Montag, 23. Juli 2012

Klimawandel und gezinkte Würfel


Vor ein paar Wochen war der Nordosten im Griff einer schweren Hitzewelle. Inzwischen ist es jedoch recht kühl am Tag, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Loading the Climate Dice“) am Montag in NY Times.

Das Wetter ist so: es schwankt.

Und diese banale Feststellung ist wahrscheinlich, was uns der Klima-Katastrophe verdammt, und zwei auf zwei Arten, schildert Krugman. Auf der einen Seite ist die Variabilität der Temperaturen, was es einfach macht, die längerfristigen Aufwärtstrends zu übersehen, zu ignorieren und zu verschleiern. Auf der anderen Seite führt ein ziemlich bescheidener Anstieg der Durchschnittstemperaturen zu einer viel höheren Frequenz von Extremereignissen, wie die verheerende Dürre, die jetzt Amerikas Herzland fesselt, was grossen Schaden anrichtet.

Wie sollen wir mit dem Verhältnis zwischen dem Klimawandel und den täglichen Erfahrungen umgehen? Vor fast einem Vierteljahrhundert hat James Hansen, NASA-Wissenschaftler die Analogie mit einer gezinkten Würfel vorgebracht, beschreibt Krugman. Man stelle sich gemessen an historischen Standards die Wahrscheinlichkeit eines heissen, durchschnittlichen und kalten Sommers vor, wie eine Würfel mit jeweils zwei Gesichtern gemalt in rot, in weiss und in blau. Im frühen 21. Jahrhundert wäre es so, als ob die vier Gesichter der Würfel in rot, eins in weiss und eins in blau gemalt wären. Heisse Sommer kommen viel häufiger vor, aber es werden noch hin und wieder auch kalte Sommer geben.

Und es hat sich so erwiesen: Seit 2000 fanden 9 von 10 heissesten Sommer statt. Das ist aber nicht alles: wirklich extrem hohe Temperaturen sind inzwischen weit verbreitet. Man betrachte es als rollende zwei Sechsen, was öfters geschieht, wenn die Würfel gezinkt ist. Und die steigende Häufigkeit von Extermereignissen bedeutet, dass die Kosten des Klimawandels keine Jahrzehnte in der Zukunft fernliegende Aussicht. Im Gegenteil sind sie bereits hier, erklärt Krugman.

Die grosse Dürre im mittleren Westen in den USA ist ein typisches Beispiel. Diese Dürre hat die Maispreise bereits auf ihre höchsten Stände geschickt. Es könnte zu einer globalen Nahrungsmittelkrise führen. Und ja, die Dürre ist am Klimawandel verknüpft: solche Ereignisse sind auch vorher geschehen, aber sie sind heute viel wahrscheinlicher als früher, erläutert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Nun dürfte die Dürre vielleicht rechtzeitig aufhören, um das Schlimmste zu vermeiden. Aber es werden weitere solche Ereignisse geben wie diese. Wird die gegenwärtige Dürre dazu führen, ernsthafte Massnahmen in Bezug auf den Klimaschutz zu treffen? Die Geschichte ist nicht ermutigend. Die Leugner werden sicherlich weiter leugnen. Und die Öffentlichkeit wird wahrscheinlich das Interesse verlieren, wenn die Würfel das nächste Mal auf weiss oder blau landet, fasst Krugman zusammen.

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