Deutschland
hat gestern eine zweijährige Schatzanweisung in Höhe von 4,17 Mrd. Euro für eine
negative Rendite von -0,06% verkauft.
Der
Bund hat neulich auch Papiere mit 6 Monaten Laufzeit für eine negative Rendite begeben.
Damit hat sich zum ersten Mal auf einer Auktion für die mittelfristige
Mittelaufnahme eine negative Rendite ergeben.
Anleger
scheinen bereit zu sein, als Gegenleistung für das Privileg, an Deutschland
Kredit verleihen zu dürfen, einen garantierten Verlust zu akzeptieren,
berichtet Reuters
in einem lesenswerten Artikel. Das heisst, dass die Anleger davon ausgehen,
dass der Nennwert am Ende der Laufzeit ausbezahlt werde, komme da, was wolle,
auch wenn dafür jetzt eine Art Gebühr erhoben werde.
Heute
Morgen sehen die Renditen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve in Deutschland wie folgt aus.
Hauptsächlich von Minuswerten geprägt:
3
Monate: 0.0%,
6
Monate: -0.02%,
1
Jahr: -0.016%,
2
Jahre: -0.058%,
3
Jahre: -0.013%.
Bemerkenswert
ist aber, dass das Ergebnis der Versteigerung der zweijährigen Schatzanweisung in
Deutschland einen weiteren Meilenstein im Zusammenbruch der
Renditen quer durch den Euro-Raum kennzeichnet.
Die
Schuldtitel weisen in den Niederlanden
und Finnland bis in die Laufzeit von
Mitte 2014 negative Renditen aus. Die französischen
Staatspapiere sind am kurzen Ende der Ertragskurve bereits seit einer Woche im
Minus. Auch die belgischen
kurzfristigen Wechselverbindlichkeiten werden seit Dienstag mit einer negativen
gehandelt. Die Zinsen am Schweizer Geldmarkt sind seit einem Jahr negativ.
Viele
Investoren sehen den Erfolg im heutigen, depressiven Marktumfeld darin,
Verluste zu vermeiden, nicht darin, dass sie versuchen, Gewinne zu machen. Die Eckpfeile
sind daher Sicherheit und Liquidität und es gilt der Grundsatz, dass Komplexitität
der Feind der Transparenz ist und die Einfachheit das Kennzeichen für das
Vertrauen.
Welche
Auswirkungen ergeben sich aber daraus? Auf lange Sicht sind sicherlich die
alternde Bevölkerung und das Sparverhalten davon betroffen. Worauf es ankommt,
sind die realen Erträge im Verhältnis zu Löhnen. Die Lohnstagnation dürfte
dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Auf
kurze Sicht gibt es Auswirkungen auf die Devisenmärkte, was z.B. Carry Trade Geschäfte betrifft. Das 2-Jahres-Zinsgefälle
(Japan minus Deutschland) hat sich am kurzen Ende ausgeweitet, wie Sober Look hervorhebt. Das heisst, dass
einige Investoren jetzt „long yen-short euro“ Positionen einnehmen. Der Yen
wird gegen den Euro hochgetrieben. Der Euro/Yen Wechselkurs hat gestern einen
neuen Tiefpunkt erreicht.
Das
würde dem deutschen Exportgeschäft zu Gute kommen, und zwar auf Kosten von
Japan. Das ist eine bemerkenswerte Implikation der Senkung des Zinssatzes für
die Einlagefazilität durch die EZB. So wie es bisher aussieht, dürfte Deutschland
davon am meisten profitieren, weil die Währungsabwertung die deutsche
Wettbewerbsfähigkeit verstärken wird. Ob es die Absicht der EZB war oder nicht,
mag dahin gestellt sein. Aber es war kein Zufall, dass die eine Überschrift
eines jüngesten Eintrags in diesem Blog lautete: Currency Wars: EZB versus SNB.
EZB-Präsident
Mario Draghi hat auf der Pressekonferenz
am 5. Juli auf die Frage, ob das EZB-Direktorium negative Zinsen in Abwägung
ziehe, v.a. nachdem es den Zinssatz für Einlagafazilität von 0,25% auf 0,00%
gesenkt hat, gesagt, dass negative Zinssätze zu den ausserordentlichen
Massnahmen der Zentralbank gehören. Das EZB-Direktorium habe aber bisher über
negative Nominalzinsen nicht diskutiert.
Zur
Erinnerung: Am gleichen Tag hat die Zentralbank Dänemarks den Zinssatz für CD offiziell auf minus 0,2% festgelegt.
Die
Frage ist, welche Rolle die Deflation
im Euro-Raum insgesamt spielen wird, vor allem, wenn man bedenkt, dass die
Kassehaltung bei einer negativen Inflationsrate und einem Nominalzins von Null
Prozent ein positiver Realzins bedeutet. Was den Kollateralschaden betrifft,
könnte die wachsende Nachfrage nach Bargeld (cash) so weit kommen, dass die normalen Bankeinlagen durch
Schliessfächer (safety deposit boxes)
ersetzt werden, was sicherlich eine negative Auswirkung auf die Bilanz der
Banken hätte. Der IWF hat vor diesem
Hintergrund gestern erstmals vor einer Deflationsgefahr im Euroland gewarnt.
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