Wahnsinn!
Spanien soll laut dem Premier Minister Mariano
Rajoy weitere 65 Mrd. Euro sparen. Es handelt sich dabei mittlerweile um das vierte
Sparpaket, welches von der konservativen Regierung geschnürt wurde. Die Mehrwertsteuer soll von 18% auf 21%
erhöht werden. Das bedeutet Privatkonsum Ade! Und verstärkte Schrumpfung der
Wirtschaft. Die Gemeinden sollen 3,5 Mrd. Euro sparen. Das bedeutet mehr arbeitslose
Menschen. Spanien hat mit mehr als 24% ohnehin die höchste Arbeitslosenquote in
Europa.
„Es
macht keinen Spass, Ministerpräsident eines verschuldeten Landes ohne eigene
Währung zu sein“, bemerkt Paul Krugman
in seinem Blog. Im Gegensatz zu
den USA oder Grossbritannien hat Spanien keine einfachen Optionen.
Das
heisst, dass die neuen Sparmassnahmen der spanischen Regierung überhaupt keinen
Sinn machen, hält der Träger des Wirtschaftsnobelpreises fest.
Die
Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen werden die Depression in Spanien vertiefen. Welchem Zweck soll also das
Sparpaket dienen?
Spanien
sieht einem drei-stufigen Problem
gegenüber, erklärt Krugman. Auf der obersten Stufe ist das Problem der Banken. Darunter ist das Problem der Staatsschulden. Was das Schuldenproblem
so schwerwiegend macht, ist, jedoch das zugrunde liegende Problem der Wettbewerbsfähigkeit: Spanien muss
seine Exporte steigern, um die Arbeitsplätze, die während des Platzens der
Immobilienblase verloren gegangen sind, wiederherzustellen. Und Spanien sieht
einer seit Jahren angeschlagenen Wirtschaft gegenüber, bis die Kosten im
Verhältnis zum Rest von Europa genug fallen, um die benötigte Verstärkung der
Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.
Phillipskurve
Spanien, rigide Nominallöhne, Graph: Prof. Paul Krugman
Welchen
Beitrag sollen die neuen Sparmassnahmen zur Lösung all dieser Probleme leisten?
OK, Spaniens Haushaltsdefizit wäre kleiner. Nicht um 63 Mrd. Euro kleiner, da
die weitere Schrumpfung der spanischen Wirtschaft die Einnahmen reduzieren wird. Sagen wir also, dass es 40 bis 45 Mrd.
Euro weniger Schulden sind, die rund 4% des spanischen BIP entsprechen. Denkt
jemand daran, zu sagen, dass das wirklich einen grossen Unterschied machen
würde, was die langfristige finanzpolitische Perspektive betrifft oder das
Vertrauen der Investoren wiederherstellen würde?
Wie
sieht es mit der Wettbewerbsfähigkeit aus? Wenn man ehrlich und brutal ist: die
EU-Strategie ist im Grunde genommen, dass die Schuldnerländer relative Deflation über hohe Arbeitslosigkeit
anstreben. Man beachte dabei die Phillips Kurve, hebt Krugman hervor.
Die
Kurve verläuft bei hoher Arbeitslosigkeit sehr flach, was die Indizien
nahelegen. Wenn nichts anderes, liefert die Krise überwältigende Beweise dafür,
dass die Nominallöhne nach unten starr sind: das ist real und ein wichtiger Faktor.
Nun
denke man darüber nach, was Spanien macht: es bewegt sich im Grunde genommen
von A zu B, was die Arbeitslosigkeit höher treibt. Es kann laut Krugman möglicherweise
zu einer leichten Beschleunigung der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in
Spanien führen. Aber es wird nicht signifikant sein.
Rajoy
setzt eine imposante harsche Austeritätspolitik um, welche die Arbeitslosigkeit
erhöhen, aber sonst in Bezug auf die fiskalischen Probleme oder in Sachen
Wettbewerbsfähigkeit nichts Signifikantes voranbringen wird. Wie kann das Ganze Sinn machen, möchte
der an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor wissen.
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