Sonntag, 29. Juli 2012

Der Euro ist wie eine Hummel


Die Aussagen des EZB-Chefs Mario Draghi ist vergangene Woche auf eine überwältigende Resonanz gestossen. Die EZB werde alles tun, um den Euro zu retten.

Auch Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit Draghis aussergewöhnlichen Bemerkungen, die um die Erde vielfach zitiert worden sind.

Krugman nimmt unmittelbar Stellung zu der gestern auf der Home Page der EZB offiziell veröffentlichten Rede des EZB-Präsidenten. Draghi hat eine definitiv wehleidge Bemerkung, hebt Krugman hervor.

Hier ist der Abschnitt aus Draghis Rede, welcher Krugman besonders aufgefallen ist (meine freie Übersetzung aus dem Englischen):

„Der Euro ist wie eine Hummel. Das ist ein Geheimnis der Natur, weil sie nicht fliegen solllte. Aber sie tut es dennoch. So war der Euro wie eine Hummel, die mehrere Jahre sehr gut geflogen ist. Und jetzt, und ich denke, dass die Leute fragen, wie kommt das?, gab es wahrscheinlich etwas in der Atmosphäre, in der Luft, die dafür sorgte, dass die Hummel flog. Jetzt muss sich etwas in der Luft verändert haben. Und wir wissen, was, nach der Finanzkrise. Die Hummel muss aufsteigen, auf eine echte Biene. Und das ist, was sie nun tut“.

Erheblich später erklärt Draghi in seiner Rede, dass die EZB tun werde, was es braucht. „Eine Erklärung, auf die jeder aufgegriffen hat, die aber nur wenig bedeuten kann“, argumentiert Krugman.




Wir wissen jedoch, warum die Hummel hat fliegen können: massive Kapitalzuflüsse aus dem Kern der Eurozone an die Peripherie, was zu einem inflationären Boom an der Peripherie geführt hat, und was wiederum der deutschen Wirtschaft gestattet hat (die ja in den späten 1990er Jahren in einer Flaute steckte) an Wettbewerbsfähigkeit enorm zu gewinnen. Und so hat es zu einem Anstieg des Leistungsbilanzüberschusses in Deutschland geführt, ohne den schmerzhaften Weg der Deflation durchlaufen zu müssen.  Das bedeutet wiederum geringere Inflation in der Eurozone als Ganzes, leicht über 2% zwischen 1999-2007.

Um die Hummel weiter fliegen zu lassen, braucht man so etwas wie ein umgekehrtes Spiel: ein inflationärer Boom in Deutschland, sodass die Peripherie endlich an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen kann, ohne verwüstende Deflation. Und es würde eine höhere Inflation einschliessen, weil die erforderliche Anpassung grösser ist und weil die Peripherie einen kleineren Anteil am BIP des Euroraums hat, was in Zahlen bedeutet, dass die allgemeine Inflation gesamthaft höher sein muss, um den gegebenen Umfang der relativen Anpassung unterzubringen.

„Dies geschieht aber nicht annähernd. Deutschland ist wohl nahe Vollbeschäftigung, aber nicht in einem inflationären Boom. Die Inflationserwartungen belaufen sich im Euroraum auf weniger als eins Prozent. Und um auf eine wirklich Biene aufzusteigen, bedarf es Zeit, die Europa nicht hat“, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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