entsteht. Aber zur Zeit ist nichts
davon zu sprüren, weil die akademische Makroökonomie alles, was nicht
mikrofundiert ist, aus einer nützlichen Diskussion fernhält.
Was
die Ablehnung von Fiskalpolitik bzw. von Konjukturpaketen (fiscal stimulus) betrifft, legt Krugman dar, dass es eine
wesentliche Anzahl von Ökonomen gibt, die fest entschlossen scheinen, nach
Gründen zu suchen, um nicht zu agieren. Es ist zum Teil auf Ideologie zurückzuführen.
Aber der an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor denkt, dass die Antwort zum Teil mit dem Übertrag
von akademischen Strebern zu tun hat, die angehört bzw. beachtet werden wollen.
Es käme nicht so sehr darauf an, wenn es sich dabei nur um akademische Gedankenspiele
handeln würde, aber es geht um Massenarbeitslosigkeit, die nach und nach
schlimmer wird, was mit menschlichem Leid verbunden ist.
Fazit: Der Beruf schadet sich selbst. Und
das Scheitern von Ökonomen ist keine glückliche Geschichte.
PS:
Mikroökonomik
befasst sich mit der Analyse, wie private Haushalte und Unternehmen
Entscheidungen treffen und wie sie auf den Märkten zusammen wirken.
Makroökonomik
untersucht gesamtwirtschaftliche Phänomene wie Inflation, Arbeitslosigkeit und
Wirtschaftswachstum.
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