Dienstag, 10. Juli 2012

“A Manifesto for Economic Sense” erfreut sich grosser Beliebtheit


Während die Debatte der Wirtschaftsprofessoren um die Beschlüsse des aktuellen EU-Gipfels in Deutschland bitterlich weitergeführt wird und mehr Verwirrung als Aufklärung stiftet, ist das „Manifest für ökonomische Einsicht (“A Manifesto for Economic Sense“), wie Paul Krugman und Richard Layard heute mitteilen, bisher von 8’000 Menschen unterzeichnet worden.

Josef Joffe schreibt nun in einem Leserbrief an FT, dass die Kernaussage des Manifesto sei, dass die öffentliche Hand die Ausgaben aufrechterhalten solle, wenn der private Sektor weniger ausgebe. Er könne aber nicht ganz ergründen , woher das Geld kommen soll?

„Griechenlands Netto-Kreditaufnahme aus dem Ausland beträgt 10% des BIP, Italiens 3,1%, Portugals 5%. Gemeinsam müssen Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien sowie Frankreich mehr als 1‘000 Mrd. Euro Schulden bedienen und Haushaltsdefizite decken, nicht gerechnet die Rekapitalisierung von Banken“, behauptet Herausgeber von Die Zeit aus Hamburg.

„Die Professoren Krugman und Layard dürfen sich auf einen Nobelpreis freuen, wenn sie mit einer realistischen, im Gegensatz zu einer ermahnden Antwort aufkommen“, schliesst Joffe zusammen.

Krugman und Layard antworten in FT postwendend: „Die Antwort ist einfach“, schreiben die Urheber des Manifesto: Weltweit sind die Defizite des öffentlichen Sektors mit den Überschüssen des privaten Sektors automatisch angeglichen.

Die entscheidende Frage ist, auf welcher Höhe der Zinssätze und der Aktivität dies geschieht. Wie im Manifesto betont wird, sind die Zinssätze in den USA, Grossbritannien und Japan derzeit aussergewöhnlich niedrig. Sollten die Defizite der öffentlichen Haushalte zunehmen, würden die Zinssätze in diesen Ländern nur wenig steigen, besonders wenn, wie es wünschenswert ist, die zusätzliche Schuldpapiere von der Zentralbank gekauft würden. Und die Wirtschaftstätigkeit würde steigen.

Die Eurozone hat ein besonderes Problem, weil der EZB untersagt ist, sich hinter die Regierungen der Mitgliedsstaaten zu stellen. Solange dies nicht geschieht, werden die Zinsen und die Aktivität in Europa zwangsläufig leiden, auch wenn die Defizite der öffentlichen Haushalte in Spanien und Italien niedriger sind als die in den USA, in Grossbritannien und Japan. Daher ist Reform der Institutionen für die Eurozone entscheidend. Aber sie sollte durch weniger Austerität ergänzt werden, erklären Krugman und Layard.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Antwort von Krugman ist falsch. Die Diskussion (um nicht direkt "Streit" zu sagen), die er vor einiger Zeit mit Stephen Keen im Blog über das Thema endogenes Geld ausgetragen hat, hat Kurgmans Nichtverstehen in dieser Sache bereits gezeigt.

Buchhaltärisch hat Krugman recht: Jeder Kreditaufnahme steht eine Kreditvergabe gegenüber. Wenn die Kreditaufnahme des Staates jedoch bei einer Bank geschieht, bucht diese eine Guthaben auf dem Girokonto gegen die Forderung. In diesem Moment wird das Geld geschöpft. Damit löst sich aber die Sichtweise, der Kreditaufnahme des Staates würde ein entsprechendes Vermögen im privaten Sektor gegenüber stehen, in Luft auf.