Sonntag, 8. Juli 2012

Europäische Währungsunion und Trilemma


Wer kennt den Teufelskreis von Euro nicht, wo angeschlagene Banken und Staaten mit wachsenden Schulden sich gegenseitig bedrohen, in eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale nach unten zu ziehen?

Es wird nun Zeit, ein neues Wort dazu zu lernen, welches die Ängste derjenigen erfasst, die nach einer langfristigen Stabilität der Europäischen Währungsunion (EWU) Ausschau halten: Trilemma, schreibt NY Times in einem lesenswerten Artikel.

Der Begriff, der vor einigen Jahren von einem Ökonomen an der Harvard University geprägt wurde, tritt jetzt in Erscheinung, um die heiklen politischen Optionen, mit denen die 17 Länder der Eurozone konfrontiert sind, zusammenzufassen.

Um die EWU auf lange Sicht funktionieren zu lassen, haben sich europäische Staats- und Regierungschefs geeinigt, ihre Volkswirtschaften umfassend einzugliedern.

Laut der Trilemma Theorie, zum Teil aus Studien über die wirtschaftlichen Krisen in den 1930er und 1940er Jahren erstellt, ist es möglich, zwei von drei Dingen zu haben: tiefe wirtschaftliche Integration, demokratische Politik und autonome Nationalstaaten.

Aber die Theorie besagt, dass es nicht möglich ist, alle drei zu haben.

Um in der Eurozone unter den gegenwärtigen Bedingungen zu bleiben, sind Länder wie Griechenland, Italien und Spanien gezwungen, die Entscheidungskompetenz aufzugeben, um den Regeln, die von Deutschland auferlegt werden, zu folgen, bemerkt Dani Rodrik, der Vater der Trilemma Theorie.

Dies schafft Spannungen in Sachen Demokratie zu Hause. Letzlich wird die extern auferlegte Austerität unvereinbar mit der Demokratie zu Hause, beschreibt Rodrik. Der an der John F. Kennedy School of Government, Harvard, internationale politische Ökonomie lehrende Professor hat die Idee im Jahr 2000 entwickelt, also lange bevor die Euro-Krise begann. Aber er sagt, dass die Probleme der EU ein perfektes Beispiel für seine Theorie darstellt.

Es ist viel mehr als eine obskure akademishe Debatte. Fast jeder akzeptiert mittlerweile, dass jetzt eine viel engere wirtschaftliche Integration notwendig ist, um den Euro zu retten, fasst NY Times zusammen.

Was schlägt aber Rodrik vor, um das Trilemma-Problem im Euro-Raum zu lösen?

Eine Lösung wäre aus seiner Sicht, dass die Wähler in Griechenland, Spanien und Italien durch ein transnationales System der Demokratie an den EU-Entscheidungen teilnehmen.

Das wäre so etwas wie das US-Federal System, wo die Bundesregierung den einzelnen Ländern nicht aus der Patsche hilft, aber sich um die Bewohner von Florida, Kalifornien usw. direkt kümmert, weil die durch ihre Kongressabgeordneten und Senatoren vertreten sind.

Eine Alternative wäre laut Rodrik, dass diese Ländern die Eurozone verlassen, indem sie grössere wirtschaftliche und finanzielle Integration opfern, um Souveränität und demokratischen Raum zu gewinnen.

Dies ist im Wesentlichen das Trilemma, wie es für die Eurozone funktioniert. Es besagt, dass die Wirtschaftsunion politische Union erfordert. Die Wahl für Europa ist entweder mehr politische Union oder weniger Union, es sei denn, das heisst, finanziell angeschlagene Länder sind bereit, die Demokratie aufzugeben, legt Rodrik dar. 

PS:


Mehr zum Thema Trilemma in diesem Blog: Impossible Trinity-Modell

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