Die
angeblich ernsthaften Leute sprechen bereits seit Jahren düstere Warnungen über
die Folgen der hohen Haushaltsüberschüsse aus, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Money for Nothing“) am Freitag in NY Times.
Beim
Defizit handelt es sich überwiegend um das Ergebnis der anhaltenden
wirtschaftlichen Krise. Im Mai 2009 hat Niall Ferguson, Harvard University erklärt, dass die „Flutwelle der Ausgabe von Anleihen“
die US-Zinsen in die Höhe schiessen würde. Im März 2011 hat Erskine Bowles, der
co-chairman der unseligen Haushaltskommission des Präsidenten Obama gewarnt,
dass die „Märkte uns verwüsten“ werden, wahrscheinlich innerhalb von zwei
Jahren , wenn demnächst keine Massnahmen getroffen würden, um das
Haushaltsdefizit unter Kontrolle zu bringen. Und so
weiter.
Laut
Bowles sind also nur wenige Monate ausstehend. Aber auf dem Weg zu der
vorausgesagten Fiskalkrise ist etwas Lustiges passiert, beschreibt Krugman: die
Fremdkapitalkosten der USA sind gesunken, und zwar auf den niedrigsten Stand in
der Geschichte des Landes, anstatt durch die Decke zu schiessen.
Was
ist also los? Die wichtigste Antwort ist laut Krugman, dass das, was passiert,
wenn die Wirtschaft einen „deleveraging
shock“ (Schock des Schuldenabbaus) erlebt, wo jederman versucht, die
Schulden gleichzeitig abzuzahlen. Die Kreditaufnahme der privaten Haushalte
sind gestürzt. Unternehmen hocken auf Bargeld, weil sie keinen Anlass sehen, Kapazitäten
zu erweitern, wenn es keinen Umsatz gibt. Also kaufen sie Staatsanleihen, auch zu
sehr niedrigen Renditen, aus Mangel an Alternativen. Darüber hinaus betteln sie
durch die Bereitstellung des billigen Geldes die Staaten an, mehr Schuldtitel
auszugeben.
Und
die Regierungen sollten auf den Wunsch eingehen, und sich nicht mit
kurzfristigen Defiziten quälen, legt Krugman dar, und fügt einen
obligatorischen Vorbehalt hinzu: „ja, wir haben ein langfristiges
Haushaltsproblem und wir sollten dieses Problem schrittweise lösen, v.a. durch
die Bremsung der Kosten im Gesundheitswesen. Aber es ist einfach wahnsinnig,
Lehrer/innen zu entlassen und Infrastrukturprojekte zu annullieren, zu einem
Zeitpunkt, wo Investoren null- oder negative Zinsen für die Finanzierung
anbieten“.
Man
braucht nicht einmal ein keynesianisches Argument über Arbeitsplätze vorzutragen.
Alles, was Sie tun müssen, ist, dass es, wenn das Geld billig ist, eine gute
Zeit ist, zu investieren. Und sowohl Bildung als auch Infrastruktur sind
Investitionen in Amerikas Zukunft, hebt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hervor: „Wir
werden wahrscheinlich einen grossen und völlig grundlosen Preis dafür zahlen,
wie sie verwildert werden“.
Das
heisst, Sie sollten auch ein Keynesianer sein. Die Erfahrung der letzten Jahre,
v.a. das spektakuläre Scheitern der Austeritätspolitik in Europa wurde eine
dramatische Demonstration des grundlegenden Arguments von Keynes:
Ausgabenkürzung in einem Abschwung (d.h. einer depressiven Wirtschaft) drückt die
Wirtschaft weiter nach unten, unterstreicht Krugman.
Es
ist also Zeit, die angeblich weisen Männern zu beachten, die die politische
Diskussion entführt und das Haushaltsdefizit in die Mitte des Gesprächs gerückt
haben. Sie waren über alles falsch und in diesen Tagen sagen uns sogar die
Finanzmärkte, dass wir uns mehr auf das Wachstum und die Beschäftigung
konzentrieren sollten.
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