Mittwoch, 4. Juli 2012

EU-Gipfel-Beschlüsse und Euro-Anleihemärkte


Eine der grössten Schwächen der Eurozone liegt in der Tatsache, dass die Probleme der Banken jeweils von den nationalen Regierungen gelöst werden müssen, wo die Banken domiziliert sind, schreibt Paul De Grauwe in einem ausgezeichneten Artikel  („Why the EU summit decisions may destabilise government bond markets“) in voxeu.

Das Ergebnis ist, dass die Insolvenz der Banken die Zahlungsfähigkeit der betreffenden Staaten droht, was zu einem Teufelskreis von interagierenden Solvenzkrisen von lokalen Banken und Staaten führt, hebt der an der University of Leuven lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Die Abhängigkeit zwischen Staaten und Banken ist daher der Schlüssel zur Schaffung eines stabileren finanziellen Umfeldes in der Eurozone, bemerkt De Grauwe ähnlich wie Thomas Jordan und Karl Whelan.

De Grauwe begrüsst die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels, was die neuen zwei Aufgaben des EMS betrifft. Der ESM darf in Zukunft (1) die angeschlagenen Banken direkt rekapitalisieren und (2) am Sekundärmarkt Staatsanleihen ankaufen. De Grauwe bezweifelt jedoch, dass der ESM die Märkte für Staatsanleihen stabilisieren kann.

Denn der ESM verfügt über finanzielle Mittel in Höhe von 500 Mrd. Euro. Die Summe der ausstehenden Staatsanleihen von Italien beläuft sich auf 2‘000 Mrd. Euro und die von Spanien auf 800 Mrd. Euro. Es ist sofort ersichtlich, dass der ESM nicht in der Lage ist, eine Krise in einem dieser beiden Länder aufzuhalten, geschweige denn in den beiden Ländern zusammen.

Der einzige Weg, um die Märkte für Staatsanleihen zu stabilisieren, ist, die EZB einzubeziehen, entweder indirekt durch die Vergabe einer Banklizenz an den ESM, sodass der Bailout Fund auf die Ressourcen der EZB zurückgreifen darf, oder direkt durch Interventionen der EZB. Die europäischen Politiker sind weder in der Lage noch willens, diesen notwendigen Schritt zu tun, um die Eurozone zu stabilisieren, argumentiert De Grauwe.

Die EZB ist die einzige Institution, die Panik in den Märkten für Staatspapiere verhindern kann, weil sie als geldschöpfende Institution eine unendliche Fähigkeit hat, Staatsanleihen zu kaufen. Die Tatsache, dass die Ressourcen unendlich sind, ist der Schlüssel, um die Renditen am Anleihenmarkt zu stabilisieren, erklärt De Grauwe. Und es ist der einzige Weg, um Glaubwürdigkeit im Markt zu gewinnen.

PS:

Auch Wolfgang Münchau deutet in einem Artikel in FT darauf hin, dass die wirkliche Einschränkung für ESM-Anleihekäufe weniger mit den Regeln, vielmehr mit der Gesamtgrösse des Rettungsfonds zu tun hat. Egal, wie man dreht und wendet, der ESM ist mit 500 Mrd. Euro einfach nicht gross genug.

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