(Nur für Streber)
Im
Kern von Microfoundations steht im
Grunde genommen eine scharfe Kritik am keynesianischen Ansatz. Kritiker prangen
an, dass einige der Annahmen des Keynes-Modells mit der Standard Mikroökonomie nicht
im Einklang stehen.
„Microfoundations
für Makroökonomie ist im Prinzip gut, nicht unverzichtbar, aber nützlich. Das
Problem ist das, was für die Microfoundations
gilt, im Universum der orthodoxen Makroökonomie einfach Mist ist“, schreibt Peter Dorman in seinem Blog.
Achten
Sie darauf, dass ich das Wort „M“ benutzt habe, nicht „Sch“, betont Dorman und zählt
drei vernichtende Fehler auf, was die Microfoundations betrifft, wobei „jeder
davon ausreichend ist, ein breites Loch in einem vermeintlich nützlichen Modell
zu blasen“:
(1) Nutzenfunktion
(utility theory): Andrew Gelman nennt
es “Alltagspsychologie”, was grosszüzig sein mag. Die Theorie ist voll von
Anomalien (siehe „behavioral economics“)
und am wichtigsten nimmt sie die Arbeit in Psychologie, Evolutionstheorie,
Neuropsychologie und Organisationstheorie der letzten Jahrzehnte nicht wahr.
Das sind alles Disziplinen, wo Menschenverhalten auf wissenschaftliche Weise
studiert werden, erklärt Dorman.
(2)
Annahmen über mono-equilibrium: Es
gibt keine Interaktion-Effekte, um multiple Gleichgewichte in Microfoundations zu erzeugen, die die
Makro-Theoretiker verwenden. Jedes Individium, jeds Unternehmen und jeds Produkt
ist ein isolitiertes Atom, ununterbrochen durch den Raum schwimmend, bis es auf
ein anderes stösst, legt Dorman dar. Das heisst, dass das Versagen, den
interaktiven Charakter des wirtschaftlichen lebens zu erkennen, Ökonomen
veranlasst, grundlegend falsche Fragen zu stellen: wie „was ist das
Gleichgewicht?“ und „was ist das Optimum?“.
(3)
Pfadabhängigkeit (path dependence): Microfoundations bedeutet allgemeine
Gleichgewichtstheorie, aber der Geschmack darin kommt aus der Mitte der 1950er
Jahre. Das Sonnenschein-Debreu-Mantel Theorem, dass Anfangsbedingungen das Gleichgewicht selbst ändern, stellt sie
auf den Kopf.
Kurzum: die Debatte über die Microfoundations ist von der Vorstellung geprägt, dass die Makroökonomie morsch und die Mikroökonomie in guter Form ist.
Die
Sache ist aber, dass die Microfoundations perfect
rationality voraussetzt, was natürlich in der Praxis nicht zutrifft. Vor
diesem Hintergrund erläutert Paul
Krugman in seinem Blog, wie die Annahme von perfect
rationality (vollkommene Rationalität) in der Praxis zusammenbricht. Der
Träger des Wirtschaftsnobelpreises verweist dabei auf eine aktuelle Forschungsarbeit(„Mental Accounting and Consumer Choice:
Evidence from Commodity Price Shocks“) von Justine Hastings und Jesse M.
Shapiro, um zu zeigen, dass die Verbraucher sich nicht so verhalten, wie „full maximization“ Notion von Microfoundations unterstellt. Es geht
dabei um ein banales Beispiel der Wahl, wie die Konsumenten an der Tankstelle
Benzin tanken.
Deshalb
ist es absurd, wenn die Microfoundations darauf besteht, dass
der Keynes Ansatz mit der Wirtschaft nicht übereinstimme, weil wir „damit aus
der intertemporalen Maximierung nichts ableiten können“.
PS:
In
den 1970er Jahren es so, dass die Anzahl von Self-Service Tankstellen in Folge der Ölkrise rasant gestiegen ist. Das Benzin wurde plötzlich viel
teurer und die Autofahrer begonnen, Benzin selbst zu tanken, um ein paar Cents
zu sparen.
Macht es aber überhaupt Sinn? Denn es handelt sich dabei
schliesslich um ein Trade-off
zwischen dem Geld und der eigenen Arbeit, die man liefert, Benzin, selbst zu
tanken, was in Bezug auf den Preis von Benzin per se keine Auswirkung hat. Doch
die Menschen haben sich so verhalten, als hätten sie ein begrenztes Budget für
Kraftstoffe, im Gegensatz zu einer umfassenden Budget-Einschränkung. Und die
Lenker reagierten auf den Anstieg des Benzinpreises mit einem scheinbar
irrationalen Aufwand, um die Grösse dieses Sub-Budgets tief zu halten.
Was Hastings und Shapiro
zeigen, ist, die gleiche Art von Konsumentenverhalten, wonach die Autofahrer,
wenn der Benzinpreis steigt, eine minderwertige Sorte von Benzin tanken und
wenn der Benzinspreis sinkt, eine höherwertige Sorte vob Benzin tanken.
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