Mittwoch, 18. Juli 2012

US-Wahlkampf 2012 und Finanzkapitalismus


Der Wahlkampf um die Präsidentschaft wird in den USA immer persönlicher. Wie die amerikanischen Medien berichten, hat Mitt Romney allem Anschein nach über den Zeitpunkt seines Austritts aus der Private-Equity Firma Bain Capital gelogen. Und Romney will seine Steuererklärung für das Jahr 2011 nicht offenlegen.

„Es ist nun so, wie vorauszusehen war. Romney beschuldigt jetzt Obama, „den Kapitalismus anzugreifen“ und „Amerika zu trennen“, durch die Fragen über Bain Capital und die versteckten Steuererklärungen“, schreibt Paul Krugman in seinem Blog.

Das alles erinnert daran, dass jede Kritik an Bush damals als unpatriotisch abgetan wurde und das WSJ sogar noch während der Dotcom-Blase argumentiert hatte, dass jede Skepsis im Hinblick auf die Bewertung der Aktienmärkte einen Mangel an Glauben an den freien Markt zeige, erklärt Krugman weiter.

Romney ist stolz auf seinen Datensatz im Business und seinen Erfolg, wie er selbst zum Ausdruck bringt. Aber zur gleichen Zeit versucht er uns glauben zu machen, dass er mit Bain Capitals Aktivitäten in den drei Jahren, als er noch CEO des Unternehmens war, nichts zu tun habe und er zeigt keine Bereitschaft, seine Steuererklärung offenzulegen, welche darüber Auskunft geben würde, wie er sein Millionen-Vermögen angehäuft hat.


Einkommenswachstum nach Steuern, Graph: Prof. Paul Krugman

Es gibt zwei konkurrierende Theorien über Romneys Blockadepolitik, legt Krugman dar: die eine ist, dass Romney ein oder mehrere Jahre Null-Steuern bezahlt hat. Die andere ist, dass Romney im Jahr 2009 eine Menge Geld verdient hat, weil er den Markt geshortet („leer verkaufen“) hat. Wir werden wahrscheinlich nie wissen, welche davon zutrifft.

Was Obama anprangert, ist, nichts anders als Romney selbst: Der Präsident hinterfragt ein System, wo der Finanzsektor einen beispiellosen Anteil an der Wirtschaft erreicht hat.


Anteil des Finanzsektors an der gesamten Wirtschaft, Graph: Prof. Thomas Philippon via Prof. Paul Krugman

Es gibt eine Menge Leute, darunter auch einige angeblich progressive, die erklären, dass wir die Art und Weise, wie die Wirtschaft in den vergangenen 30 Jahren läuft, nicht kritisieren dürfen. Warum nicht? Der metastasierende Finanzsektor hat uns schliesslich in die schlimmste wirtschaftliche Katastrophe seit der Grossen Depression geführt. Das scheint Grund genug zu sein, um das Modell in Frage zu stellen, hebt Krugman hervor.

Und man denke daran, dass Romney versprochen hat, die Finanzreform rückgängig zu machen. Das ist sicherlich eine radikale Position, die Romney einnimmt.

Es gibt eine dramatische Entkopplung zwischen dem Wirtschaftswachstum und dem Schicksal der typischen Familie:



Abkopplung des Wirtschaftswachstums und des Wachstums des Median-Einkommens der Mittelschicht,  Graph: Prof. Lane Kenworthy via Prof. Paul Krugman

Was Romney will, ist, dass wir den Erfolg von Leuten wie ihm mitfeiern, auch wenn ihr Erfolg normalen Familien nicht zu Gute zu kommen scheint, und obwohl er dafür steht, dass die Lücke zwischen den wohlhabenden und allen anderen nach seiner Wirtschaftspolitik sich vergrössern würde. Romney beschuldigt Obama, Amerika zu spalten.

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