Mittwoch, 25. Juli 2012

Euro-Krise und Panik-Knopf


Er habe es nicht für möglich gehalten, dass sein Vertrauen in die Fähigkeit der europäischen Politiker, den Kontinent aus der Krise zu ziehen, weiter sinken würde, schreibt Tim Duy in seinem Blog.

Warum? Weil er praktisch von Anfang an kein Vertrauen hatte.

Die europäischen Politiker haben aus der griechischen Erfahrung nichts gelernt. Man bekommt das Gefühl, dass das Rezept richtig gewesen sei, aber der Patient einfach nicht bereit ist, die Medizin zu nehmen, legt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Wo Griechenland scheiterte, werde Spanien erfolgreich sein oder zumindest ist es aus Sicht der EU zu hoffen.

Doch trotz offensichtlich klarer und gegenwärtiger Gefahr für das Eurozone- Projekt und noch wichtiger als das Projekt, für die Wirtschaft, worauf Millionen von Menschen angewiesen sind, scheint es keine Panik in den offiziellen Kreisen zu geben“, argumentiert Duy.

Es gibt kein Anzeichen für die Notwendigkeit, dass die Politik neu bewertet werden müsste. Und es gibt kein Anzeichen dafür, dass die Gefahr im Verzug ist. Niemand lässt sich aus der Ruhe bringen, dass unbegründete und falsche Gerüchte über einen „Grand Plan“ zirkulieren.

Das Fehlen von Panik ist laut Duy geradezu beängstigend. Ist Europa völlig frei von neuen Ideen? Oder ist jeder einfach nur im Urlaub?

Duy betont, dass er gern daran glauben will, dass Europa sich schnell zusammenfügt, um eine Lösung für die Krise zu finden. Die EZB soll zumindest die Flinte ins Korn werfen und Staatsanleihen stützen. 

Was er sehe, ist die gleiche gescheiterte Politik immer und immer wieder. Schlimmer: es gibt niemanden, der den Panik-Knopf betätigt. Vielleicht gibt es keinen Panik-Knopf. Es war wahrscheinlich ein weiteres Stück der notwendigen institutionellen Rahmenbedinungen, die bei der Schaffung von Euro vergessen wurde, fasst Duy zusammen.

Bemerkenswert ist vor diesem Hintegrund ein aktuelles Interview des Bloomberg TV mit Ewald Nowotny, dem Mitglied des Direktoriums der EZB. Nowotny unterstreicht, dass die EZB mit „ruhiger Hand“ agiere. Welche Ironie!

Warum unternimmt die EZB aber nicht viel mehr, anstatt wider besseres Wissen alles ruhig angehen zu lassen? Warum sollen die Menschen im Euroland weiter leiden? Das Wirtschaftsleben ist doch keine Moralfabel. Warum setzt sich die EU nicht endlich mit der Frage auseinander, was sie jetzt tun könnte?

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