Der
Wahlkampf um die Präsidentschaft wird in den USA immer persönlicher. Wie die
amerikanischen Medien berichten, hat Mitt
Romney allem Anschein nach über den Zeitpunkt seines Austritts aus der
Private-Equity Firma Bain Capital
gelogen. Und Romney will seine Steuererklärung für das Jahr 2011 nicht
offenlegen.
„Es
ist nun so, wie vorauszusehen war. Romney beschuldigt jetzt Obama, „den Kapitalismus anzugreifen“ und „Amerika zu
trennen“, durch die Fragen über Bain
Capital und die versteckten Steuererklärungen“, schreibt Paul Krugman in seinem Blog.
Das
alles erinnert daran, dass jede Kritik an Bush damals als unpatriotisch abgetan
wurde und das WSJ sogar noch während der Dotcom-Blase argumentiert hatte, dass
jede Skepsis im Hinblick auf die Bewertung der Aktienmärkte einen Mangel an
Glauben an den freien Markt zeige, erklärt Krugman weiter.
Romney
ist stolz auf seinen Datensatz im Business und seinen Erfolg, wie er selbst zum
Ausdruck bringt. Aber zur gleichen Zeit versucht er uns glauben zu machen, dass
er mit Bain Capitals Aktivitäten in
den drei Jahren, als er noch CEO des Unternehmens war, nichts zu tun habe und
er zeigt keine Bereitschaft, seine Steuererklärung offenzulegen, welche darüber
Auskunft geben würde, wie er sein Millionen-Vermögen angehäuft hat.
Einkommenswachstum
nach Steuern, Graph: Prof. Paul Krugman
Es
gibt zwei konkurrierende Theorien über Romneys Blockadepolitik, legt Krugman
dar: die eine ist, dass Romney ein oder mehrere Jahre Null-Steuern bezahlt hat.
Die andere ist, dass Romney im Jahr 2009 eine Menge Geld verdient hat, weil er
den Markt geshortet („leer
verkaufen“) hat. Wir werden wahrscheinlich nie wissen, welche davon zutrifft.
Was
Obama anprangert, ist, nichts anders als Romney selbst: Der Präsident hinterfragt ein
System, wo der Finanzsektor einen beispiellosen Anteil an der Wirtschaft erreicht hat.
Anteil
des Finanzsektors an der gesamten Wirtschaft, Graph: Prof. Thomas Philippon via Prof. Paul Krugman
Es
gibt eine Menge Leute, darunter auch einige angeblich progressive, die erklären, dass wir die Art und Weise, wie die Wirtschaft
in den vergangenen 30 Jahren läuft, nicht kritisieren dürfen. Warum nicht? Der
metastasierende Finanzsektor hat uns schliesslich in die schlimmste wirtschaftliche
Katastrophe seit der Grossen Depression geführt. Das scheint Grund genug zu
sein, um das Modell in Frage zu stellen, hebt Krugman hervor.
Und
man denke daran, dass Romney versprochen hat, die Finanzreform rückgängig zu
machen. Das ist sicherlich eine radikale Position, die Romney einnimmt.
Es
gibt eine dramatische Entkopplung zwischen dem Wirtschaftswachstum und dem Schicksal der
typischen Familie:
Abkopplung des Wirtschaftswachstums und des Wachstums des Median-Einkommens der
Mittelschicht, Graph: Prof. Lane Kenworthy via Prof. Paul Krugman
Was
Romney will, ist, dass wir den Erfolg von Leuten wie ihm mitfeiern, auch wenn
ihr Erfolg normalen Familien nicht zu Gute zu kommen scheint, und obwohl er
dafür steht, dass die Lücke zwischen den wohlhabenden und allen anderen nach
seiner Wirtschaftspolitik sich vergrössern würde. Romney beschuldigt Obama,
Amerika zu spalten.
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