Freitag, 27. Juli 2012

Geld ist gratis


Die angeblich ernsthaften Leute sprechen bereits seit Jahren düstere Warnungen über die Folgen der hohen Haushaltsüberschüsse aus, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Money for Nothing“) am Freitag in NY Times.

Beim Defizit handelt es sich überwiegend um das Ergebnis der anhaltenden wirtschaftlichen Krise. Im Mai 2009 hat Niall Ferguson, Harvard University erklärt, dass die „Flutwelle der Ausgabe von Anleihen“ die US-Zinsen in die Höhe schiessen würde. Im März 2011 hat Erskine Bowles, der co-chairman der unseligen Haushaltskommission des Präsidenten Obama gewarnt, dass die „Märkte uns verwüsten“ werden, wahrscheinlich innerhalb von zwei Jahren , wenn demnächst keine Massnahmen getroffen würden, um das Haushaltsdefizit unter Kontrolle zu bringen. Und so weiter.

Laut Bowles sind also nur wenige Monate ausstehend. Aber auf dem Weg zu der vorausgesagten Fiskalkrise ist etwas Lustiges passiert, beschreibt Krugman: die Fremdkapitalkosten der USA sind gesunken, und zwar auf den niedrigsten Stand in der Geschichte des Landes, anstatt durch die Decke zu schiessen.

Was ist also los? Die wichtigste Antwort ist laut Krugman, dass das, was passiert, wenn die Wirtschaft einen „deleveraging shock“ (Schock des Schuldenabbaus) erlebt, wo jederman versucht, die Schulden gleichzeitig abzuzahlen. Die Kreditaufnahme der privaten Haushalte sind gestürzt. Unternehmen hocken auf Bargeld, weil sie keinen Anlass sehen, Kapazitäten zu erweitern, wenn es keinen Umsatz gibt. Also kaufen sie Staatsanleihen, auch zu sehr niedrigen Renditen, aus Mangel an Alternativen. Darüber hinaus betteln sie durch die Bereitstellung des billigen Geldes die Staaten an, mehr Schuldtitel auszugeben.

Und die Regierungen sollten auf den Wunsch eingehen, und sich nicht mit kurzfristigen Defiziten quälen, legt Krugman dar, und fügt einen obligatorischen Vorbehalt hinzu: „ja, wir haben ein langfristiges Haushaltsproblem und wir sollten dieses Problem schrittweise lösen, v.a. durch die Bremsung der Kosten im Gesundheitswesen. Aber es ist einfach wahnsinnig, Lehrer/innen zu entlassen und Infrastrukturprojekte zu annullieren, zu einem Zeitpunkt, wo Investoren null- oder negative Zinsen für die Finanzierung anbieten“.

Man braucht nicht einmal ein keynesianisches Argument über Arbeitsplätze vorzutragen. Alles, was Sie tun müssen, ist, dass es, wenn das Geld billig ist, eine gute Zeit ist, zu investieren. Und sowohl Bildung als auch Infrastruktur sind Investitionen in Amerikas Zukunft, hebt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hervor: „Wir werden wahrscheinlich einen grossen und völlig grundlosen Preis dafür zahlen, wie sie verwildert werden“.

Das heisst, Sie sollten auch ein Keynesianer sein. Die Erfahrung der letzten Jahre, v.a. das spektakuläre Scheitern der Austeritätspolitik in Europa wurde eine dramatische Demonstration des grundlegenden Arguments von Keynes: Ausgabenkürzung in einem Abschwung (d.h. einer depressiven Wirtschaft) drückt die Wirtschaft weiter nach unten, unterstreicht Krugman.

Es ist also Zeit, die angeblich weisen Männern zu beachten, die die politische Diskussion entführt und das Haushaltsdefizit in die Mitte des Gesprächs gerückt haben. Sie waren über alles falsch und in diesen Tagen sagen uns sogar die Finanzmärkte, dass wir uns mehr auf das Wachstum und die Beschäftigung konzentrieren sollten.

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