Während
die Debatte der Wirtschaftsprofessoren um die Beschlüsse des aktuellen EU-Gipfels
in Deutschland bitterlich weitergeführt wird und mehr Verwirrung als Aufklärung
stiftet, ist das „Manifest für ökonomische Einsicht (“A Manifesto for Economic Sense“), wie Paul Krugman und Richard
Layard heute mitteilen, bisher von 8’000 Menschen unterzeichnet worden.
Josef Joffe schreibt nun in einem Leserbrief an FT, dass die
Kernaussage des Manifesto sei, dass die öffentliche Hand die Ausgaben
aufrechterhalten solle, wenn der private Sektor weniger ausgebe. Er könne aber nicht
ganz ergründen , woher das Geld kommen soll?
„Griechenlands
Netto-Kreditaufnahme aus dem Ausland beträgt 10% des BIP, Italiens 3,1%,
Portugals 5%. Gemeinsam müssen Portugal, Italien, Irland, Griechenland und
Spanien sowie Frankreich mehr als 1‘000 Mrd. Euro Schulden bedienen und
Haushaltsdefizite decken, nicht gerechnet die Rekapitalisierung von Banken“, behauptet
Herausgeber von Die Zeit aus Hamburg.
„Die
Professoren Krugman und Layard dürfen sich auf einen Nobelpreis freuen, wenn
sie mit einer realistischen, im Gegensatz zu einer ermahnden Antwort aufkommen“,
schliesst Joffe zusammen.
Krugman
und Layard antworten in FT postwendend: „Die Antwort ist einfach“, schreiben die Urheber
des Manifesto: Weltweit sind die Defizite
des öffentlichen Sektors mit den Überschüssen des privaten Sektors automatisch
angeglichen.
Die
entscheidende Frage ist, auf welcher Höhe der Zinssätze und der Aktivität dies
geschieht. Wie im Manifesto betont wird, sind die Zinssätze in den USA,
Grossbritannien und Japan derzeit aussergewöhnlich niedrig. Sollten die
Defizite der öffentlichen Haushalte zunehmen, würden die Zinssätze in diesen
Ländern nur wenig steigen, besonders wenn, wie es wünschenswert ist, die zusätzliche
Schuldpapiere von der Zentralbank gekauft würden. Und die Wirtschaftstätigkeit
würde steigen.
Die
Eurozone hat ein besonderes Problem, weil der EZB untersagt ist, sich hinter
die Regierungen der Mitgliedsstaaten zu stellen. Solange dies nicht geschieht,
werden die Zinsen und die Aktivität in Europa zwangsläufig leiden, auch wenn
die Defizite der öffentlichen Haushalte in Spanien und Italien niedriger sind
als die in den USA, in Grossbritannien und Japan. Daher ist Reform der
Institutionen für die Eurozone entscheidend. Aber sie sollte durch weniger
Austerität ergänzt werden, erklären Krugman und Layard.
1 Kommentar:
Die Antwort von Krugman ist falsch. Die Diskussion (um nicht direkt "Streit" zu sagen), die er vor einiger Zeit mit Stephen Keen im Blog über das Thema endogenes Geld ausgetragen hat, hat Kurgmans Nichtverstehen in dieser Sache bereits gezeigt.
Buchhaltärisch hat Krugman recht: Jeder Kreditaufnahme steht eine Kreditvergabe gegenüber. Wenn die Kreditaufnahme des Staates jedoch bei einer Bank geschieht, bucht diese eine Guthaben auf dem Girokonto gegen die Forderung. In diesem Moment wird das Geld geschöpft. Damit löst sich aber die Sichtweise, der Kreditaufnahme des Staates würde ein entsprechendes Vermögen im privaten Sektor gegenüber stehen, in Luft auf.
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