Mittwoch, 18. Juli 2012

Warum sind einige Ökonomen gescheitert?


Ökonomen wurden wegen ihrer mangelhaften Performance während der Finanzkrise zu Recht kritisiert. Aber nicht die ganze Kritik war fair, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Essay („Bubbles and Bailouts: Why Some Economists Failed”)  in The Fiscal Times.

Es ist wahr, dass Makroökonomen als Gruppe die Anzeichen der Katastrophe, die die Wirtschaft traf, nicht erkannt haben. Es gab ein paar einsame Stimmen, die davor warnten, dass sich im Immobilienmarkt eine gefährtliche Blase bildete, aber sie wurden meisten ignoriert. Und auch nachdem die wirtschaftlichen Probleme erkennbar waren, hat es eine längere Zeit in Anspruch genommen, als es sein sollte, um das Problem der Bilanz-Rezession zu diagnostizieren, betont der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die Versuche, den Nachfrageausfall, welcher auf Unternehmen lastet, zu ersetzen, die Bilanzen der privaten Haushalte zu reparieren und die Arbeitsplätze zu schaffen, verfehlten jedoch das Ziel weit.

Aber Thoma glaubt nicht, dass die Ökonomen dafür die Verantwortung tragen. Es gab keinen Mangel an Bemühungen, die wirtschaftspolitischen Massnahmen zu ergreifen. Die Frage ist aber, warum niemand zugehört hat.

Was die Fiskalpolitik betrifft: Die Antwort ist deutlich und einfach. (a) Der US-Kongress ist gespalten, hebt Thoma hervor. Der Kongress, der nicht mehr in der Lage ist, für das Gemeinwohl zu arbeiten, ist deutlich dysfunktional. (b) Diese Dysfunktionalität gepaart mit dem Einfluss der Big-Money-Interessen veranlasst den Kongress, auf falsche Stimmen zu achten. Anstatt auf Ökonomen zu hören, die über die Rezession richtig lagen, hat der Kongress den Stimmen zugehört, die alles falsch hatten, legt Thoma dar. 

Es waren dieselben Leute, die uns versicherten, dass die Probleme leicht überwunden werden könnten, auch wenn es eine Blase gäbe. Genau dieselben Leute, die die Deregulierung des Finanzsektors förderten, drücken jetzt die Austeritätspolitik durch und beschwören Inflationsangst herauf. Nichts davon war hilfreich.

Dieselben Ökonomen erzählen Republikanern und zentristischen Demokraten, was die Politiker hören wollen. Es sind Dinge, die es der Politik ermöglicht, schwierige Entscheidungen zu vermeiden und der eigenen ideologischen Agenda zu folgen. Der Kongress wollte aber auf Ökonomen, die damit nicht einverstanden waren, einfach nicht hören.

Was die Geldpolitik betrifft: Die Fed sollte eigentlich frei von politischen Zwängen sein, die es dem Kongress so schwer machen, die richtigen Massnahmen zu treffen. Die Mitglieder des geldpolitischen Aussschusses der US-Notenbank sind zumeist Ökonomen, sodass die Politiker für die Probleme nicht verantwortlich gemacht werden können, argumentiert Thoma. Doch die Fed war viel zu zaghaft und ängstlich in ihrer Reaktion auf die Rezession, weil sie wahrscheinlich befürchtet hat, dass ein Ausbruch der Inflation die Glaubwürdigkeit und die Unabhängigkeit der US-Notenbank beeinträchtigen könnte.

Zum Beispiel verfehlt die Fed derzeit die beiden Ziele im Hinblick auf die Inflation und die Beshäftigung. Ökonomen ausserhalb der Fed von rechts und links sind sich weitgehend einig über die Notwendigkeit, dass die Fed aggressivere Politik an den Tag legen müsste. Aber die Fed weilt sich in einem „wait-and-see“-Modus.

„Wir können unsere Wirtschaftsmodelle reparieren und wir können auch unsere politische Institute festlegen. Aber wie können wir die Ökonomen, die im Wege stehen, um eine bessere Politik zu bieten, ausbessern?“, fasst Thoma als Fazit zusammen.

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