Jedes
Mal, wenn die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Entschlossenheit
unterstreicht, den Mindestkurs Franken pro Euro mit
aller Konsequenz durchzusetzen, kommt es in den Medien zu einem Aufruhr.
Zumal
SNB-Präsident Thomas Jordan inzwischen nicht
ausgeschlossen hat, wenn nötig, auf harsche Massnahmen wie Kapitalverkehrskontrollen und negative Zinsen zurückzugreifen. Im
Grunde genommen will die SNB damit die Glaubwürdigkeit ihrer geldpolitischen
Zielsetzung kundtun. Die blosse verbale Drohung soll also die spekulativen
Angriffe auf den Schweizer Franken unterbinden.
Unterdessen
hat Dänemark zum ersten Mal in der
Geschichte einen offiziellen negativen
Zinssatz, was kaum ein mediales Echo
ausgelöst hat.
Die
dänische Zentralbank hat nämlich am
Donnerstag der EZB folgend die Zinsen gesenkt: Der Leitzins beträgt nun 0,2%,
der Diskontsatz 0,0% und der CD-Rate (certificates
of deposit) minus 0,2%. Das
heisst, dass die Banken für die Einlagen, die sie bei der dänischen Zentralbank
deponieren(i.d.R. mit der Laufzeit von 7 Tagen), eine Art Gebühr zahlen müssen.
Leitzinsen
der dänischen Zentralbank, Graph: Danmark’s
Nationalbank, in: Current Economic and
Monetary Trends, Q. II, 2012.
Dänemark
ist EU Mitglied, aber nicht in der Eurozone. Die dänische Landeswährung Krone
(DKK) ist an den Euro gekoppelt, und zwar im Rahmen des ERM II. Das ist der Wechselkursmechanismus (WKM II), der eine maximale
Bandbreite von plus/minus 15% um den Wechselkurs der Währung zum Euro festlegt.
Dänemark verfolgt aber in der Praxis eine viel engere Bandbreite, wie FT Alphaville berichtet. Am WKM II, dem Wechselkursabkommen der EU nehmen zur
Zeit insgesamt drei Länder teil: Lettland, Litauen und Dänemark.
Dänemark
betreibt quasi ab sofort mit currency peg eine Art „natural experiment“
für negative Zinsen. Im Gegensatz zur EZB
ist das Hauptmotiv Dänemarks, die
Kapitalzuflüsse nach Dänemark zu stoppen. Es ist also eher vergleichbar mit der
Situation, in der sich die SNB seit
dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 befindet.
Die
Renditen wurden am Geld- und Anleihemarkt schon mal negativ. Aber die Banken
waren immer in der Lage, die Einlagen, die sie bei den non-banks eingesammelt hatten, bei der Zentralbank zu einem
positiven Ertrag (wenn auch minimal) wiederanzulegen. Dieses Arbitrage-Geschäft der Banken entfällt
jetzt. Wie werden die Banken nun damit umgehen? Sicherlich will die Zentralbank
mit der Abschaffung von positive carry
das Geld in riskantere Anlageinstrumente lenken.
Investoren
steuern Dänemark im Sog der Euro-Krise immer mehr als einen attraktiven Hafen
an, um Gelder zu parken. Denn es gibt (1) kaum Währungsrisiko gegenüber dem
Euro und (2) Hedging ist, falls der Euro auseinanderfällt, relativ günstig. Und
es gibt obendrauf keine Sanktionen am Devisenmarkt, wie FT Alphaville hervorhebt.
Die
dänische Zentralbank will damit das Geld in Richtung riskantere Anlageklassen
lenken. Eine Frage, die sich stellt, ist aber, ob die Kapitalzuflüsse dadurch
unterbunden werden können? Denn das Geld aus dem Ausland fliesst schliesslich
nicht in Form von Einlagen zu, sondern es wird in erster Linie in Staatsanleihen
investiert, die ja als sicher und liquid gelten. Die Einleger könnten nun geneigt
sein, immer mehr Gelder aus Einlagen in Staatspapiere zu verlagern. Die Rendite
der Staatsanleihen dürfte vor diesem Hintergrund weiterhin nach unten
tendieren. Im Übrigen steigen auch die Devisenreserven der dänischen
Zentralbank wie die der SNB seit Beginn der
Euro-Krise. Die dänische Zentralbank hat m.a.W. mit der Einführung von
negativen Zinsen für CD in den Devisenmarkt eingegriffen.
PS: Die dänische Zentralbank
hat zugleich auch die Obergrenze für Giroguthaben Hinterlegungen von bisher
23,2 Mrd. DKK auf 69,7 Mrd. DKK erhöht. Die Gelder sollen also von CDs in Giroguthaben
(current account) umgeschichtet
werden. Die Limits für Giroguthaben zielen darauf ab, die Gelder, die mit
sofortiger Wirkung für spekulative Zwecke zur Verfügung stehen, unter Kontrolle
zu bringen.
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